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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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Verband.«
    »Schon okay. Mach dir keine Sorgen«, sagt Terry, und jetzt hätte Lee am liebsten ihm eine geknallt. Stattdessen trat er aufs Gas, um Terry möglichst schnell zu Hause abzuladen.
    Der Cadillac schaukelte auf und ab, während er die nasse Straße entlangschoss und eine Kurve nach der anderen nahm. Merrin hatte unter Terrys Sakko die Arme um sich geschlungen und schlotterte noch immer heftig. Ihre Augen glänzten, und sie blickte verzweifelt unter ihrem wirren Haarschopf hervor, einem Gewirr nasser roter Locken. Einmal hob sie die Hand und stützte sich am Armaturenbrett ab, die Arme steif und gerade, als würden sie gleich von der Straße abkommen.
    »Merrin, ist mit dir alles in Ordnung?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. J-ja. Ich … Lee, bitte fahr rechts ran. Sofort!« Ihre Stimme war ganz dünn vor Anspannung.
    Als er zu ihr hinüberschaute, sah er, dass ihr speiübel war. Die Nacht um ihn herum warf Falten, und er spürte, wie er allmählich die Kontrolle verlor. Merrin würde sich
in seinem Caddy übergeben, eine Vorstellung, die ihn entsetzte. Er war so glücklich darüber gewesen, dass er während der Krankheit seiner Mutter und seit ihrem Tod frei über den Wagen verfügen konnte, und wenn sie jetzt kotzen musste, dann wäre er wirklich stinksauer. Den Geruch bekam man nie wieder heraus, ganz gleich, was man auch tat.
    Er sah die Straße, die zur alten Gießerei führte, rechts heranschießen und bog ab, eigentlich noch immer zu schnell. Das rechte Vorderrad verbiss sich in die nasse Erde am Straßenrand, und das Heck brach zur Seite hin aus - keine gute Idee, wenn auf dem Beifahrersitz ein Mädchen saß, dem übel war. Lee bremste weiter ab und versuchte, den Caddy auf dem Schotterweg zu halten; Gestrüpp streifte die Kotflügel, und Steine schabten am Unterboden entlang. Im Scheinwerferlicht sah er eine Kette, die über den Weg gespannt war und auf sie zugerast kam, und er bemühte sich, gleichmäßig auf die Bremse zu treten. Endlich blieb der Caddy mit einem leisen Quietschen stehen; die Stoßstange berührte bereits die Kette.
    Merrin öffnete die Tür und würgte verzweifelt, ein Geräusch wie nasser Husten. Lee schob die Gangschaltung in den Leerlauf. Er zitterte selbst ein wenig, so wütend war er, und er bemühte sich, seine Gelassenheit wiederzufinden. Wenn er Merrin heute Nacht noch unter die Dusche bekommen wollte, dann würde er viel Geduld aufbringen und sie behutsam bei der Hand nehmen müssen. Er konnte es schaffen - sie war ohnehin schon auf dem richtigen Weg -, aber er musste sich wieder unter Kontrolle bekommen, sich und die Nacht, die ihm zu entgleiten drohte. Noch war nichts geschehen, was er nicht wieder in Ordnung bringen konnte.

    Er stieg aus dem Wagen in den nachlassenden Regen und spürte, wie Rücken und Schultern seines Hemdes feucht wurden. Merrin hatte die Füße auf den Boden gesetzt und barg den Kopf zwischen den Knien. Das Gewitter hatte sich bereits wieder gelegt, und die Tropfen kamen nur noch von den Blättern über ihnen.
    »Ist alles okay?«, fragte er. Sie nickte. »Komm, lass uns Terry nach Hause bringen, und dann fahren wir zu mir«, fuhr er fort. »Ich mach dir einen Drink, und du kannst mir erzählen, was geschehen ist. Dann geht es dir bestimmt gleich viel besser.«
    »Nein. Nein, vielen Dank. Ich möchte jetzt nur noch alleine sein. Ich muss nachdenken.«
    »Du willst heute Nacht nicht allein sein. In deiner Verfassung wäre das ein Riesenfehler. He, hör doch mal. Du musst unbedingt mit zu mir kommen. Ich habe dein Kreuz repariert. Ich möchte es dir umlegen.«
    »Nein, Lee. Ich möchte nur nach Hause, etwas Trockenes anziehen und für mich sein.«
    Diese Frau trieb ihn noch in den Wahnsinn - sie glaubte wirklich, sie konnte ihn ewig hinhalten! Dachte sie denn, er hätte sie im Pit abgeholt, um sie dann brav nach Hause zu fahren, ohne dafür etwas zu bekommen? Doch dann nahm er sich wieder zusammen. Sie stand im nassen Rock und nasser Bluse vor ihm und fror erbärmlich. Er ging nach hinten zum Kofferraum, öffnete ihn, holte seine Sporttasche heraus und hielt sie ihr hin.
    »Hier sind ein paar Klamotten. T-Shirt. Jogginghose. Trocken und warm. Und ohne Kotze drauf.«
    Erst zögerte sie, dann griff sie nach der Tasche und erhob sich vom Beifahrersitz. »Danke, Lee.« Ohne ihm in die Augen zu schauen.

    Lee ließ die Tasche nicht gleich los, wollte Merrin daran hindern, in die Nacht hinaus zu verschwinden. »Du musstest es doch tun! Es war

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