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Teufelswasser

Teufelswasser

Titel: Teufelswasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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Waren Sie etwa im Elsass?
    Anton Müller wurde sehr ernst. «Ich war meiner Mutter nicht feind.»
    «Sie haben also kein Alibi?»
    «Doch, ich habe eins. Ich war bei einer guten Kundin und hab ihr Bücher vorbeigebracht. Ausgaben des 19. Jahrhunderts von E.T.A. Hoffmanns Werken. Als Sie mein Geschäft betreten haben, hatte ich gerade eine solche Ausgabe von Hoffmanns ‹Elixieren des Teufels› herausgesucht, worin gleich zu Anfang vom Kapuzinerkloster in Bamberg die Rede ist, wie Sie bestimmt wissen.»
    Lürmann nickte freundlich, obwohl er's nicht gewusst hatte.
    «Die Adresse?»
    Der Antiquar schaute Kommissar Glaser mit provokantem Blick fragend an.
    «Die Adresse der Kundin, nicht die des Kapuzinerklosters. Uns ist durchaus bekannt, dass es nicht mehr existiert.» Glaser fühlte sich tatsächlich provoziert.
    «Um Gottes willen, tun Sie ihr das nicht an. Frau Sieber ist eine hochbetagte Dame, die meist bettlägerig und ansonsten auf den Rollstuhl angewiesen ist. Das Erscheinen der Polizei würde sie bloß verwirren. Sie lebt nur noch in ihrer Bücherwelt. Im Übrigen nicht die schlechteste aller Welten.»
    «Bis wann waren Sie gestern Abend bei Frau Sieber?»
    «Das dürfte so bis zehn gewesen sein. Sie braucht nicht mehr viel Schlaf und schätzt literarische Gespräche.»
    «Kennen Sie Dr. Laubmann?», erkundigte sich Ernst Lürmann unvermittelt, indem er das Mitschreiben unterbrach.
    «Ein gelegentlicher Kunde», gab der Antiquar zur Antwort; «falls wir an denselben denken.»
    «Auch ein Büchermensch», ergänzte Lürmann mit heimlicher Bewunderung, während sich Müller zum wiederholten Mal die Nase putzte.
    Glaser taten die Füße weh vom langen Stehen, und er wurde zeitweilig konziliant: «Wir wären Ihnen trotzdem dankbar, Herr Müller, wenn Sie uns im Anschluss an unser Gespräch die Adresse von Frau Sieber geben würden.»
    Anton Müller wollte sich sogleich seinem Computer, in dem die Adresse gespeichert war, zuwenden, in der Hoffnung, dass die Befragung nun beendet sei. Doch Kommissar Lürmann bremste seinen Taten- und Datendrang. «Haben Sie sonst noch Kunden? Seit wir hier sind, hat niemand mehr den Laden betreten.»
    «Danke, ich habe mein Auskommen. Und auf Laufkundschaft lege ich keinen Wert. Als Antiquar habe ich mich schon sehr bald spezialisiert, unter anderem auf die Vermittlung kostspieliger Inkunabeln beziehungsweise ‹Wiegendrucke›, also auf Druckwerke aus der Frühzeit des Buchdrucks vor dem Jahr 1500. Ich verfüge über exzellente Kontakte im In- und Ausland, sowohl was den Einkauf als auch was den Verkauf anbelangt. Wie Sie ebenfalls bestimmt wissen, Bamberg gilt als eine ganz frühe Stätte des Buchdrucks.»
    Lürmann nickte erneut freundlich, obwohl er das wiederum nicht gewusst hatte. Er musste mal mit Philipp Laubmann darüber reden.
    Gleich beim Betreten des Antiquariats waren Glaser das hochgeschobene Gitter vor der Eingangstür und dem Schaufenster sowie die elektronische Einbruchsicherung aufgefallen. «Haben Sie Bücher aus der Bibliothek des Säkularinstituts angekauft?»
    «Genau genommen, drei oder vier wertvollere. Das Säkularinstitut brauchte Kapital.»
    «Hat Ihre Mutter das Geschäft vermittelt?»
    «Sie hatte sich an mich gewandt, ja. War doch naheliegend. Aber das waren die Prunkstücke; die übrigen Bücher sind Ramschware – aus der Sicht des Antiquars.»
    «Könnte es nicht sein», forschte Glaser, «dass Sie mit Hilfe Ihrer Mutter auch sonst noch Antiquitäten aus dem Schloss verkauft haben; aus der Schlosskapelle womöglich, Wertvolles vom Dachboden? Man könnte es aus dem, was Sie angesprochen haben, nämlich die Kapitalnot des Instituts und Ihre exzellenten Kontakte, sehr wohl schließen.»
    «Ich bin gelernter Buchhändler, und ein Antiquariat ist kein Antiquitätengeschäft.»
    «Könnte es nicht weiterhin sein, dass Ihre Mutter in Gewissensnöte geraten ist, die die Kapitalnöte des Instituts übertroffen haben, und dass sie deshalb zu Ihrem Bedauern nichts mehr aus dem Bestand des Säkularinstituts abgeben wollte?»
    Anton Müller bestritt eine solche Unterstellung vehement. «Das war in keiner Weise so!»
    «Und könnte es letztlich nicht doch so gewesen sein», Glaser ließ nicht locker, «dass die anderen Frauen des Instituts nichts davon bemerkt haben, dass in Ihren Geschäftsunterlagen zudem nichts davon steht und dass Ihre Geschäftspartner Sie bedrängt haben?»
    «Ich verwahre mich gegen diese Verdächtigungen, auch im Namen meiner

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