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Teuflisch erwacht

Teuflisch erwacht

Titel: Teuflisch erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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es würde wachsen – ganz sicher. Auf ihr lastete eine Prophezeiung. Während jedes zweiten Atemzuges war der Wunsch gereift, zu sterben. Aber die Prophezeiung schien sich mit Händen und Füßen dagegen zu wehren, dass sie ihren Wunsch wahr machte. Sie musste aufrecht stehen und weitermachen, bis sich die alten Worte bewahrheiteten. Vorher würde sie keinen Frieden finden. Aber sie musste die verbleibende Zeit nutzen, noch ein paar schöne Momente einzusammeln. Momente wie diese.
    Anna richtete sich vorsichtig auf und blickte ihren Engel an. Er schlief wie ein Baby. Seine sonst so strengen Gesichtszüge wirkten entspannt und eine sanfte Röte belebte die sonnengebräunten Wangen. Sie würde ihn für immer auf alle Arten lieben, denn jede Sekunde mit ihm bedeutete Leben. Ein zeitloses Gefühl von beständiger Dauer. Sie lächelte, tastete nach der zweiten Decke, schlang sie um sich, und erhob sich auf Zehenspitzen. Er hatte den sorglosen Moment mehr als verdient.
    Die goldene Halbsichel schien zum Fenster herein und warf ein schwaches Licht über die Zimmereinrichtung. Anna schaute kurz hinaus. Der Ausblick aufs dunkle Meer war göttlich. Leise schlich sie ins Bad und seufzte, nachdem sie die Tür ins Schloss gedrückt hatte. Es dauerte einen Moment, bis sie den Lichtschalter ertastet hatte. In dem Augenblick, in dem sie ihn drückte, umwehte sie eine kühle Brise. In Zeitlupe nahm sie die zittrige Hand zurück und drehte sich mit geschlossenen Augen um. Sie war nicht allein. Etwas Kaltes hatte die Grenze überschritten. Immer wenn eine verstorbene Seele Jenseits und Schatten verließ, sanken die Temperaturen. Sie fuhr an ihren Hals, aber das Salzkreuz war nicht da. Ihr einziger Schutz, der verhinderte, dass ihre Gabe zur Angriffsfläche wurde, lag bei den del Rossis im Salon. Sie erinnerte sich, es heruntergerissen zu haben, als sie versucht hatte, Kira aus der Hölle zu ziehen. Anna schluckte gegen das feste Herzklopfen an.
    »Du siehst schlecht aus.«
    Der Knoten in ihrer Brust platzte beim Klang ihrer Stimme, und ihre Lider flogen auf. Eva saß auf dem Rand der Duschtasse. Sie schlug die Beine übereinander und kratzte sich den Haaransatz.
    »Hast du etwa …?«, entfuhr es Anna. Ihre Wangen flammten auf.
    »Euch bei Dingen zugesehen, die ich nicht in tausend Jahren miterleben will? Sicher nicht.« Ihre Mundwinkel zuckten und sie deutete neben sich.
    Konnte sie Eva trauen? Ihre Seele hatte so sehr nach Rache geschrien, dass es unvorstellbar war, dass der Durst verstummt sein sollte.
    »Wir müssen uns unterhalten.«
    Ein seichter Stoß gab ihrer Courage frischen Wind. Sie zögerte, nickte schließlich, und setzte sich auf den geschlossenen Toilettendeckel. »Wie geht es dir?«, flüsterte sie.
    Eva neigte den Kopf. »Mir geht es gut. Eigentlich.« Sie musterte sie. »Aber wenn ich dich anschaue, wird mir kalt.«
    Sah sie so furchtbar aus? Anna reckte den Hals, um in den Spiegel zu blicken, aber sie war zu klein. »Ich hab den Halt verloren, Eva.«
    Eva zog sie in ihre Arme. Ihre Hände fühlten sich an, als hätte sie in Eis gebadet, trotzdem wärmte die Geste ihr Herz. Zum ersten Mal seit unzähligen Tagen durfte sie sich eingestehen, dass sie schwächelte. Bei Eva, selbst der Toten, durfte sie solche Gedanken äußern und ihren Gefühlen freien Lauf lassen.
    »Hätte ich gewusst, was ich dir antue, hätte ich dir niemals diese Gabe vermacht«, sagte sie erstickt und küsste ihre Schläfe.
    »Bitte versuch nicht wieder, meinen Körper zu stehlen.« Sie musste es sagen, vorsichtshalber.
    Eva drückte ihr Kinn hoch, blickte ihr tief in die Augen und schüttelte den Kopf. »Nein, keine Sorge. Das habe ich hinter mir gelassen. Ich bin hier, weil ich schlimme Nachrichten habe und ich nicht möchte, dass du sie auf anderem Wege erfährst.«
    Schlimme Nachrichten? Brach es denn nie ab? »Was für Nachrichten?« Anna zog die Nase hoch und wusste schon, bevor Eva antwortete, dass sie es nicht hören wollte.
    »Marla Cole ist tot.«
    Pioniere der Angst preschten vor und Kapitän Traurigkeit stach in die blutige See aus Tränen. Ebbe wich Flut. »Wie?«, presste sie hervor. Sie bekam keine Luft.
    »Der RFBM. Sie haben Marla lebendig verbrannt.«
    Wut sprengte die Fesseln des Verstandes. Anna sprang auf. Der RFBM hatte Marla verbrannt? Sie traute den Engländern alles zu, und erschreckender Weise schockierte sie die Nachricht nicht. Der Zorn hagelte über die Erinnerung an die Hexe. »Sie lässt uns auch noch

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