Teufelskuss und Engelszunge - Jones, E: Teufelskuss und Engelszunge
die Tassen ein. Das würde er ganz bestimmt nicht trinken, entschied er im Stillen, und zeigte ihr dabei ein scheinheiliges Grinsen.
»Ach ja?«, fragte er schlicht.
»Ja, du bist scharf auf diesen Engel.« Sie zeigte ihm ihre ungepflegte gelb-schwarze Zahnreihe. In ihren Augen blitzte es diabolisch auf. »Ich weiß, dass du sie verführt hast. Du hattest Sex mit ihr. Und sie hat es auch noch genossen, diese kleine Schlampe.«
»Das geht dich nichts an.« Er verschränkte die Arme vor der Brust.
»Doch«, widersprach sie. »Und weißt du, warum?« Eine Weile stierte sie ihn herausfordernd an. Er dachte jedoch gar nicht daran, ihr darauf zu antworten, also fuhr sie schließlich fort: »Ich bin genauso scharf auf diesen kleinen Engel wie du.«
Beelzebub hielt das für einen schlechten Scherz und musste lachen. »Willst du mir etwa weismachen, dass du auf deine alten Tage beschlossen hast, dich lieber mit dem weiblichen als mit dem männlichen Geschlecht zu vergnügen?«
»Nein, du Dummkopf!« Sie schlug so heftig mit der Faust auf der Tischplatte auf, dass es die Tassen erschütterte und der Tee darin überschwappte. »Ihre Seele. Das ist es, worauf ich scharf bin. Und du wirst sie mir besorgen.« Ihr Zeigefinger war plötzlich auf seiner Brust und drückte sich energisch in sein Fleisch. Wäre er ein Mensch gewesen, hätte ihm das vermutlich Schmerzen bereitet. Doch als Teufel rang es ihm lediglich ein müdes Lächeln ab. Er schob ihren Finger beiseite.
»Das kann ich nicht. Das weißt du.«
»Du kannst und du wirst«, stellte sie fest. »Wenn du es nicht tust, nehme ich dich selbst als Gegenleistung.« Diebisch grinsend rieb sie die Handflächen aneinander.
Beelzebub gab sich unbeeindruckt. Was wollte sie damit schon wieder ausdrücken? Sie konnte ihn nicht einfach besitzen. Das war unmöglich.
»Ich lasse mich nicht von dir erpressen«, sagte er.
»Auch nicht, wenn ich die Seele einfange und zerstöre?« Sie hob eine Augenbraue.
Beelzebub zwang sich zur Ruhe. Er musste nachdenken. Würde sie es wirklich darauf anlegen, das Gleichgewicht zwischen Himmel und Hölle zu zerstören, nur um ihren Willen durchzusetzen? Wenn er es genau bedachte, könnte ihr das nur recht sein. In einer Welt ohne Gleichgewicht stünden einer Hexe wie ihr völlig neue Möglichkeiten offen. Er musste also eine Entscheidung treffen. Aber eine Sache interessierte ihn noch: »Was genau meinst du damit, dass du mich als Gegenleistung nehmen willst?«
Der Ausdruck, der sich nun in ihr Gesicht schlich, verriet nichts Gutes, und er wünschte, er hätte nicht gefragt. »In dem Fall wirst du dich für die Ewigkeit an mich binden. Du wirst mein treuer Gatte sein und mich in jeder Hinsicht befriedigen. Jeden Tag.«
Plötzlich fühlte er, wie sich unter dem Tisch ein Fuß zwischen seine Beine und in seinen Schritt vorwagte. Wie vom Blitz getroffen fuhr Beelzebub hoch. Er machte einen Satz zurück und kam auf der Bank hinter ihm zum Stehen.
»Also die Seele unseres süßen Engels«, sagte er und nickte. Der Gedanke versetzte ihm einen Stich. Natürlich, redete er sich ein, war sie nur ein Engel und somit ein Wesen, um das er sich nicht zu scheren brauchte. Allerdings war der Sex mit ihr phänomenal gewesen und er würde das sicher noch einige Male wiederholen, ehe er sie Lady Elaine überließ. Zumindest beunruhigte ihn dieser Deal weitaus weniger als die Vorstellung, die Ewigkeit selbst an der Seite der Alten zu verbringen. Er warf noch einmal einen Blick auf ihre gruseligen nackten Beine und erschauerte.
»Einverstanden.«
»Oh, wie schön«, jubelte sie und klatschte in die Hände. »Es ist eine Freude, mit dir Geschäfte zu machen. Du wärst zwar auch kein schlechter Preis gewesen, aber die Seele eines Engels …« Sie sprach nicht weiter, sondern grinste nur, und Beelzebub ahnte, dass er diesen Pakt noch bereuen würde.
Wenig später stand Beelzebub in dem düsteren Zimmer, in dem Lady Elaine ihre Glaskugel versteckt hielt. Seit dem Abschluss ihres Deals hörte die Alte nicht mehr auf zu gackern. Beelzebub ging das allmählich auf die Nerven. Zu gerne hätte er ihr einen Fausthieb ins Gesicht verpasst, um sie zum Schweigen zu bringen. Aber so etwas tat ein Mann nicht mit einer Frau, selbst wenn es sich bei ihm um einen Teufel handelte und bei ihr um eine garstige Hexe. Ergeben folgte er ihrer Anweisung, auf einem mit Samt bezogenen Hocker Platz zu nehmen. Sie setzte sich ihm gegenüber an den winzigen Tisch und holte ihre Glaskugel
Weitere Kostenlose Bücher