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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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anderen spürt Terry plötzlich den feuchtkalten, übelriechenden Katerschweiß auf seiner Haut, ein unangenehmes Gefühl. Er blickt an sich hinunter und sieht schwarze Streifen auf seinem Hemd, so als hätte jemand seine dreckigen Hände daran abgewischt, etwas, woran er sich nur verschwommen erinnert. Als er seine Aufmerksamkeit wieder Lee zuwendet, hat er plötzlich Angst vor dem, was der sagen könnte.
    »Es war wirklich ein Unfall«, sagt Lee. »Ich hatte keine Ahnung, wie ernst es war, und als ich es endlich begriffen hab, war es zu spät.«
    Terry starrt ihn an und wartet auf die Pointe. »Das geht mir zu schnell, Alter. Was genau ist passiert?«
    »Das müssen wir jetzt rausfinden. Du und ich. Wir müssen darüber reden und uns einig werden, wie alles abgelaufen ist, bevor man sie findet.«
    Terry reagiert völlig angemessen und lacht. Lee ist für seinen trockenen Humor berüchtigt, und wenn die Sonne bereits aufgegangen wäre und ihm nicht so entsetzlich schlecht wäre, würde er das bestimmt zu schätzen wissen. Terrys rechte Hand ist jedoch nicht der Meinung, dass Lee witzig ist. Terrys rechte Hand hat, ohne sein Zutun, damit angefangen, seine Hosentaschen auf der Suche nach dem Handy abzuklopfen.
    »Terry«, sagt Lee leise. »Ich weiß, es ist furchtbar. Aber ich mach hier keine Scherze. Wir stecken wirklich in der
Scheiße. Es war ein Unfall, aber sie werden behaupten, wir hätten sie umgebracht.«
    Fast hätte Terry wieder gelacht. Stattdessen sagt er: »Hör auf damit.«
    »Das kann ich nicht. Es ist wichtig, dass ich dir alles erzähle.«
    »Sie ist nicht tot.«
    Lee saugt an seiner Zigarette, die Glut leuchtet auf, und das Rauchglasauge starrt Terry an. »Sie war betrunken und hat mich angebaggert. Wahrscheinlich wollte sie es Ig heimzahlen. Sie hatte nichts an, als ich sie weggeschubst hab - es war ein Versehen, ehrlich! Sie ist über eine Wurzel gestolpert oder so was und auf einem Stein gelandet. Ich bin weggelaufen, und als ich zurückkam - es war schrecklich. Du musst mir glauben, ich hätte mir eher das andere Auge auch noch ausgekratzt, bevor ich ihr wehgetan hätte.«
    Bei seinem nächsten Atemzug füllt sich Terrys Lunge nicht mit Sauerstoff, sondern mit blankem Entsetzen. In seinem Magen und im Kopf gerät alles durcheinander. Der Boden scheint ihm unter den Füßen wegzukippen. Er braucht unbedingt sein Handy. Er muss Hilfe holen; jemand mit Erfahrung und Autorität musste sich der Sache annehmen. Er beugt sich in den Wagen und sucht die Rückbank nach seinem Sportsakko ab. Sein Handy ist bestimmt in seinem Sakko. Aber das Sakko liegt weder auf dem Boden, wo er es vermutet hat, noch auf dem Vordersitz.
    Er spürt Lees Hand im Nacken, fährt mit einem Schrei herum, der eher einem leisen Schluchzen gleichkommt, und weicht vor ihm zurück.
    »Terry«, sagt Lee. »Wir müssen absprechen, was wir denen erzählen.«
    »Da gibt es nichts abzusprechen. Wo ist mein Telefon?«

    »Wenn du möchtest, kannst du das im Haus benutzen.«
    Terry drängt sich an Lee vorbei und marschiert zur Veranda. Lee schnippt seine Zigarette beiseite und folgt ihm. Er scheint es nicht besonders eilig zu haben.
    »Wenn du die Bullen rufen willst, werde ich dich nicht daran hindern«, sagt Lee. »Ich werde dich sogar begleiten, damit wir uns an der alten Gießerei mit ihnen treffen und ihnen zeigen können, wo sie liegt. Aber bevor du zum Hörer greifst, solltest du wissen, was ich ihnen erzählen werde, Terry.«
    Terry nimmt die Treppe mit zwei langen Schritten, überquert die Veranda, reißt das Fliegengitter auf und versetzt der Eingangstür einen Stoß. In der dunklen Diele bleibt er abrupt stehen. Wenn es hier ein Telefon gibt, kann er es nirgendwo sehen. Links geht es in die Küche.
    »Wir waren alle so was von betrunken«, sagt Lee. »Wir waren betrunken, und du warst high. Sie hatte es aber am heftigsten erwischt. Das werden wir ihnen als Allererstes sagen. Sie hat uns beide angebaggert, kaum dass sie in den Wagen gestiegen ist. Ig hatte sie eine Hure genannt, und sie wollte ihm - oder sich selbst - beweisen, dass er recht hat.«
    Terry hört ihm nur mit einem Ohr zu. Er hastet durch ein unpersönlich eingerichtetes Esszimmer, stößt sich das Knie an einem der hochlehnigen Stühle, stolpert und gelangt dann in die Küche. Lee ist ihm dicht auf den Fersen. Seine Stimme klingt unerträglich gelassen.
    »Sie hat uns gebeten, rechts ranzufahren, damit sie trockene Kleider anziehen kann, und dann hat sie im Licht

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