Teufelswasser
Wasseranalyse erstellen lassen. – Hatten Sie zur Entnahme der Probe eine Erlaubnis?»
«Die hatte er nicht», gab Peter Weisinger hämisch lächelnd zum Besten. «Er hat sich heimlich bedient.»
Anselm Walther verneinte die Frage nur stumm und betupfte mit einem Taschentuch seinen schweißnassen Kopf.
«Dr. Walther verneint», kommentierte Glaser wiederum fürs Protokoll. «Aus der chemischen Analyse werd' ich allerdings nicht so ganz schlau.»
«Das Wasser der Teufelsloch-Quelle könnte als Heilwasser Verwendung finden», gestand der Arzt nun doch.
Dr. Philipp Laubmann war nach wie vor mächtig stolz darauf, im Vernehmungsraum sein zu dürfen. Die Eitelkeit eines einfachen Moraltheologen. Nun meldete er sich freilich zu Wort. «Warum nur all diese Heimlichkeiten, Herr Doktor? Die Frauen des Instituts waren im Grunde auf Ihrer Seite und hätten am ehesten an Sie verkauft.»
«Das haben sie uns nicht gesagt», antwortete Dr. Walther.
«Mir schon.»
«Unser Angebot war auch überaus fair.»
«Heißt das, Sie haben damit gerechnet, den Zuschlag zu bekommen?»
«Zu Beginn, ja.»
«Womit Sie beide aber nicht gerechnet haben», stellte Ernst Lürmann sachlich fest, «war die starke Konkurrenz.»
Glaser ergänzte: «Und womit Sie anscheinend ebenfalls nicht gerechnet haben, Herr Dr. Walther, war die Unzuverlässigkeit Ihres Freundes Weisinger.»
«Wir sind nie wirklich Freunde gewesen; wir waren Partner», warf Walther ein.
«Ihr sogenannter ‹Partner› hat Sie wahrscheinlich übers Ohr gehauen. Er hat sich, da er allenthalben zeichnungsberechtigt ist, Geld von den Firmenkonten geborgt, und er hat für sich einiges von den Schwarzgeldern abgezweigt; denn die Beträge auf der Liste stimmen nicht mit den gefundenen Geldbeträgen überein.» Glaser war sich seiner Sache gewiss.
Jetzt blickte Walther zum ersten Mal Weisinger an. «Das hätte ich mir denken können, dass du ein schäbiger Betrüger bleibst.»
«Du bist ein Idiot!», fuhr ihn Weisinger an. «Wovon sonst hätte ich leben sollen? Deine angeblich guten Kontakte zum Säkularinstitut haben uns doch überhaupt nicht vorangebracht.»
«Es sieht so aus», ließ die Oberkommissarin verlauten, «als hätten etliche Ihrer Investoren abspringen und zur Konkurrenz wechseln wollen. Sie wollten ihr Geld zurück.»
«Nichts als Vermutungen.» Weisinger ließ sich nicht verunsichern.
Die Kommissarin auch nicht. «Wir haben Beweise. Die Durchsuchung der Praxis hat entsprechende Briefe zutage gefördert. Und auf Ihrem Anrufbeantworter, Herr Weisinger, waren anonyme Drohanrufe. Womit wir uns den möglichen Mordmotiven annnähern.»
«In Ihrer prekären Lage», folgerte Glaser, «durfte nichts passieren, was das Projekt hätte gefährden können. Törichterweise aber waren Sie beide sich nicht einmal über Ihre Ziele einig.»
«Welche Ziele?» Dr. Walther sah erst zu ihm, dann zu seinem Kompagnon.
Der jedoch schwieg dazu.
Kommissar Lürmann setzte zu einer ausführlichen Erklärung an. «Frau Schauberg hat uns respektive dem Kollegen des MEKs ein Kuvert mit Kopien alter Zeitungsartikel im Taxi überreicht, die ihr ein ehemaliger Kollege zugeschickt hat. Der hatte sich vor vielen Jahren mit den Hintergründen der Betrügereien befasst, deren sich Herr Weisinger schuldig gemacht hatte. Die strafrechtliche Verfolgung und Verurteilung hatten sich damals ja nur auf seine finanziellen Machenschaften bezogen. Zusätzlich aber hatte er einen religiösen Schwindel inszeniert, indem er Menschen, die anfällig für billige Wundergläubigkeit waren, irgendwelche Wasserwunder und Heiligenerscheinungen vorgegaukelt hat. Herr Weisinger hat nämlich im Südbayerischen schon einmal ein Grundstück mit einer Quelle erworben, um einen Quellkult im großen Stil aufzuziehen. Der Kult ist freilich geplatzt wie die sprichwörtliche Seifenblase, als er damals in Untersuchungshaft war.»
Gabriela Schauberg, die sich hinter der Spiegelwand direkt angesprochen fühlte, drehte sich zur seitlich von ihr stehenden Cordula Hilder um, als erwarte sie von der Polizeiobermeisterin eine Bestätigung.
Juliane Vogt entnahm der vor ihr liegenden Akte einige Fotokopien. «Herr Dr. Walther, Ihr Partner hatte eigene Pläne mit dem Teufelsloch. Wir haben Prospektentwürfe für eine ‹Sant-Angelo-Quelle› in seinem Büro entdeckt. – Ein Wiederholungstäter, würde ich sagen.» Sie legte Walther die ziemlich ausgereiften Entwürfe vor.
Philipp Laubmann lächelte ironisch, denn die Information
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