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Teuflisch erwacht

Teuflisch erwacht

Titel: Teuflisch erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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Tür auf.
    Ein wirklich schlechter Horrorfilm, bei dem die Angst Regie führte. Sie fing Marlas Blick auf, nickte und schob einen Fuß über die Schwelle. Marla folgte ihr auf den Fersen. Anna erkannte nur vage Umrisse, denn im Inneren des Gebäudes war es stockfinster. Durch den Türspalt drang kaum Licht hinein. Immerhin hielt die Dunkelheit die lebendigen Schatten draußen.
    »Salims Wohnung ist links«, flüsterte Marla.
    Wieso sprach sie nicht laut? Die Härchen an Annas Armen richteten sich auf. Marla umfasste ihre Schulter von hinten und schob sie richtungsweisend über den Flur. Hinter ihnen flog die Tür krachend ins Schloss. Sie zuckte zusammen und erstarrte wie ein Kaninchen vor einer Schlange. Nun sah sie nicht mal mehr die sprichwörtliche Hand vor Augen. Sie standen in vollkommener Finsternis.
    »Jetzt einfach geradeaus«, wies Marla sie an.
    Anna widerstand der Versuchung, nach der Wand zu tasten. Ihr Unterbewusstsein flüsterte eine Warnung. Sie ignorierte das schnelle Trommeln in ihrer Brust und setzte einen Fuß vor den anderen. Ein ersticktes Kichern ließ sie erneut zusammenfahren. Marla krallte sich in ihre Schulter. Jemand gab sich sichtbar Mühe, sie zu erschrecken. Anna kämpfte die Angst nieder. So leicht ließ sie sich nicht ins Bockshorn jagen. »Haha«, sagte sie laut in die Dunkelheit und griff nach Marlas Hand, um sie schneller vorwärts zu ziehen. Sie wollte nicht auf das dämliche Spiel eingehen. Sie hatte einem Dämon gegenübergestanden und gegen tödliche Magier gekämpft. Glaubte Salim, der Hokuspokus könnte sie abschrecken?
    »Was ist, Ladys? Nicht so schüchtern. Tretet vor und kommt endlich rein. Ich warte schon eine Weile auf eure Ankunft.« Die raue, kehlige Stimme kam aus den Wänden.
    Marla hielt inne, aber Anna zog sie einfach weiter.
    »Das ist nicht lustig, Salim«, entgegnete Marla. Ihre Stimme zitterte. »Du jagst Anna einen gewaltigen Schrecken ein.«
    Das stimmte nicht. Mit jedem Schritt schob die Neugier das flaue Gefühl im Magen zur Seite. Salim besaß ungeheure Kräfte. Selbst, wenn er sie in diesen Affenzirkus steckte, zeigte die Show, wozu er imstande war. Vielleicht konnte er ihnen wirklich helfen. Hoffnung flammte auf. »Wir würden uns ja beeilen, aber wir haben Angst, uns das Genick zu brechen. Gastfreundlich ist wirklich anders«, antwortete Anna.
    Er lachte wieder. Die gruselige Stimme hallte über den Flur. Ein paar Schritte vor ihnen öffnete sich quietschend eine Tür. Licht strömte aus der Wohnung und Anna kniff reflexartig die Augen zusammen. Als sie die Lider hob, sah sie eine Gestalt im Türrahmen lehnen.
    Salim war klein, er reichte ihr höchstens bis zur Schulter. Lange Rastalocken fielen über die schlanke Schulter des dunkelhäutigen Mannes. Er grinste, seine Zähne blitzten weiß auf. »Die Kleine hat mehr Mumm in den Knochen als du, verehrte Marla.«
    Anna trat auf ihn zu. Seine blassblauen Augen starrten ins Leere und zeichneten sich unheimlich von seiner Haut ab. Salim war blind. Er klatschte in die Hände. Flackernd ging das Licht im Flur an. »Guten Abend, Anna«, sagte er in rauem Ton und streckte die Hand aus.
    Guten Abend? Nacht traf es wohl eher, aber vielleicht hatte den blinden Mann das Zeitgefühl verlassen. Zögerlich erwiderte sie die Geste. Salims Händedruck war fester, als sie es dem zierlichen Kerl zugetraut hätte.
    »Bitte kommt herein.« Er gab die Tür frei.
    Anna drückte sich an ihm vorbei. Der Gestank verflog augenblicklich. In der spärlich beleuchteten Wohnung stand dichter Nebel. Der Rauch brannte in den Augen und der Geruch von unzähligen Räucherstäbchen stieg in die Nase. Sie hustete trocken und drehte sich um. Salim tastete Marla ab, als prüfte er, dass Nase und Ohren noch am rechten Fleck saßen. Anna schüttelte es. Gott sei Dank hatte er sie nicht betatscht.
    »Du bist es wirklich, ich habe mich nicht getäuscht. Schön, dich wiederzusehen, Hexe.«
    »Hallo Salim«, antwortete Marla nüchtern und betrat hinter Anna die Wohnung.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass du mich noch einmal besuchst. Aber alte Freundschaften halten, selbst wenn man auf die jährliche Weihnachtskarte verzichtet, was?«
    »Wir waren nie Freunde, Salim.«
    Ob es eine gute Idee war, ihm das auf die Nase zu binden?
    Marla deutete Anna, weiterzugehen. Ein Vorhang versperrte die Sicht in das Zimmer, auf das sie zeigte. Himmel, bestand das Teil aus Knochen? Mit zwei Fingern zog Anna ihn zur Seite und schlüpfte zwischen den klappernden

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