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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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hochgekrempelt und enthüllten seine schlanken, muskulösen Unterarme. Er musterte Ig
gelassen, fast gutmütig. Geistesabwesend spielte er mit dem Kreuz, das auf seinem krausen blonden Brusthaar lag.
    »Als Glenna mich vor ein paar Stunden angerufen hat, war mir sofort klar, wo du steckst.« Ein Lächeln zuckte über seine Mundwinkel. »Ihre Wohnung war verwüstet. Der Bildschirm ihres Fernsehers war eingetreten. Ein einziges Chaos! Sie hat geheult, Ig. Und sie hat ein furchtbar schlechtes Gewissen, weil sie denkt, dass du irgendwie von - wie soll ich das ausdrücken -, von unserem kleinen Stelldichein auf dem Parkplatz gehört hast. Sie hat Schiss, dass du dir was antun könntest. Ich hab ihr erklärt, dass ich mehr Angst habe, du könntest ihr was tun, und dass es vielleicht besser wäre, sie bliebe die Nacht über bei mir. Und weißt du was? Sie hat mir eine Abfuhr erteilt! Sie hat gesagt, sie hätte keine Angst vor dir und sie müsse unbedingt mit dir reden, bevor zwischen uns irgendwas laufen könnte. Die gute alte Glenna. Wirklich süß. Vielleicht etwas zu sehr darauf bedacht, es allen recht zu machen. Furchtbar unsicher. Und eine ziemliche Schlampe. Ich kenne nur noch einen anderen Menschen, der so entbehrlich ist wie sie. Und das bist du.«
    Ig vergaß, dass sein Kiefer gebrochen war, und wollte Lee erklären, er solle Glenna verdammt noch mal in Ruhe lassen. Aber als er den Mund öffnete, brachte er nur ein Krächzen zustande. Schmerzen strahlten von seinem zertrümmerten Kieferknochen aus, und Finsternis brandete über ihn hinweg. Er schnappte nach Luft - das Blut spritzte ihm aus der Nase - und kämpfte dagegen an, das Bewusstsein zu verlieren.
    »Eric erinnert sich nicht mehr daran, was heute Vormittag in Glennas Wohnung vorgefallen ist«, sagte Lee so leise,
dass Ig es fast nicht gehört hätte. »Wie ist das möglich, Ig? Er weiß nur noch, dass du einen Topf mit heißem Wasser nach ihm geworfen hast und dass er ohnmächtig wurde. Aber irgendwas ist da doch passiert. Habt ihr euch geprügelt? Ich hätte Eric jetzt ja gern dabeigehabt, aber sein Gesicht - du solltest die Verbrennungen sehen, Ig. Wenn sie nur ein klein wenig schlimmer wären, hätte er ins Krankenhaus gehen und sich irgendeine Geschichte ausdenken müssen. Eigentlich hätte er Glennas Wohnung gar nicht betreten dürfen. Manchmal habe ich den Eindruck, der Kerl hat überhaupt keinen Respekt vor dem Gesetz.« Er lachte. »Vielleicht ist es sogar besser, dass er nicht mitgekommen ist. Auf diese Weise gibt es keine Zeugen.«
    Lees Handgelenke ruhten auf seinen Knien, und mit der rechten Hand hielt er den Schraubenschlüssel umklammert - zwölf Pfund rostiges Eisen.
    »Dass Eric sich nicht daran erinnert, was bei Glenna vorgefallen ist, kann ich ja noch verstehen. Wenn einem ein Kochtopf gegen den Schädel kracht, kommt schon mal was durcheinander. Aber was passiert ist, als du gestern bei mir im Büro aufgekreuzt bist, ist mir ein Rätsel. Drei Leute haben gesehen, wie du das Gebäude betreten hast: Chet, unser Mann am Empfang, Cameron, der am Metalldetektor sitzt, und Eric. Fünf Minuten, nachdem du wieder weg warst, konnte sich keiner mehr an dich erinnern. Außer mir. Nicht einmal Eric hat mir geglaubt, bis ich ihm das Video gezeigt hab. Darauf ist zu sehen, wie ihr beide miteinander redet. Aber Eric hat keine Ahnung, worüber ihr gesprochen habt. Und dann kommt mir noch was komisch vor. Das Video. Irgendwas stimmt damit nicht. Als wäre was mit dem Band nicht in Ordnung …« Einen Moment lang schwieg er gedankenverloren. »Das Bild war irgendwie
verschwommen. Aber nur um dich herum. Was hast du mit dem Band gemacht? Was hast du mit den Leuten gemacht? Und warum hat es mich nicht auch erwischt? Das wüsste ich nur zu gern.« Als Ig nicht antwortete, hob Lee den Schraubenschlüssel und versetzte ihm damit einen leichten Schlag auf die Schulter. »Ig, hörst du mir überhaupt zu?«
    Ig hatte ihm ganz genau zugehört, aber während Lee drauflosplapperte, hatte er seine Kräfte gesammelt. Er hatte die Knie angezogen, tief Luft geholt und auf den richtigen Augenblick gewartet. Und der war nun gekommen. Ig sprang auf, schlug den Schraubenschlüssel beiseite und stürzte sich auf Lee. Dabei rammte er ihm die Schulter in die Brust, und Lee kippte nach hinten. Ig riss die Arme hoch und legte Lee die Hände um den Hals …
    … und in diesem Moment, als nackte Haut auf nackte Haut traf, hätte er fast wieder geschrien. Für den Bruchteil einer

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