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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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erloschen, und Ig war in nach Ruß riechende Finsternis gehüllt. Er blinzelte und spähte in die Dunkelheit, um herauszufinden, wer die Klappe geöffnet hatte - als ihn der Schraubenschlüssel am Kinn traf. Ig krachte mit dem Kopf auf den Steinboden. Er rollte sich herum und stemmte sich auf Ellbogen und Knie hoch. Sein Mund füllte sich mit Blut, und er spürte etwas Hartes unter der Zunge. Er spuckte aus - schleimiges Blut und drei Zähne.
    Ein schwarzer Lederhandschuh griff in den Kamin herein, packte Ig am Schopf und zerrte ihn hinaus. Er knallte mit der Schläfe gegen die Eisenklappe, und sofort klingelten ihm die Ohren, als hätte jemand einen Messinggong geschlagen. Dann wurde er auf den Betonboden geschleudert. Er wollte sich aufrappeln, doch da trat ihm ein Stiefel mit Stahlkappen in die Seite. Seine Arme gaben nach, und er krachte mit dem Kinn auf den Beton. Seine Zähne schlugen aufeinander wie eine Filmklappe: Szene 666, Take 1, und Action!
    Die Mistgabel! Er hatte sie direkt neben dem Hochofen an die Wand gelehnt. Ig rollte sich herum, um danach zu
greifen. Er streifte mit den Fingern den Stiel, und sie fiel mit lautem Klirren um. Als er abermals die Arme ausstreckte, trat Lee Tourneau ihm mit voller Wucht auf die Hand; seine Knochen splitterten mit einem spröden Knirschen. Es hörte sich an, als würde jemand eine Handvoll trockener Zweige zerbrechen. Ig wandte sich um und schaute zu Lee auf, doch in dem Moment sauste wieder der Schraubenschlüssel herab und erwischte ihn mitten zwischen den Hörnern. In Igs Kopf explodierte eine weiße Leuchtbombe, und die Welt löste sich auf.
     
    Er öffnete die Augen und sah den Boden der Gießerei unter sich dahingleiten. Lee hatte ihn am Hemdkragen gepackt und zerrte ihn auf den Knien über den Beton. Seine Hände waren vor dem Bauch mit Klebeband gefesselt - zumindest fühlte es sich so an. Er wollte aufspringen, aber es gelang ihm nur, schwach mit den Beinen zu zappeln. Die Luft war vom infernalischen Zirpen der Heuschrecken erfüllt, und er brauchte einen Moment, bis er kapierte, dass dieses Geräusch nur in seinem Kopf zu hören war. Heuschrecken machten nachts keine Geräusche.
    Bei der alten Gießerei konnte man eigentlich nicht von »innen« und »außen« sprechen, weil sie kein Dach mehr hatte. Das Innen war das Außen. Aber Ig wurde durch eine Türöffnung geschleift, und obwohl er den Kopf nicht heben konnte, hatte er nun den Eindruck, unter freiem Himmel zu sein, als hätten sie das Gemäuer hinter sich gelassen. Irgendwo in der Nähe stand mit laufendem Motor Lees Caddy. Sie befanden sich auf der Rückseite der Ruine, nicht weit entfernt vom Evel-Knievel-Hang. Igs Zunge glitt im Mund wie ein Aal, der in Blut schwamm, träge hin und her. Mit der Spitze ertastete er eine wunde Stelle, an der ein Zahn fehlte.

    Wenn er versuchen wollte, Lee mithilfe der Hörner zu beeinflussen, dann musste er das jetzt tun, bevor Lee ihm endgültig den Garaus machte. Als er jedoch den Mund öffnete, um etwas zu sagen, durchzuckten ihn solch rasende Schmerzen, dass er fast aufgeschrien hätte. Sein Unterkiefer war gebrochen, vielleicht sogar zertrümmert. Das Blut lief ihm nur so über die Lippen, und er stieß ein leises Wimmern aus.
    Sie befanden sich am oberen Ende einer Betontreppe, und Lee blieb keuchend stehen.
    »Herrgott, Ig«, sagte er. »So schwer siehst du gar nicht aus. Für so eine Schinderei bin ich nicht gemacht.«
    Dann schubste er Ig die Treppe hinunter. Mit der Schulter landete Ig auf der ersten Steinkante, mit dem Gesicht auf der zweiten. Es fühlte sich an, als ginge sein Kiefer nun endgültig in die Brüche, und dieses Mal konnte er den Schrei nicht unterdrücken. Er rollte bis zum unteren Ende der Treppe und blieb dort, alle viere von sich gestreckt, auf dem Bauch liegen.
    Nicht bewegen, dachte er bei sich - nichts schien jetzt wichtiger zu sein, bloß nicht bewegen . Allmählich ließ das gleißende Pochen im Unterkiefer etwas nach. Er hörte, wie Stiefel über die Betonstufen kratzten und sich dann entfernten. Eine Autotür wurde geöffnet. Und fiel wieder ins Schloss. Schritte nährten sich. Ig hörte ein blechernes Scheppern, gefolgt von einem Geräusch, das er nicht zuordnen konnte.
    »Ich wusste einfach, dass ich dich hier draußen finden würde, Ig«, sagte Lee. »Du musstest hierherkommen, was?«
    Ig hob mühsam den Kopf. Lee war neben ihm in die Hocke gegangen. Er trug dunkle Jeans und ein weißes Anzughemd. Die Ärmel waren

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