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Teufelswasser

Teufelswasser

Titel: Teufelswasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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wurde. Dietmar Glaser bat Gertrud Steinhag, im Gang zu warten. Sie wollten die Leiterin des Hauses nicht dabeihaben, sondern alleine und unbeeinflusst mit Frau Zähringsdorf reden. Diese verharrte weiterhin ungerührt in der Kirchenbank, als ginge es nicht um sie. Der Kommissar nahm in der Bank davor Platz, die Kommissarin in der Bank dahinter.
    Glaser begann, wiederum ohne Aufschub, damit, Agnes Zähringsdorf nach ihren Alibis zu fragen. «Sie können sich ja denken, worum es sich handelt.» Großartige Einleitungen mochte er nun mal nicht. «Wo waren Sie zu dem Zeitpunkt, als Margarete Müller getötet wurde, also am Mittwoch, dem 11. April, etwa um 21 Uhr 30?»
    In Agnes' bleichem Gesicht schienen die Wangenknochen mehr als gewöhnlich hervorzutreten. Sie wusste gar nicht so recht, wie ihr geschah, und musste ihre Gedanken sammeln, die noch ganz dem Gebet zugewandt waren. «Ich … ich war, als Margarete um Hilfe gerufen hat, hier in unserer Kapelle. – Wo hätte ich sonst sein sollen?»
    ‹Ja, wo sonst?›, dachte Gertrud Steinhag missbilligend. Nichts gegen das Beten, aber wenn man Agnes suchte, war sie inzwischen mit Bestimmtheit in der Kapelle zu finden. Als würde sie sich einzig dort beschützt fühlen.
    Die Leiterin des Instituts lauschte nur mit christlichem Widerwillen an Türen, doch dieses Mal hielt sie es für moralisch gerechtfertigt. In dieser leidigen Angelegenheit war ihrer Ansicht nach schon viel zu viel außer Kontrolle geraten. Zudem war die Kapellentür bloß angelehnt.
    «Und wo waren Sie an dem Nachmittag, als sich der zweite Mordfall ereignet hat, also am Freitag, dem 13. April?» Obwohl Glaser die Fragen nach den Alibis schon so oft gestellt hatte, bemühte er sich immer, sie nicht zur Routine werden zu lassen. Nichts sollte seiner Aufmerksamkeit entgehen.
    «An diesem Freitag …?» Agnes Zähringsdorf versuchte trotz ihrer inneren Anspannung nachzudenken. «Ich glaube, daran kann ich mich nicht mehr so genau erinnern. Wenn Sie allerdings nach dem späten Nachmittag fragen, in der Zeit vor dem Abendessen … wohl auch hier.»
    «Sie beten oft?», erkundigte sich Juliane Vogt.
    «Das Gebet ist meine Zuflucht.»
    «Wovor fliehen Sie?»
    «Vor Ihrer Welt.»
    «Das heißt», die Oberkommissarin wies auf eines der Kirchenfenster, «Sie leben im Streit mit der Welt da draußen?»
    «Der Streit ist der Welt immanent», erläuterte Agnes Zähringsdorf ein wenig hochnäsig.
    «Kann jemand bezeugen, dass Sie zu den genannten Zeiten in der Schlosskapelle waren?», wollte Kommissar Glaser mit ernüchterndem Tonfall wissen.
    « Gott ist mein Zeuge!»
    «Den Herrn können wir leider nicht vorladen.» – ‹Obwohl›, dachte Dietmar Glaser, ‹manchmal möchte man's tun, um vom Herrn da oben mehr über die Urgründe der Welt und des Bösen darin zu erfahren.›
    «In der Nacht vom 20. auf den 21. April», setzte Kommissarin Vogt die Befragung fort, «waren Sie lange mit Herrn Anton Müller zusammen. Ist das richtig?»
    Agnes Zähringsdorf fühlte sich durchschaut. «Wie kommen Sie darauf?»
    «Herr Müller hat das ausgesagt.»
    «Dann muss ich es wohl zugeben. Wir haben aber nur miteinander gesprochen.»
    «Worüber?»
    «Über Margarete, seine Mutter.»
    «Nicht auch ein bisschen über die Nebengeschäfte mit dem Quellwasser?»
    Agnes Zähringsdorf fühlte sich erneut durchschaut. «Das kann sein. Ich möchte nämlich, dass das Teufelsloch seine negative Aura verliert, damit das Wasser seine heilenden Wirkkräfte unter den Menschen entfalten kann.»
    Die zischende Aussprache der Verdächtigen machte Dietmar Glaser nervös. «Nun gut, ich denke, das können Sie uns alles ausführlicher im Vernehmungsraum erzählen. Ich möchte, dass Sie uns begleiten, Frau Zähringsdorf.» Glaser bedeutete ihr mit einer Geste, sich zu erheben und mit ihnen nach draußen, in die Welt, zu gehen.
    Doch Agnes Zähringsdorf vermochte nicht, sich zu rühren. Im Gegenteil; sie klammerte sich an die Kirchenbank, weil sie eine unendliche Schwäche in sich aufsteigen fühlte.
    Gertrud Steinhag wollte sich die Befragung nicht länger mitanhören. Sie betrat die Schlosskapelle und eilte auf Glaser zu. «Um Himmels willen, das können Sie doch nicht aufrichtig meinen, Herr Kommissar. Ich bitte Sie inständig, unsere Agnes hierzulassen. Ich verbürge mich dafür, dass sie das Institut nicht verlässt. Sie schuldet mir Gehorsam, und ich werde sie, so lange Sie es für nötig befinden, unter Hausarrest stellen.»
    Juliane Vogt winkte

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