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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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nicht über die Lippen. Lügen konnte er auch nicht, dafür fehlte ihm einfach die Coolness. Einen schlechteren Lügner als ihn gab es gar nicht.
    Stattdessen sagte er: »Du hast das Kreuz repariert.«

    Lee senkte nicht den Blick, sondern spielte nur müßig mit dem Kettchen, während er die Funken betrachtete, die über den Pool tanzten. »Yeah. Ich hab’s anbehalten, falls ich ihr zufällig begegne, wenn ich Zeitschriften verkaufe.« Er zögerte einen Moment und sagte dann: »Ich hab dir doch von diesen Pornos erzählt, oder? Die bei meinem Lieferanten im Lager rumliegen? Eins davon heißt Cherries, lauter Teens, gerade achtzehn und natürlich unberührt. Die gefallen mir am besten - sehen aus wie die Mädchen von nebenan. Bei denen kann man sich noch vorstellen, dass man der Erste ist. Natürlich sind die Mädchen keine Jungfrauen mehr, das sieht man sofort. Sie haben Tattoos auf der Hüfte oder zu viel Lidschatten, und ihre Namen klingen wie die von Stripperinnen. Sie ziehen sich nur für die Fotos unschuldig an. Für die nächste Session kleiden sie sich dann wie geile Politessen oder Cheerleader, und das ist genauso gefakt. Das Mädchen in der Kirche dagegen - die war echt.« Er hob das Kreuz etwas an und rieb mit Daumen und Zeigefinger darüber. »Was mich wirklich antörnt, ist die Vorstellung, mal was Echtes zu erleben. Ich glaube, dass die meisten Menschen nicht die Hälfte von dem empfinden, was sie vorgeben. Vor allem Mädchen in einer Beziehung machen den Kerlen oft was vor, um sie bei Laune zu halten. So wie Glenna mir ab und zu einen runterholt. So richtig toll findet sie das bestimmt nicht, aber sie will einfach nicht allein sein. Wenn ein Mädchen ihre Jungfräulichkeit verliert, dann tut das vielleicht weh, aber es ist echt . Womöglich ist das die intimste, ehrlichste Sache, die man mit jemand anderem erleben kann. Dieser Moment, wenn alle Masken fallen - daran muss ich denken, wenn ich an das Mädchen aus der Kirche denke.«
    Ig wurde schlecht, und er verfluchte das halbe Sandwich, das er gegessen hatte. Das Kreuz an Lees Hals funkelte
im Sonnenlicht, und wenn Ig die Augen schloss, konnte er es sehen, eine Abfolge schimmernder Blitze, die eine Botschaft ergab, vielleicht eine Warnung. Er bekam Kopfschmerzen.
    Er öffnete die Augen und sagte: »Wenn das mit der Politik nichts wird, bringst du dann Leute um, um dir deine Brötchen zu verdienen?«
    »Kann sein.«
    »Wie würdest du das machen? Was wäre deine Handschrift?« Dabei stellte er sich vor, wie er Lee umbringen würde, um an das Kreuz zu kommen.
    »Kommt darauf an, wen. Irgendeine Schlampe, die ihrem Dealer Geld schuldet? Oder den Präsidenten?«
    Ig atmete ganz langsam aus. »Jemand, der die Wahrheit über dich weiß. Ein Kronzeuge. Wenn er überlebt, wanderst du in den Knast.«
    »Den würde ich mitsamt seiner Karre abfackeln«, sagte Lee. »Mit einer Bombe. Ich steh auf der anderen Straßenseite und schau zu, wie er sich hinters Steuer setzt. Und in dem Moment, wo er losfährt, drück ich auf den Knopf, und der Wagen rollt als ein einziges brennendes Wrack weiter.«
    »He, warte mal«, sagte Ig. »Ich muss dir was zeigen.«
    Er schenkte Lees verwirrter Miene keine Beachtung, sondern stand auf und trabte ins Haus. Drei Minuten später kam er zurück und hatte die rechte Hand zu einer Faust geballt. Lee blickte mit gerunzelter Stirn zu ihm hoch, während Ig sich in seinen Liegestuhl fallen ließ.
    »Schau dir das an«, sagte Ig und öffnete die rechte Hand. Darin lag die Kirschbombe.
    Lee starrte sie an, sein Gesicht so ausdruckslos wie eine Maske. Aber Ig ließ sich von seiner Gleichgültigkeit nicht täuschen - allmählich durchschaute er ihn. Als Ig die Hand
geöffnet und Lee gesehen hatte, was darin lag, hatte er sich unwillkürlich aufgesetzt.
    »Eric Hannity hat seine Schuld beglichen«, sagte er. »Hab ich bekommen, weil ich mit dem Einkaufswagen den Hügel runtergefahren bin. Du hast doch den Truthahn gesehen, oder?«
    »Es hat’ne Stunde lang Fleisch geregnet.«
    »Wäre es nicht cool, damit ein Auto abzufackeln? Ich mein, so ein Wrack. Wetten, dass du damit die Motorhaube wegblasen kannst? Terry hat gesagt, die stammen noch aus der Zeit vor dem CPL.«
    »Vor dem was?«
    »Irgend so ein Jugendschutzgesetz. Die Böller, die sie heute herstellen, sind gegen das hier Fürze in der Badewanne.«
    »Wie kommt es, dass sie verkauft werden, wo sie doch verboten sind.«
    »Es ist nur verboten, neue herzustellen. Die ist aus einer alten

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