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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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einfach so abhauen würde, während hier alles drunter und drüber geht. Ich wusste, dass er recht hat, aber irgendwie schien es keine Rolle zu spielen. Es hat sich einfach richtig angefühlt, von hier wegzufahren.« Terry hielt einen Moment inne. »Aber je weiter ich mich von Gideon entfernt habe, desto weniger richtig hat es sich angefühlt. Das Radio lief. Ich hörte ein Lied, das mir gefiel, und hab überlegt, wie ich es
mit der Band arrangieren könnte. Dann ist mir wieder eingefallen, dass ich gar keine Band mehr habe. Niemanden, mit dem ich proben könnte.«
    »Was meinst du damit, du hast keine Band mehr?«
    »Ich bin raus«, sagte Terry. »Hab gekündigt. Ich will nichts mehr mit Hothouse zu tun haben.«
    »Was redest du da?«, sagte Ig. Bei seinem Ausflug durch Terrys Erinnerungen hatte er nichts dergleichen gesehen.
    »Letzte Woche«, sagte Terry. »Ich hab es nicht mehr ausgehalten. Seit das mit Merrin passiert ist, hat es mir einfach keinen Spaß mehr gemacht. Im Gegenteil. Es war die Hölle. Ich musste ständig lächeln und lachen und fetzige Stücke spielen, und dabei hätte ich die ganze Zeit nur heulen können. Jedes Mal, wenn ich Trompete gespielt habe, hab ich innerlich geweint. Die Leute von Fox haben mir gesagt, ich soll mir das Wochenende freinehmen und mir die Sache noch einmal überlegen. Sie haben mir nicht direkt damit gedroht, aber wenn ich nächste Woche nicht auf der Matte stehe, verklagen sie mich auf Vertragsbruch. Was mir so was von scheißegal ist. Die haben nichts, was ich noch brauche.«
    »Und als dir eingefallen ist, dass du keine Show mehr hast, bist du zurück nach Hause gefahren?«
    »Nicht sofort. Das war echt unheimlich. Als … als wäre ich zwei Menschen gleichzeitig. Gerade denke ich noch, ich muss von der Interstate runter und nach Gideon zurückfahren. Dann habe ich wieder angefangen, Proben zu planen. Als ich schließlich fast am Logan Airport war - du kennst den Hügel mit dem großen Kreuz darauf? Gleich hinter der Suffolk Downs -Trabrennbahn?«
    Ig spürte, wie er eine Gänsehaut bekam. »Es ist ungefähr acht Meter hoch. Früher dachte ich, es würde Don Orsillo heißen, aber das stimmt nicht.«

    »Es heißt Don Orione. Das ist der Name des Pflegeheims in der Nähe, zu dem das Kreuz gehört. Ich bin rechts rangefahren. Dort führt eine Straße durch die Sozialbauten den Hügel rauf. Aber die bin ich nicht ganz hochgefahren. Ich hab nur im Schatten angehalten, um nachzudenken.«
    »Im Schatten des Kreuzes?«
    Sein Bruder nickte, als wäre das nicht weiter von Belang. »Ich hatte noch immer das Radio laufen. Den College-Sender. So weit im Süden ist der Empfang schlecht, aber ich war einfach noch nicht dazu gekommen, einen anderen zu suchen. Sie brachten die Lokalnachrichten, und der Sprecher sagte, die Old Fair Road Bridge sei wieder geöffnet, nachdem sie mitten am Tag für ein paar Stunden gesperrt gewesen war, damit die Polizei einen ausgebrannten Wagen von der Sandbank bergen konnte. Als ich das mit dem Wagen gehört habe, wurde mir irgendwie übel. Einfach so. Einfach weil wir seit Tagen nichts mehr von dir gehört haben, und die Sandbank liegt flussabwärts von der Gießerei. Und letztes Jahr um diese Zeit ist Merrin gestorben. Ich hatte das Gefühl, dass da ein Zusammenhang besteht. Und plötzlich wusste ich nicht mehr, warum ich es so eilig hatte, aus Gideon zu verschwinden. Ich wusste nicht mehr, warum ich unbedingt wegwollte. Also hab ich gewendet. Und bin zurückgefahren. Und kurz vor der Stadtgrenze hab ich mir überlegt, ich könnte doch mal bei der alten Gießerei vorbeischauen. Falls du hier herumhängst, weil du Merrin nahe sein möchtest … und falls dir was passiert ist. Ich hatte das Gefühl, dass ich mich erst dann wieder um meinen eigenen Kram kümmern darf, wenn ich weiß, dass es dir gutgeht. Und, he, da wär ich nun. Und dir geht es nicht gut.« Er musterte Ig wieder, und als er weitersprach, schwang Angst in seiner Stimme mit. »Wie wolltest du Lee … umbringen?«

    »Schnell. Was mehr ist, als er verdient hat.« »Du weißt also, was ich getan habe … und hasst mich nicht? Warum bringst du mich nicht auch um?«
    »Du bist nicht der Einzige, der Scheiße gebaut hat, weil er Angst hatte.«
    »Was soll das heißen?«
    Ig dachte einen Moment lang nach, bevor er antwortete. »Mich hat es echt angekotzt, wie Merrin dich immer angeschaut hat, wenn du bei deinen Auftritten Trompete gespielt hast. Ich hatte Schiss, dass sie sich in dich verlieben

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