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Teufelswasser

Teufelswasser

Titel: Teufelswasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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Geistesverwandtschaft. Auch einer, dem es stets zu heiß war.
    Als er bei Heinrich Kornfeld angelangt war, sagte er statt eines morgendlichen Grußes: «Hinsichtlich der Wundertaten des heiligen Paulus wird in der Apostelgeschichte berichtet, dass man ihm sogar seine ‹Schweiß- und Taschentücher› vom Körper weggenommen habe, um sie den Kranken aufzulegen. Da wichen die Krankheiten, und die bösen Geister fuhren aus , heißt es.» Dr. Laubmann war in seinem Element, als Mensch und als Theologe. «Was lernen wir daraus? – Stofftaschentücher sind ein Segen!»
    Gärtner Kornfeld schaute zuerst sein fleckiges Taschentuch, dann den belehrenden Laubmann an und verstand auf Anhieb nicht so recht, was dieser Kirchenmann wollte.
    Gottlob fragte Kornfeld nicht weiter nach. Dr. Laubmann hätte sich sonst bloß in einem wüsten Erklärungsversuch verheddert. So hingegen konnte er leutselig bleiben: «Viel zu tun im Frühjahr?»
    Der Gärtner schien ein wenig verlegen zu sein: «In einem Park gibt's das gesamte Jahr über was zu tun, je nach Jahreszeit. Und wenn's mal nicht so viel ist, führ ich Reparaturen aus.»
    «Machen Sie das alles allein?»
    «Bei den größeren Arbeiten krieg ich Hilfe von außerhalb, zum Beispiel bei der Baumpflege.»
    «Hat Ihnen Margarete Müller, die Ermordete, auch manchmal geholfen?» In Laubmann kam der Detektiv zum Vorschein.
    Kornfeld zögerte nicht. «Sie hat in letzter Zeit mit mir zusammen ein verwildertes Stück Park gerodet, um einen Rosengarten anzulegen. – Dahinten!» Er wies mit einer Kopfbewegung auf einen entfernten Winkel des Parks nahe des Monopteros, wo Laubmann auf diese Distanz nur einen Haufen Gartenabfälle ausmachen konnte.
    «Die Kriminalpolizei – ein Herr Lürmann –», rapportierte Kornfeld weiter, «hat mich sogar über die aufgerauten Hände der Toten befragt. Das kommt von der Gartenarbeit, hab ich ihm gesagt; sie wollte partout keine Handschuhe tragen. – Worauf die von der Polizei so achten.» Er wunderte sich.
    «Das müssen die; die müssen so pedantisch sein», erläuterte Laubmann. Er verhielt sich ja selbst nicht anders. Und als hätte er es zu beweisen, setzte er hinzu: «Da Sie so gut im Park Bescheid wissen, woher kommt denn das Wasser für den Teich, in dem die Tote gefunden wurde? Nur vom Regen?» Er schaute dabei zu den bedrohlichen Wolken auf.
    Der Gärtner wiegte den Kopf hin und her. «So genau ist das nie untersucht worden. Wahrscheinlich stammt das Wasser aus dem Gebiet unserer Quelle im Wald, dem Teufelsloch. Ich glaube, unter dem Teich ist irgendwo ein Zulauf, aus dem das Wasser an dieser Stelle nach oben kommt. Die Quelle im Wald muss meiner Meinung nach ebenfalls irgendwo einen alten Zulauf haben. Denn auf dem Schloss liegt ein Wasserrecht, das heute noch Gültigkeit hat. – Vor Jahren», fuhr der Gärtner fort, «hat die Stadt Bamberg Rohre im Wald verlegt, und dabei ist die Quelle versiegt und der Teich ist ausgetrocknet. Die Frauen haben dann bei der Stadtverwaltung protestiert. Dort hat man zwar alles abgestritten, aber buchstäblich über Nacht war das Wasser wieder da. Also meiner Einschätzung nach hat jemand wahrscheinlich vergessen oder vergessen wollen, irgend so eine Sperre aufzumachen, die sie vorher bei den Bauarbeiten geschlossen haben. Oder der Zufluss ist bei den Bauarbeiten beschädigt worden. Offiziell zugegeben hat natürlich keiner was. Das Schloss-Grundstück ist nämlich auch ans städtische Netz angeschlossen.»
    Trotz der ausführlichen Schilderung des Gärtners war Philipp Laubmanns Wissensdurst nicht gelöscht. «Und was ist mit dem Überlauf im Teich? Wohin fließt das Wasser ab?»
    «Kann sein, dass es wieder in den Boden sickert, kann sein, dass es zur Regnitz läuft.» Kornfeld spekulierte nur. «Zum Fluss sind's bloß ein paar hundert Meter. Auf den stoßen Sie gleich hinter der Anhöhe im Wald.»
    Nach wie vor lag Laubmann mit seinen Erkundigungen dem Gärtner in den Ohren. «Das Wasser ist ja nicht unbedeutend …»
    «Wir sparen bei der Bewässerung des Parks die Kosten für das städtische Wasser.»
    «… das auch; aber ich meine vor allem wegen der Kaufangebote. Wenn die Mineralwasserproduzentin Brunnen bohren lässt, wird das Wasser richtig wertvoll.»
    «Kann schon sein.» Kornfeld wurde einsilbig.
    «Dürfen Sie darüber nicht sprechen?»
    Heinrich Kornfeld kam aus dem Beet, lehnte seine Hacke an die Schubkarre und näherte sich Dr. Philipp Laubmann, als wolle er ihm etwas anvertrauen. Er sah

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