Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
Vom Netzwerk:
unschuldig bist du auch nicht dran.«
    Er lachte. »Na ja. Schon möglich. Aber ich kapier noch immer nicht, warum du dich da draußen bei der Gießerei rumtreibst.«
    »Er kommt öfter mal hierher, wegen Merrin. Also dachte ich mir, ich schau mich mal um, aber dann bin ich mit dem Wagen stecken geblieben, und von Iggy natürlich keine Spur. Du warst letztens so nett, mich nach Hause zu fahren. Könntest du mir noch mal aus der Patsche helfen?«
    Er schwieg einen Moment lang. Dann sagte er: »Hast du noch jemand anderen angerufen?«
    »Du warst der Erste, der mit eingefallen ist«, sagte Ig mit Glennas Stimme. »Komm schon. Ich will dich nicht anflehen müssen. Meine Kleider sind total verdreckt, und ich muss mich ganz dringend ausziehen und waschen.«
    »Klar«, sagte er. »In Ordnung. Solange ich zuschauen darf. Wie du dich wäschst, meine ich.«
    »Das hängt davon ab, wie schnell du hier bist. Ich sitze in der Gießerei und warte auf dich. Du wirst dich totlachen, wenn du siehst, wo ich mit dem Wagen stecken geblieben bin.«
    »Ich kann es kaum erwarten.«

    »Beeil dich. Hier ist es irgendwie unheimlich, wenn man so allein ist.«
    »Das glaub ich gern. Außer ein paar Gespenstern treibt sich da ja auch niemand rum. Aber keine Angst, bin schon unterwegs.«
    Ig hängte auf, ohne sich zu verabschieden. Dann hockte er sich eine Weile neben die Brandspuren am oberen Ende des Evel-Knievel-Hangs. Die Sonne war untergegangen, ohne dass er es bemerkt hatte. Der Himmel war tiefpurpurrot, und die ersten Sterne begannen, stecknadelgroß zu leuchten. Schließlich erhob er sich und ging zur Gießerei zurück, um sich auf Lees Ankunft vorzubereiten. Unterwegs nahm er Merrins Kreuz von dem Zweig der Eiche, an den er es gehängt hatte. Auch den roten Benzinkanister nahm er mit. Er war noch etwa zu einem Viertel voll.

KAPITEL 45
    Er schätzte, dass Lee mindestens eine halbe Stunde brauchen würde, um hierherzugelangen, und deutlich mehr, wenn er den weiten Weg aus Portsmouth kam. Viel Zeit war das nicht. Aber das war Ig nur recht. Je länger er darüber nachdachte, umso eher würde er einen Rückzieher machen.
    Ig war zur Vorderseite der Gießerei herumgegangen und wollte sich gerade durch die Türöffnung in den großen Hauptraum hinaufschwingen, als er hörte, wie ein Wagen die zerfurchte Straße heraufholperte. Ein Adrenalinschub ließ ihn schaudern. Es war zu früh, viel zu früh, und eigentlich war das gar nicht möglich, es sei denn, Lee hatte bereits ganz in der Nähe in seinem Wagen gesessen. Aber es war nicht Lees großer roter Caddy, sondern ein schwarzer Mercedes. Hinter dem Steuer saß Terry.
    Ig sank ins Gras und stellte den schwappenden Benzinkanister an die Wand. Er war so wenig darauf vorbereitet, seinen Bruder zu sehen - nicht hier, nicht jetzt -, dass es ihm schwerfiel, das zu akzeptieren, was er sah. Sein Bruder konnte unmöglich hier sein, inzwischen war Terrys Flieger nämlich längst in Kalifornien gelandet, und Terry schwitzte in der subtropischen Hitze von L.A. Ig hatte ihm befohlen, nach Hause zu fliegen - und eigentlich hätte das genügen müssen, schließlich war genau das sein sehnlichster Wunsch.

    Der Wagen bremste ab, als er sich der Ruine nährte, und kroch über das widerspenstige hohe Gras. Dass Terry sich seiner Anweisung widersetzt hatte, machte Ig wütend und beunruhigte ihn. Sein Bruder hatte hier nichts verloren. Ig blieb kaum Zeit, ihn wieder loszuwerden.
    Ig huschte geduckt über das Betonfundament und erreichte die Ecke der Gießerei. Als der Mercedes gerade vorbeirollte, rannte er etwas schneller und streckte die Hand nach der Beifahrertür aus. Er riss sie auf und sprang hinein.
    Terry sah ihn an, stieß einen Schrei aus und warf sich gegen die Fahrertür; mit der Hand tastete er hektisch nach dem Griff. Dann erkannte er Ig und richtete sich wieder auf.
    »Ig«, keuchte er. »Was machst du …?« Sein Blick fiel auf den schmutzigen Rock. »Was zum Teufel ist denn mit dir passiert?«
    Erst verstand Ig nicht, wieso Terry sich so erschrocken hatte. Dann spürte er das Kreuz, das er noch immer umklammert hielt, wobei die Kette um seine Finger gewickelt war. Terry sah Ig, wie er immer gewesen war, und das zum ersten Mal, seit er seinen Eltern einen Besuch abgestattet hatte. Der Mercedes holperte weiter durch das hohe Gras.
    »Willst du nicht mal den Wagen anhalten, Terry?«, sagte Ig. »Bevor wir noch den Evel-Knievel-Hang runter in den Fluss rasen?«
    Terrys Fuß fand die Bremse, und er

Weitere Kostenlose Bücher