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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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würde statt in mich, und die Vorstellung konnte ich nicht ertragen. Weißt du noch, die Flussdiagramme, die du gezeichnet hast, um dich über Schwester Bennett lustig zu machen? Ich hab dich verpfiffen. Deswegen wurdest du suspendiert und durftest nicht am Konzert zum Schuljahresende teilnehmen.«
    Terry glotzte ihn fragend an, als hätte Ig etwas in einer unverständlichen Sprache zu ihm gesagt. Dann lachte er. Es klang forciert, aber echt. »Ach, du Scheiße. Mein Arsch ist immer noch wund von der Abreibung, die Father Mould mir verpasst hat.« Aber das Lächeln verblasste wieder, und Terry sagte: »Das ist nicht dasselbe. Nicht annähernd.«
    »Nein«, stimmte Ig ihm zu. »Ich hab es nur erwähnt, damit du verstehst, was ich meine. Leute fällen lausige Entscheidungen, wenn sie Angst haben.«
    Terry versuchte wieder zu lächeln, wirkte aber eher so, als würde er gleich zu heulen anfangen. »Wir müssen los.«
    »Nein«, sagte Ig. »Du musst los. Jetzt sofort.« Während er das sagte, ließ er bereits das Beifahrerfenster herunter. Er nahm das Kreuz und warf es hinaus. Im selben Moment legte er seine ganze Kraft und seinen ganzen Willen in die Hörner und rief sämtliche Schlangen des Waldes herbei, damit sie zu ihm in die Gießerei kamen.

    Terry stieß ein heiseres Keuchen aus. »Haaaahöööörner . Du … du hast Hörner. Auf dem Kopf. Was … mein Gott, Ig … was bist du?«
    Ig wandte sich wieder seinem Bruder zu. Terrys Augen glichen Lampen, aus denen maßloses Entsetzen - aber noch etwas anderes: war es Ehrfurcht? - leuchtete.
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagte Ig. »Ob Dämon oder Mensch, ich weiß es nicht. Das Verrückte ist, dass die endgültige Entscheidung wohl noch nicht gefallen ist. Aber eins weiß ich: Merrin wollte, dass ich ein guter Mensch bin. Menschen vergeben. Dämonen nicht. Wenn ich dich laufen lasse, dann nicht nur, weil ich das will, sondern ebenso um ihretwillen. Sie hat dich auch geliebt.«
    »Ich muss jetzt los«, sagte Terry mit furchtsamer dünner Stimme.
    »Genau. Du möchtest nicht dabei sein, wenn Lee Tourneau hier aufschlägt. Wenn irgendwas schiefläuft, könntest du was abbekommen. Und selbst wenn nicht - denk doch mal nach, es könnte das Ende deiner Karriere bedeuten. Das hier hat nichts mit dir zu tun. Du wirst sogar vergessen, dass wir uns überhaupt getroffen haben. Du warst nie hier, und du hast heute Abend auch nicht mit mir gesprochen.«
    »Kein einziges Wort«, sagte Terry, zuckte zusammen und blinzelte dann mehrmals, als hätte ihm jemand kaltes Wasser ins Gesicht gespritzt. »Herrgott, ich muss fort von hier. Wenn ich jemals wieder beim Fernsehen arbeiten will, muss ich machen, dass ich aus diesem Kaff wegkomme.«
    »Ganz genau. Diese Unterhaltung ist zu Ende, und du wirst dich an nichts erinnern. Hau schon ab. Fahr nach Hause, und erzähl Ma und Dad, dass du deinen Flug verpasst hast. Geh zu den Menschen, die du liebst, und wirf morgen früh einen Blick in die Zeitung. Es heißt, über gute
Nachrichten wird nie berichtet, aber ich glaube, dass du dich ein ganzes Stück besser fühlen wirst, wenn du die Schlagzeilen gelesen hast.« Ig wollte seinen Bruder zum Abschied auf die Wange küssen, aber er hatte Angst davor, etwas über ihn herauszufinden, was ihn veranlassen würde, es sich noch einmal anders zu überlegen. »Auf Wiedersehen, Terry.«
     
    Er stieg aus und trat von dem Wagen, der sich bereits in Bewegung setzte, einen Schritt zurück. Der Mercedes rollte langsam an, und die Reifen walzten das hohe Gras platt. Er fuhr in einem weiten Bogen gemächlich um einen großen Haufen aus Müll, Ziegeln, alten Brettern und Dosen herum. Ig wartete nicht, bis der Wagen auf der anderen Seite wieder auftauchte, sondern wandte sich um. Er hatte einige Vorbereitungen zu treffen. Zügig ging er die Außenmauer der Gießerei entlang und blickte dabei immer wieder zu dem Wäldchen hinüber, der das Gebäude von der Straße abschirmte. Er rechnete damit, durch die Tannen jeden Moment Scheinwerfer zu sehen, die langsamer wurden und in die Schotterstraße einbogen.
    Ig duckte sich und betrat den Raum hinter dem Hochofen. Dort sah es aus, als hätte jemand mehrere Eimer voller Schlangen hineingetragen und sie ausgekippt, bevor er die Flucht ergriffen hatte. Schlangen krochen aus allen Ecken und glitschten über Backsteinhaufen. Die Waldklapperschlange reckte sich in der Schubkarre und ließ sich mit einem dumpfen Schlag auf den Boden fallen. Es waren nur etwa hundert. Nun

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