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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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getrennt?«
    »Manchmal könnte man das schon meinen. Seine Mutter arbeitet im Exeter Hospital, und das ist ein ganzes Stück weit weg, weswegen sie nicht so oft zu Hause ist. Was wahrscheinlich auch besser ist. Lee und seine Mutter verstehen sich nicht so gut.«
    Ig schüttelte den Kopf. Er hatte den Eindruck, Glenna würde von einem völlig anderen Menschen sprechen - von jemandem, den Ig gar nicht kannte. Er hatte sich ziemlich
klare Vorstellungen von Lee Tourneaus Leben gemacht: Lee wohnte zusammen mit seinem Vater, der natürlich einen Pick-up fuhr, in einem Wohnwagen, und seine Mutter hatte sich, als er noch ein kleines Kind war, davongemacht, um Crack zu rauchen und in der Combat Zone von Boston auf den Strich zu gehen. Lee hatte Ig gegenüber nie behauptet, er wohne in einem Wohnwagen und seine Mutter sei eine drogenabhängige Hure, aber irgendwie hatte Ig das immer angenommen - wegen dem, was er sagte, und wegen dem, worüber er lieber schwieg.
    »Hat er dir wirklich erzählt, dass er kein Geld hat, um sich was zu kaufen?«, fragte Glenna noch einmal.
    Ig schüttelte den Kopf.
    »Dachte ich mir doch.« Sie schob mit dem Fuß einen Kieselstein auf dem Asphalt hin und her und fragte dann: »Ist sie hübscher als ich?«
    »Wer?«
    »Das Mädchen aus der Kirche. Das Mädchen, dem das Kreuz gehört.«
    Ig versuchte verzweifelt, sich auszudenken, was er darauf antworten konnte - eine elegante, rücksichtsvolle Lüge. Aber es gelang ihm nicht, und sein Schweigen war Antwort genug.
    »Yeah«, sagte Glenna und lächelte wehmütig. »Dachte ich mir doch.«
    Ig wandte den Blick ab; er war viel zu bestürzt und unglücklich, um ihr weiterhin lächelnd in die Augen zu schauen. Glenna schien nett zu sein - zumindest offen und direkt.
    Highway to Hell und der langhaarige Junge tänzelten lachend um die Mülltonne herum. Ihre lauten, spitzen Schreie glichen dem Krächzen von Krähen. Ig hatte keine Ahnung, was ihnen solchen Spaß bereitete.

    »Weißt du irgendwo ein Auto, das man in Brand stecken könnte, ohne Ärger zu bekommen?«, fragte Ig. »Kein Wagen, der jemand gehört. Nur ein Wrack?«
    »Warum?«
    »Lee möchte einen Wagen in Brand stecken.«
    Sie runzelte die Stirn, sichtlich verwundert darüber, dass Ig so abrupt das Thema gewechselt hatte. Dann schaute sie zu Highway to Hell hinüber. »Garys Dad, mein Onkel, hat ein paar Schrottkisten im Wald stehen, draußen hinter seinem Haus in Derry. Er handelt mit Autoteilen. Jedenfalls behauptet er das - ich habe dort noch nie einen Kunden gesehen.«
    »Das solltest du bei Gelegenheit mal Lee erzählen, echt«, sagte Ig.
    Hinter ihm bummerte jemand mit der Faust gegen die Scheibe. Sie wandten sich beide um und blickten zu Igs Mutter hoch. Lydia schenkte Glenna ein Lächeln, hob steif die Hand und winkte. Dann sah sie Ig mit großen Augen an, um ihm zu zeigen, dass alle auf ihn warteten. Er nickte, aber als seine Mutter ihnen den Rücken zuwandte, macht er keine Anstalten, in den Friseursalon zurückzugehen.
    Glenna legte den Kopf schräg und musterte ihn. »Wenn wir demnächst mal wieder’n Feuer machen, bist du dann dabei?«
    »Nein. Eher nicht. Aber viel Spaß!«
    »Viel Spaß!«, äffte sie ihn nach, und ihr Lächeln wurde breiter. »Was hast du mit deinen Haaren vor?«
    »Keine Ahnung. Das Übliche wahrscheinlich.«
    »Du solltest sie dir abrasieren«, sagte sie. »Mit einer Glatze würdest du echt cool aussehen.«
    »Was? Nein. Nein, meine Mutter …«
    »Na ja, dann lass sie dir wenigstens ganz kurz schneiden, damit sie abstehen. Und lass die Spitzen bleichen. Deine
Haare gehören zu dir, Mann. Willst du nicht irgendwie interessant aussehen?« Sie streckte die Hand aus und zerwuschelte ihm die Haare. »Wenn du dir ein bisschen Mühe gibst, kriegst du das hin.«
    »Ich glaube nicht, dass ich da was mitzureden hab. Meine Mutter hat da so ihre Vorstellungen.«
    »Tja, zu schade. Ich steh ja auf verrückte Haare«, sagte Glenna.
    »Wirklich?«, sagte Gary alias Highway to Hell. »Dann wirst du voll auf meinen Arsch abfahren, Baby!«
    Sie fuhren beide herum und sahen sich Highway to Hell und dem langhaarigen Jungen gegenüber. Sie hatten Haarreste aus der Mülltonne geklaubt und sie Gary ins Gesicht geklebt, so dass er nun wie van Gogh auf den Selbstporträts einen buschigen rötlichen Bart hatte. Es passte überhaupt nicht zu den blauen Stoppeln auf Garys rasiertem Kopf.
    Glenna verzog das Gesicht zu einer angewiderten Grimasse. »Himmel, damit machst du doch keinem

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