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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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gerollt, und ihre Lider zuckten sonderbar. Ein Blutrinnsal lief ihr über das dreckige Gesicht.
    Er hatte geglaubt, sie sei völlig hinüber, zu benommen, um noch viel mitzukriegen, aber dann sagte sie etwas mit einer eigentümlichen Stimme wie aus großer Ferne.
    »Alles ist gut.«
    »Ja?«, sagte er und stieß noch fester in sie hinein, denn anders blieb sein Schwanz nicht steif. Es war nicht so toll, wie er es erwartet hatte. Sie war verdammt trocken. »Ja? Macht es dir Spaß?«
    Aber er hatte sie schon wieder falsch verstanden. Sie redete über etwas ganz anderes.
    »Ich bin entkommen«, sagte sie.
    Lee schenkte ihr keine Beachtung, sondern mühte sich weiter zwischen ihren Beinen ab.
    Sie drehte den Kopf, nur ein kleines Stück, und starrte zu der riesigen Baumkrone über ihnen hinauf.
    »Ich bin auf den Baum geklettert und entkommen«, sagte
sie. »Ich habe endlich den Weg zurückgefunden, Ig. Es geht mir gut. Ich bin in Sicherheit.«
    Lee blickte zu den Ästen und wogenden Blättern hoch, aber da war nichts. Er hatte keine Ahnung, was sie sah oder wovon sie sprach, aber er hatte auch keine Lust, sie zu fragen. Als er sich ihr wieder zuwandte, war irgendetwas aus ihren Augen gewichen, und sie sagte kein weiteres Wort mehr, und das war auch gut so, hatte er ihr verdammtes Geschwafel doch so unglaublich satt.

DAS EVANGELIUM NACH MICK UND KEITH

KAPITEL 41
    Es war früh am Morgen, als Ig seine Mistgabel aus der Gießerei holte und, noch immer nackt, zum Fluss zurückkehrte. Er watete bis zu den Knien ins Wasser und blieb reglos stehen, während die Sonne am wolkenlosen Himmel allmählich höher stieg und das Licht warm auf seine Schultern schien.
    Er wusste nicht, wie viel Zeit verstrichen war, als er, vielleicht einen halben Meter von seinem linken Bein entfernt, eine braune Forelle bemerkte. Sie schwebte über dem sandigen Grund, und ihr Schwanz zuckte hin und her, während sie stumpfsinnig Igs Füße anstarrte. Ig hob die Mistgabel - Poseidon mit seinem Dreizack. Dann warf er sie und erwischte den Fisch beim ersten Versuch, als hätte er das schon tausendmal gemacht. In Camp Galilee hatte er Speerwerfen unterrichtet, und so anders war das gar nicht.
    Ig röstete die Forelle gleich dort am Ufer mit seinem Atem. Ein glutheißer Hauch schoss aus seiner Lunge, der die Luft flimmern und den zappelnden Fisch augenblicklich schwarz werden ließ, während die Augen der Forelle die Farbe von gekochtem Eigelb annahmen. Zwar konnte Ig noch kein Feuer spucken wie ein Drache, aber vermutlich war das nur eine Frage der Zeit.

    Die Hitze hervorzubringen, fiel ihm jedoch denkbar leicht. Er musste sich nur auf ein angenehmes Hassgefühl konzentrieren. Die meiste Zeit dachte er an das, was er in Lees Kopf gesehen hatte: wie Lee seine Mutter in ihrem Bett langsam hatte verdursten lassen, und wie Lee Merrin die Krawatte um den Hals gelegt hatte, damit sie nicht schrie. Lees Erinnerungen sammelten sich in Igs Kopf - ein giftiger Geschmack wie von Batteriesäure, den er unbedingt loswerden musste, füllte seinen Mund.
    Nachdem Ig gegessen hatte, stieg er noch einmal in den Fluss, um sich das Forellenfett abzuwaschen. Wasserschlangen glitten um seine Fesseln. Er tauchte unter, und als er wieder hochkam, rann ihm Wasser über das Gesicht. Er wischte sich mit dem Handrücken über die Augen und starrte sein Spiegelbild im Fluss an. Vielleicht war es nur eine Täuschung, aber die Hörner schienen größer geworden zu sein und am Ansatz dicker; die Spitzen bogen sich nach innen, als strebten sie über seinem Schädel zueinander. Die Haut hatte einen satten dunkelroten Farbton angenommen und war so geschmeidig wie Robbenfell. Er war völlig unverletzt, der Schädel haarlos und so glatt wie ein Türknauf. Nur der seidige Spitzbart war aus irgendeinem Grund nicht verbrannt.
    Er drehte den Kopf nach allen Seiten und betrachtete sich im Profil - ein romantischer, verwegener Asmodis.
    Sein Spiegelbild legte den Kopf schräg und musterte ihn verschmitzt.
    Nach was fischst du hier?, fragte der Teufel im Wasser. Bist du denn kein Menschenfischer?
    »Fangen und zurücksetzen?«, fragte Ig.
    Sein Spiegelbild lachte laut und stieß einen heiseren Schrei aus, der Ig erschrocken zusammenfahren ließ. Er hob ruckartig
den Kopf und sah, dass es nur ein Rabe gewesen war, der sich vom Coffin Rock erhob und dicht über der Wasseroberfläche davonflog. Ig spielte mit seinem kleinen Intrigantenbärtchen und lauschte der hallenden Stille des Waldes. Dann

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