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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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denn. Das sollte genügen.
    Ig ging in die Hocke, legte die Hand um den Bauch der Waldklapperschlange und hob sie hoch; jetzt hatte er keine Angst, gebissen zu werden. Die Schlange kniff die Augen
zusammen und sah ihn mit schläfriger Zuneigung an. Ihre schwarze Zunge zuckte hervor, und für einen Moment flüsterte sie ihm atemlose Zärtlichkeiten ins Ohr. Er küsste sie sanft auf den Kopf und trug sie dann in den Hochofen. Dabei wurde ihm bewusst, dass er, obwohl er sie anfasste, keine Sünden wahrnahm, kein schlechtes Gewissen - sie konnte sich nicht daran erinnern, jemals etwas Böses getan zu haben. Sie war unschuldig. Alle Schlangen waren das, natürlich. Sie glitten durch das Gras, bissen zu und betäubten, entweder mit Gift oder mit ihrem fest zupackenden Maul, schluckten und spürten, wie ihnen ein besonders leckerer Brocken, eine pelzige Feldmaus, die Kehle hinunterrutschte, worauf sie sich in ein dunkles Loch zurückzogen und auf einem Laubhaufen zusammenrollten - nichts als reines Glück. So und nicht anders hatte die Welt zu sein.
    Ig betrat den Kamin und legte die Schlange zwischen die Falten der stinkenden Decke auf der Matratze. Dann beugte er sich über sie und zündete sämtliche Kerzen an - er wollte eine intime, romantische Atmosphäre schaffen. Die Schlange rollte sich zufrieden zusammen.
    »Du weißt, was du tun musst, wenn er an mir vorbeikommt«, sagte Ig. »Den Nächsten, der die Tür öffnet, musst du beißen, beißen, beißen. Hast du mich verstanden?«
    Ihre Zunge glitt hervor und zischelte durch die Luft. Ig faltete die Decke über ihr zusammen, um sie zu verbergen, und legte dann Glennas rosafarbenes Handy darauf. Falls es Lee gelingen sollte, ihn zu töten anstatt andersherum, würde er hier hineingehen, um die Kerzen auszublasen, und wenn er das Handy sah, würde er es bestimmt mitnehmen wollen. Schließlich war er damit angerufen worden, und er würde auf keinen Fall etwas herumliegen lassen, was gegen ihn verwendet werden konnte.

    Ig schlüpfte durch die Öffnung hinaus und schob die Tür fast ganz zu. Kerzenschein flackerte entlang den Rändern, als wäre im alten Hochofen wieder ein Feuer angezündet worden - als würde die Gießerei zu neuem Leben erwachen. Ig griff nach seiner Mistgabel, die unmittelbar rechts neben der Öffnung an der Wand lehnte.
    »Ig«, flüsterte Terry hinter ihm.
    Ig fuhr herum, und sein Herz machte einen Satz, als er seinen Bruder sah, wie er auf Zehenspitzen zur Türöffnung hereinschaute.
    »Was machst du denn noch hier?«, sagte Ig völlig verdutzt.
    »Sind das Schlangen?«, fragte Terry.
    Terry trat von der Tür zurück, als Ig heraussprang. Ig hatte noch immer die Schachtel Streichhölzer in der Hand, und er warf sie beiläufig auf den Benzinkanister. Dann wandte er sich um und richtete die Mistgabel auf Terrys Brust. Er reckte den Kopf, um an ihm vorbei auf die Wiese zu schauen, konnte den Mercedes jedoch nicht entdecken.
    »Wo ist dein Wagen?«
    »Hinter dem Müllhaufen da«, sagte Terry und deutete auf einen besonders großen Abfallhügel. Dann hob er die Hand und schob die Zinken der Mistgabel beiseite.
    »Ich hab gesagt, du sollst von hier verschwinden.«
    Obwohl es fast dunkel war, glänzte Terrys Gesicht vor Schweiß. »Nein«, sagte er.
    Ig brauchte einen Moment, um Terrys Antwort zu verarbeiten.
    »Doch.« Er setzte die ganze Macht der Hörner ein, strengte sich so sehr an, dass der Druck und die Wärme in ihnen fast schmerzten. »Du möchtest nicht hier sein, und ich möchte dich nicht hier haben.«

    Terry taumelte einen Schritt zurück, als hätte Ig ihm einen Stoß versetzt. Aber er fing sich wieder und blieb mit einem Ausdruck angestrengter Entschlossenheit auf dem Gesicht, wo er war.
    »Und ich habe Nein gesagt. Du kannst mich nicht dazu zwingen. Was auch immer du mit meinem Kopf machst, es hat seine Grenzen. Du kannst mir nur etwas anbieten. Ich muss es annehmen. Und dieses Mal nehme ich es nicht an. Ich fahre nicht weg und lass dich hier zurück, damit du Lee allein entgegentrittst. Das habe ich bereits Merrin angetan, und seither ist mein Leben die Hölle. Wenn du willst, dass ich gehe, dann steig in meinen Wagen und komm mit. Wir werden schon einen Weg finden, um mit Lee fertigzuwerden, ohne dass dabei irgendjemand zu Schaden kommt.«
    Ig stieß ein ersticktes Knurren aus und ging mit der Mistgabel auf Terry los - der zurückwich. Es brachte Ig zur Weißglut, dass er seinem Bruder nicht seinen Willen aufzwingen konnte. Aber jedes

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