Teufelstod: Band 2 (German Edition)
auch er sich aufzulösen. »Was hast du getan?«
Wo der Himmel ist
F ährt diese verdammte Schrottkarre nicht schneller?« Emily klopfte mit der Hand den schnellen Takt ihres polternden Herzens auf die vor ihr aufragende Rücklehne. »Wir bewegen uns ja kaum von der Stelle!«
»Er fährt so schnell es geht«, versuchte Will sie zu beschwichtigen. Er saß vor ihr auf dem Beifahrersitz und fuchtelte ungeduldig mit der Hand, damit sie mit der Klopferei aufhörte. Neben ihr traktierte Marita den Fahrer. Anders als Emily klopfte sie mit den Fingern nicht nur auf die Nackenstütze, sondern direkt auf Jophiels Schulter. Der Ex-Engel fuhr ungerührt weiter.
»Wo sind sie jetzt?«, wollte die Schulbarbie wissen, doch Jophiel gab keine Antwort. Mit einer Geschwindigkeit nur knapp über dem Tempolimit fuhren sie die verschneite Straße hinunter. Emily verfluchte sich dafür, selbst keinen Führerschein zu besitzen. Hätte sie sich dazu aufgerafft, wäre sie jetzt nicht zur untätigen Mitfahrerin verdammt.
»Geht es Annie gut?«, fragte Will zum bestimmt tausendsten Mal seit Jophiels düsterer Verkündung, doch auch er erhielt keine Antwort. Die Ärzte hatten ihm empfohlen, ein wenig auf den Gängen herumzulaufen, um den Umgang mit den Krücken zu lernen. Wäre es draußen nicht so eisig gewesen, hätten sie Will vermutlich mit der Ausrede, einen Spaziergang zu machen, durch den Krankenhauspark hinausschleusen können. So aber waren sie wie Diebe zum Notausgang hinausgeschlüpft. Sie alle waren dafür gewesen, Will im Krankenhaus zurückzulassen. Was konnte er mit seinem gebrochenen Bein schon ausrichten? Natürlich war er anderer Ansicht gewesen und hatte sich letztendlich durchgesetzt, was er eher dem Mangel an Zeit für Diskussionen als seinen Argumenten verdankte. Annie war seine Freundin, klar, aber was sie bisher aus Jophiels vagen Auskünften herausgedeutet hatten, war sie nicht die Einzige, um die sie sich sorgen mussten. Luzifer hatte diese Dimension betreten. Und er hatte mit Annie Kontakt aufgenommen. Jophiel wusste auch, dass Damian bei ihnen war. Mehr konnte oder wollte er ihnen nicht sagen. Auch auf die Frage, woher er solche Dinge wissen konnte, schwieg er beharrlich. Von wegen Mensch. Jophiel war kein bisschen Mensch, das konnte er jemand anderem erzählen.
»Geht es ihnen gut?«, fragte Emily zum wiederholten Mal, obwohl sie mit keiner Antwort rechnete. Sie wusste ja noch nicht einmal, wie Jophiels Macht oder Gabe funktionierte, wie er sein Wissen erhielt. War es eine Vision? Ein Gefühl? Eine Stimme? War der Moment schon vorbei, oder stand er gerade jetzt mit ihnen in Verbindung und sah alles, was geschah? Sie wusste es nicht, und dass er nichts verriet, machte sie beinahe wahnsinnig.
»Was erwartet uns, wenn wir sie gefunden haben?« Nun unternahm Marita einen weiteren Versuch, den Engel zum Reden zu bringen. »Wenn Luzifer in dieser Dimension ist, kann man ihn dann töten?«
»Nein.«
Eine Antwort! Noch dazu ein ganzes Wort. Emily hätte ihn am liebsten geschlagen.
»Aber er kann uns töten«, fuhr Marita fort.
»Ja.«
»Na super.« Marita ließ sich zurücksinken und zog ihre Tasche auf den Schoss. »Mal sehen, was wir da haben.« Sie öffnete den Reißverschluss und zog nacheinander ihre Waffen hervor: einen Holzpflock, eine Pistole, Kruzifixe und eine Deodorantspraydose. »Weihwasser«, erklärte sie auf Emilys verwirrten Blick hin, doch die konnte nur den Kopf schütteln.
»Was nützt uns das?«, fragte sie mit einer brennenden Verzweiflung. »Luzifer kann nicht vernichtet werden. Nicht mit Kruzifixen und Weihwasser, Buffy. Nur das Amulett der Gerechtigkeit vermag ihn in den Tartaros zu verbannen, wo er nach tausend Jahren vernichtet wird. Ist es nicht so?« Sie blickte nach vorn zu Jophiel, der zustimmend nickte. Na toll!
»Und woher kriegen wir so ein Amulett?«, wollte Marita wissen, die zu ihrem Glück den letzten Kampf gegen Luzifer nicht miterlebt hatte.
Emily fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. »Es wird nur Schutzengeln verliehen«, erklärte sie ungeduldig. »Das Amulett allein kann nichts ausrichten, nur zusammen mit einem Schutzengel kann es Luzifer verbannen.«
»Hast du so ein Amulett?«, fragte Marita nach vorne und wieder nickte Jophiel. Marita hob die Hände. »Na bitte. Dann ist doch alles in Butter.«
»Nein.« Jophiel sprach erneut. Es geschahen tatsächlich noch Wunder auf dieser Welt. »Derjenige, der Luzifer verbannt, wird sofort zum neuen Herrscher der
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