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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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Schuld.«
    »Gar nichts ist deine Schuld«, sagte. Sie musterte ihn verwundert - allmählich dämmerte es ihr, und sie wurde leichenblass. Wie sehr sie doch einem kleinen Mädchen glich! Es war so einfach, sie anzuschauen und sich vorzustellen, sie wäre nicht vierundzwanzig, sondern erst sechzehn und noch immer Jungfrau. »Ich hab nicht wegen dir mit Ig Schluss gemacht. Das hatte rein gar nichts mit dir zu tun.«

    »Außer dass wir jetzt zusammen sein können. War das nicht Sinn und Zweck der ganzen Übung?«
    Sie wich mit ungläubiger Miene einen weiteren Schritt zurück und öffnete den Mund, als wollte sie schreien. Bei dem Gedanken erschrak er, und fast hätte er sich auf sie gestürzt, um ihr den Mund zuzuhalten. Aber sie schrie nicht, sie lachte - ein unnatürliches, ungläubiges Lachen, das Lee zusammenzucken ließ. Für einen Augenblick kam ihm seine senile alte Mutter in den Sinn. Du solltest dein Geld zurückverlangen.
    »Heilige Scheiße«, sagte sie. »Himmelherrgott, Lee, das ist wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, um irgendwelche bescheuerten Witze zu machen.«
    »Nein, ist es nicht«, sagte er.
    Sie starrte ihn entgeistert an. Das verwirrte Lächeln wich von ihren Lippen, und sie verzog das Gesicht zu einer höhnischen Grimasse.
    »Du glaubst das wirklich, was? Dass ich mit ihm Schluss gemacht habe … um mit dir vögeln zu können? Du bist sein Freund. Und mein Freund! Ja, kapierst du denn überhaupt nichts?«
    Er trat einen Schritt auf sie zu und wollte sie an der Schulter packen, aber sie stieß ihn zurück. Damit hatte er nicht gerechnet. Er blieb mit den Absätzen an einer Wurzel hängen und klatschte mit dem Hintern auf die nasse, harte Erde.
    Lee starrte zu ihr hinauf und spürte, wie sich in ihm etwas zusammenballte, ein tosendes Brüllen wie von einer U-Bahn, die durch einen Tunnel heranraste. Er hasste sie nicht für die Dinge, die sie gesagt hatte, auch wenn das, was sie gesagt hatte, schlimm genug war: Erst hatte sie ihn monatelang - jahrelang - scharfgemacht, und jetzt verspottete
sie ihn, weil er sie begehrte. Und wie sie ihn ansah! Diese gespielte Empörung, dieser Ekel im Blick und die scharfen kleinen Zähne, die unter ihrer hochgezogenen Oberlippe sichtbar waren.
    »Aber worüber haben wir denn die ganze Zeit geredet?«, fragte Lee mit aller Geduld, die er in dieser grotesken Situation aufzubringen in der Lage war. »Ich dachte, du wolltest mit anderen Männern ins Bett gehen? Ich dachte, du wärst dir über deine Gefühle klargeworden. Deine Gefühle für mich.«
    »O Gott, Lee«, sagte sie.
    »Du wolltest mit mir essen gehen. Du hast mir von einer Blondine geschrieben, die es gar nicht gibt. Du hast mich zu allen passenden und unpassenden Tageszeiten angerufen und gefragt, was ich mache und wie es mir geht.« Er streckte eine Hand aus und legte sie auf den Kleiderstapel, um sich abzustützen.
    »Ich hab mir Sorgen um dich gemacht, du Idiot!«, sagte sie. »Deine verdammte Mutter war gerade gestorben.«
    »Hältst du mich für total bescheuert? Sie war noch keine zwei Stunden tot, da hast du dich schon an meinem Bein gerieben wie eine läufige Hündin, während sie im Zimmer nebenan lag.«
    »Ich hab was?« Ihre Stimme wurde immer lauter und schriller. Sie machte zu viel Lärm - Terry könnte sie hören und sich fragen, warum sie sich stritten. Lees Hand schloss sich um die Krawatte, die in einem ihrer Schuhe steckte, und er ballte sie zur Faust und machte sich bereit aufzustehen. Merrin war nicht mehr zu bremsen. »Redest du davon, wie ich dich in den Arm genommen habe, und du warst so betrunken, dass du angefangen hast, mich zu begrapschen? Ich hab nichts gesagt, weil es dir beschissen ging, Lee, und
mehr ist da nicht passiert. Das war alles!« Jetzt fing sie wieder an zu heulen. Sie legte sich eine Hand über die Augen, und ihr Kinn zitterte. Das Sportsakko hielt sie noch immer an ihre Brust gedrückt. »Mann, ist das krank! Wie konntest du nur glauben, dass ich mit Ig Schluss mache, um mit dir ins Bett zu steigen? Lieber wäre ich tot, Lee. Tot! Kapierst du das nicht?«
    »Jetzt schon, du Schlampe«, sagte er, riss ihr das Sakko aus den Händen, schleuderte es beiseite und legte ihr die Krawatte um den Hals.

KAPITEL 40
    Nachdem er sie mit dem Stein erwischt hatte, versuchte Merrin nicht länger, ihn von sich herunterzustoßen, und er konnte mit ihr machen, was er wollte. Er lockerte die Krawatte an ihrem Hals, und sie drehte das Gesicht weg. Ihre Augen waren nach oben

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