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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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Kiste.«
    »Das ist der Plan? Ein altes Wrack suchen und es in die Luft jagen?«
    »Nein. Mein Bruder möchte, dass ich warte, bis wir nach Cape Cod fahren, Anfang September oder so. Er nimmt mich dorthin mit, sobald er den Führerschein hat.«
    »Das geht mich ja nichts an«, sagte Lee. »Aber ich versteh nicht, was er da mitzureden hat.«
    »Hat er auch nicht. Na ja, schon irgendwie. Eric Hannity wollte ihn mir nicht geben, weil ich Turnschuhe anhatte, als ich den Hügel runtergerast bin. Er hat gesagt, ich wär gar nicht nackt gewesen. Aber Terry hat gesagt, das wär Schwachsinn und hat Eric dazu gebracht, das Teil rauszurücken. Also bin ich ihm was schuldig. Und Terry möchte eben warten.«

    Zum ersten Mal in ihrer kurzen Freundschaft schien sich Lee über etwas zu ärgern. Er verzog das Gesicht und rutschte unruhig auf dem Liegestuhl herum, als hätte er eben erst bemerkt, dass ihn etwas in den Rücken pikste. »Ziemlich bescheuert, dass sie die ›Eve’s Cherries‹ genannt haben. Die müssten Äpfel heißen, und nicht Kirschen.«
    »Warum das?«
    »Wegen der Bibel.«
    »In der Bibel steht nur, dass sie eine Frucht vom Baum der Erkenntnis gegessen haben. Von einem Apfel steht da nichts. Hätte genauso gut eine Kirsche sein können.«
    »Ach, ich glaub sowieso nicht dran.«
    »Nein«, sagte Ig. »Ich auch nicht. Dinosaurier und so.«
    »Glaubst du an Jesus?«
    »Warum nicht? Über den haben genauso viele Leute geschrieben wie über Caesar.« Er sah Lee von der Seite her an - Lee hatte tatsächlich das gleiche Profil wie Caesar auf den Münzen. Fehlte nur der Lorbeerkranz.
    »Glaubst du daran, dass er Wunder wirken konnte?«, fragte Lee.
    »Vielleicht. Keine Ahnung. Wenn alles andere stimmt, spielt das dann noch eine Rolle?«
    »Ich hab auch mal ein Wunder vollbracht.«
    Ig war nur mäßig beeindruckt. Sein Vater hatte einmal in der Wüste von Nevada ein UFO gesehen, auf einer Sauftour mit dem Schlagzeuger von Cheap Trick. Anstatt zu fragen, was es für ein Wunder gewesen war, sagte Ig: »War es cool?«
    Lee hatte die blauen Augen in die Ferne gerichtet und nickte. »Ich hab den Mond repariert. Als ich noch ein kleines Kind war. Und seither fällt es mir leicht, Dinge zu reparieren.«
    »Wie hast du das gemacht?«

    Lee kniff die Augen zusammen, hob eine Hand himmelwärts, packte einen imaginären Mond mit Daumen und Zeigefinger und drehte ihn um 180 Grad. Dabei schnalzte er leise. »Alles wieder in Ordnung.«
    Ig hatte kein Lust, über Religion zu reden; er wollte darüber reden, wie man Dinge kaputt machte. »Du wirst dein blaues Wunder erleben, wenn ich die Zündschnur an diesem Ding anstecke«, sagte er, und Lee wandte sich wieder der Kirschbombe zu. »Irgendwas werde ich damit auf direktem Weg ins Himmelreich befördern. Irgendwelche Vorschläge?«
    Lee betrachtete den Böller mit einer Miene, die Ig an einen Mann erinnerte, der an der Bar saß, etwas Starkes trank und dem Mädchen auf der Bühne dabei zuschaute, wie sie ihr Höschen runterzog. Sie waren noch nicht lange Kumpels, aber bestimmte Muster hatten sich bereits herausgebildet. Jetzt wäre der Augenblick gekommen, in dem Ig ihm den Böller hätte überlassen sollen - so, wie er Lee sein Geld, seine CDs und Merrin Williams’ Kreuz überlassen hatte. Aber er sagte nichts dergleichen, und Lee konnte ihn schlecht darum bitten. Ig redete sich ein, dass er Lee den Böller nicht gab, weil er ihn das letzte Mal mit den CDs in Verlegenheit gebracht hatte. Aber der eigentliche Grund war ein anderer: Ig hatte das fiese Bedürfnis, etwas zu besitzen, was Lee gern gehabt hätte - wie das Kreuz, das Lee um den Hals trug. Später, nachdem Lee gegangen war, würde Ig sich dafür schämen - ein reicher Junge mit einem Swimmingpool, der seinen Kumpel aus dem Trailerpark mal so richtig neidisch machen wollte.
    »Du könntest ihn in einen Kürbis stecken«, sagte Lee, und Ig erwiderte: »Nee, das ist ja so ähnlich wie ein Truthahn.« Und so ging es weiter - Lee schlug etwas vor, und Ig dachte im Gegenzug darüber nach.

    Sie diskutierten die Vor- und Nachteile, den Böller in den Fluss zu werfen, um festzustellen, ob sie damit Fische töten konnten, oder in ein Klohäuschen, um herauszufinden, wie hoch der Geysir aus Scheiße aufspritzen würde. Oder sie konnten ihn mit einer Steinschleuder auf den Kirchturm schießen, um zu sehen, wie laut die Glocke schlagen würde, wenn das Teil explodierte. Vor der Stadt gab es eine Reklametafel, auf der WILDBARSCH - ANGLER-

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