Teufelsherz (German Edition)
war bei jedem seiner Spiele … Oh Gott, Emily, wie sehr ich dich beneidet habe. Nach jedem Spiel ist er zu dir gelaufen, hat dich hochgehoben und abgeknutscht.«
»Er hat mich abgeknutscht?« Emily hätte beinahe den Kakao auf das hübsche Tischdeckchen gespuckt. »Glaub mir, daran würde ich mich erinnern. Und er auch, weil ich ihm dafür ordentlich eins hinter die Löffel gegeben hätte.«
»Aber sicher hat er das. Deswegen dachte ich ja auch, ihr wärt zusammen. Er sieht dich immer so verliebt an.«
Es war eine ganz natürliche Reaktion, dass sie plötzlich so grün wie die Wand hinter ihr wurde. Die Vorstellung war einfach zu absurd. Und doch war ihr eben ein kräftiger Schreck in die Glieder gefahren. »Annie, wenn da etwas war, dann ein Kuss auf die Wange, das macht er öfter, doch das hat nichts zu bedeuten. Und ja, vielleicht hat er mich früher einmal verliebt angesehen, als da … irgendetwas war. Aber das ist lange vorbei.«
Annie zuckte mit den Schultern, in ihren Augen aber lagen Zweifel. »Ich bin jedenfalls froh, dass ich Zeit mit ihm verbringen kann«, sagte sie nach einem weiteren Schluck der süßen Giftmischung. »Auch wenn wir nur Freunde sein können. In seiner Gegenwart fühle ich mich wie der größte Idiot und eine Königin zugleich.«
Emily umklammerte ihre Tasse und lehnte sich in dem Stuhl zurück. Sie sah aus dem Fenster und blickte auf die Kronberge, die im Abendlicht rot zu glühen schienen. Den Stich in ihrem Herzen versuchte sie zu ignorieren. Wie gut sie das Gefühl kannte, von dem Annie sprach, und wie sehr sie es gleichzeitig liebte und hasste. Was würde sie dafür geben, ebenso offen in Schwärmerei verfallen zu können, sich mit einer Freundin zu beraten, wie sie sich verhalten sollte und in dümmliches Gekicher auszubrechen. Das alles würde sie niemals tun können, denn ihre Gefühle waren idiotisch. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Nicht nur, dass er ein Engel! war und damit unerreichbar. Er würde sie für diese kindische Schwärmerei auch auslachen.
***
»Diese Liebelei ist einfach lächerlich.« Damian lag ausgestreckt neben ihr im Gras, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, und sah in den Himmel. »Die Sterblichen an deiner Schule verhalten sich wie Tiere in der Paarungszeit, ist dir das noch nie aufgefallen?«
»Das ist wohl die Definition von Teenagern.« Emily blickte nicht auf. Sie hielt ihre Beine umschlungen und hatte die Wange auf die Knie gelegt. Eine ungewohnt bedrückte Stimmung hatte sich nach dem Einkaufsbummel in ihr ausgebreitet, was nicht am schlechten Gewissen über die heillose Verschwendung lag. Eigentlich müsste sie dieses Gefühl gut kennen, schließlich war es im letzten Jahr zu einem ständigen Begleiter geworden. Doch jetzt, nachdem sie so euphorisch gewesen war, schmerzte die Traurigkeit umso mehr. Was genau hatte ihr eigentlich die rosa Brille genommen? Die Erkenntnis der Sinnlosigkeit ihrer Gefühle oder die Erkenntnis der Gefühle selbst?
»Emily?«
»Hm?« Sie hatte ihm nicht wirklich zugehört. Jetzt hob sie doch den Kopf und blickte über die Knie hinweg zu Damian, der sie mit zusammengekniffenen Augen ansah.
»In welcher Welt bist du denn?«, fragte er mit einem zaghaften Lächeln. »Heute war doch ein toller Tag, oder nicht?«
»Du musst es ja wissen.« Wie konnte er nur ständig in ihrer Nähe sein, in der Lage, sie zu beeinflussen, ja sogar Gefühle zu verstärken, ohne auch nur die geringste Ahnung von ihrem Herzen zu haben? Oder versuchte er gar nicht erst, sich Einsicht zu verschaffen? Wie sehr ihm die Arbeit als Schutzengel gegen den Strich ging, hatte er ja oft genug geäußert. Vermutlich schwebte er nur irgendwo in seiner Dimension herum – oder was das Zwielicht auch immer war – und wartete, bis sie von einem Flugzeugteil oder so getroffen wurde.
Es war schrecklich. Am liebsten würde sie einfach nur schlafen, ohne irgendwo auf einer Wiese voller Gänseblümchen zu sitzen und sich Gedanken zu machen. Einfach nur fort, in die Leere, wenigstens für ein paar Stunden. Aber würde Damian sie dann jemals wieder hierherbringen? Wieso holte er sie überhaupt zu sich? Wieso kam er jeden Tag wieder? Wieso gab er sich mit ihr ab?
»Sagst du mir, was mit dir los ist, oder muss ich es aus dir herauskitzeln?«
»Ist man in einem Traum überhaupt kitzlig?«
»Willst du es ausprobieren?« Damian setzte sich auf, mit diesem spitzbübischen Grinsen, das ihr irgendwann noch völlig den Verstand rauben würde, und beugte
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