Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufelsfrucht

Teufelsfrucht

Titel: Teufelsfrucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
Vom Netzwerk:
Besinnung verloren haben.
    Valéries brauner Schopf geriet in Bewegung. Die Gabin-Erbin blickte zu ihm hinüber. »Guten Morgen, Xavier. Wie geht’s dir?«
    »Wie nach einer durchzechten Nacht – mein Schädel fühlt sich an, als wäre er voller Gips. Ansonsten fehlt mir nichts, glaube ich zumindest. Ich kann mich allerdings nicht an alles erinnern.«
    »Du warst im Haus von diesem verrückten Gero Wyss. Er hat dich mit irgendwelchen Chemikalien vollgestopft – der Arzt sagte mir, du seist komplett weggetreten gewesen. Dann hat eine französische Spezialeinheit die Berghütte gestürmt. Wyss’ Leibwächter hat sich ihnen in den Weg gestellt und eine Schießerei angefangen. Die Polizei hat ihn getötet. Wyss selbst hat auch was abbekommen, Streifschuss am Arm.« Sie stand auf und streckte sich. »Er sitzt jetzt in Untersuchungshaft. Die PJ vermutet, dass er was mit den Morden an Boudier und Ricard zu tun hat. Ich hab der Polizei bereits das Transkript ausgehändigt. Und unter diesen Umständen wird Valedictum ihnen vermutlich auch die Originalaufnahmen schicken.«
    Valérie rückte ihren Stuhl an sein Bett und nahm seine Hand. Einen Moment lang saßen sie schweigend da und schauten einander nur an.
    Nach einer Weile sagte Kieffer: »Dann ist Wyss hoffentlich dran. Ich möchte mal sehen, wie er sich da rausreden will.«
    »Wie hast du das eigentlich gemacht, du Superdetektiv? Das mit der Aufnahme, meine ich.«
    »Erinnerst du dich, wie wir am Knuedler frühstücken waren und du mir gezeigt hast, wie Ricards digitaler Aufnahmedienst funktioniert? Du hast dafür mein Handy verwendet. Deshalb war die Nummer noch in derAnrufliste gespeichert. Wyss hat mich gezwungen, auf meinen Restaurant-Anrufbeantworter zu sprechen, damit mein plötzliches Verschwinden nicht auffällt. Danach sollte ich das Handy weglegen. In dem Moment wurde mir klar, dass dies meine einzige Chance ist, und da habe ich mit einem schnellen Knopfdruck, den Wyss zum Glück nicht bemerkt hat, die Valedictum-Nummer angewählt. Ich wusste, dass dann alles, was wir sagen, aufgezeichnet würde.«
    Kieffer suchte nach einem Glas Wasser. Valérie ging ins Bad und füllte ihm einen Becher. Nachdem sie zurückgekommen war, fragte er: »Wo sind wir hier eigentlich?«
    »In Lyon«, sagte sie. »Die Ärzte wollen noch ein paar Tests machen – aber sie sagen, du kannst vermutlich schon heute Nachmittag nach Hause gehen.«
    »Wie habt ihr mich eigentlich so schnell gefunden?«
    »Na ja, dein Steinzeithandy muss fast leer gewesen sein und hat nur einen Bruchteil des Gesprächs mit Wyss aufgezeichnet.«
    Kieffer schlug mit der flachen Hand auf die Matratze. »So ein Pech!«
    »Vermutlich dein Glück. Denn als das Telefon den Geist aufgab und die Verbindung abriss, wurde euer Gespräch umgehend von Valedictum bearbeitet. Irgendwann gegen Mittag bekam ich dann dieses seltsame Transskript auf meinen Blackberry geschickt. Da war mir sofort klar, dass du in Schwierigkeiten steckst. Ich hab dann die PJ angerufen.«
    »Und die Polizei hat dann mein Handy lokalisiert?«
    »Ach was, die wollten gar nichts tun. Ein Luxemburger, der in der Schweiz gekidnappt wurde? Außerhalb ihrer Jurisdiktion, uninteressant. Die Verbindung zu Boudier und Ricard erschien ihnen ebenfalls zu vage. Der zuständige Kommissar hat mir gesagt, sie würden die Sache zunächst prüfen. Ich war unglaublich wütend. Ich hatte solche Angst um dich.«
    »Aber irgendwie musst du sie dann doch überzeugt haben.«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Ich hab Allégret angerufen, dann ging alles ganz schnell.«
    »Wer ist das jetzt wieder, einer deiner einflussreichen Freunde?«
    »François Allégret.«
    Kieffer schaute sie verständnislos an. Sie nahm wieder seine Hand und streichelte sie sanft.
    »Du Armer, musst ganz schön was abbekommen haben. Allégret? Der Bürgermeister von Paris? Ist ein guter Bekannter von mir, und er schuldet mir was. Er isst nämlich für sein Leben gern und lässt sich von mir am laufenden Band mit Restauranttipps versorgen.«
    »Du hast dem Pariser Bürgermeister verraten, wo er das perfekte Entrecôte Bercy bekommt – und im Gegenzug hat er dem Polizeipräfekten Dampf gemacht?«
    »So ungefähr, aber er hat es bestimmt nicht nur wegen meiner Restauranttipps getan. Anders als dieser dämliche Kommissar hat François gleich erkannt, dass ihm eine Mordspublicity winkt. Er ist ein eitler Hund – und da sah er vor seinem geistigen Auge natürlich sofort die Schlagzeile: ›Komplott

Weitere Kostenlose Bücher