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Teuflisch erwacht

Teuflisch erwacht

Titel: Teuflisch erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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Elementen hindurch. Die Übelkeit schlug ein Rad im Magen. Sie betrat ein vollgestopftes Zimmer. Eine andere Bezeichnung wollte ihr beim besten Willen nicht einfallen. Salim legte ein ausgesprochenes Messieverhalten an den Tag. Kerzen erhellten den Raum und die vielen, seltsamen Artefakte in den deckenhohen Regalen warfen lange Schatten an die Wand. In der Mitte stand ein großer, schwarzer Tisch, um den sich verschlissene Lederhocker sammelten. Der Tisch war mit einer Unmenge undefinierbarer Gegenstände überhäuft.
    »Bitte nehmt doch Platz.«
    Marla und Salim passierten den Knochenvorhang.
    Anna fuhr über den Bezug eines Lederhockers, versuchte den Staub wegzuwischen und strich die Hand an der Hose ab. Übelkeit kroch ihr die Kehle hinauf. Sie setzte sich, während Marla den Hocker neben ihr wählte und es ihr gleichtat. Annas ließ den Blick durchs Zimmer schweifen. Was war das? Kunst?
    »Keine Kunst«, erklärte Salim. »In allen Dingen wohnt Magie inne.« Er setzte sich ans andere Ende des Tisches.
    Hatte er gerade ihre Gedanken gelesen?
    Statuen, Puppen, Urnen, Vasen und Objekte, die an Traumfänger erinnerten, standen und lagen im Zimmer. An den Wänden hingen Tierfelle und große Truhen zierten die Ecken. Der Raum wirkte asymmetrisch. Annas Blick blieb an einem Totenschädel haften. Sie schluckte schwer.
    »Ja, der ist echt«, griff Salim ihren Gedanken auf, bevor sie ihn zu Ende gedacht hatte.
    Ein eiskalter Schauder arbeitete sich über den Rücken und kratzte an den zum Zerreißen gespannten Nerven.
    »Keine Sorge, ich habe schon gegessen«, witzelte Salim.
    Anna rang sich zu einem Lächeln durch, obwohl sie die Worte nicht lustig fand. Sie sah ihn an und ihre Blicke trafen sich. War das möglich? Der Typ war doch blind. Seine wässrigen Augen gingen durch bis ins Mark.
    »Wir kommen, weil wir deine Hilfe benötigen«, sagte Marla.
    »Ich weiß, weshalb ihr hier seid. Ihr Hunger ist riesig.« Er verzog die Lippen. »Ich spüre ihr Verlangen. Die Loa reibt sich bereits die Hände.« Er unterstrich seine Worte mit der entsprechenden Geste.
    »Wessen Verlangen?«, fragte Anna.
    Salim lachte rasselnd auf. »Dein unermessliches Verlangen nach Macht. Es lässt dein Herz schneller schlagen. Ich kann dir Kräfte geben, von denen du bisher nicht mal geträumt hast.«
    Sie verkrampfte die schweißnassen Finger. Sie sehnte sich nach Macht? Alles, was sie wollte, war Sebastian zu helfen.
    »Die Pergamente können dich stark machen, Anna. Aber ich mache dich unbesiegbar. Natürlich nur, wenn du willst.« Herausfordernd sah er sie an.
    Musste er das ständig tun? Es irritierte sie und trieb eine arktische Kälte in ihre Organe. Anna musste sich zusammenreißen, denn ihre Instinkte schrien nach Flucht. Sie schluckte, doch ihre Spucke blieb im trockenen Hals stecken. Salim versuchte, sie zu täuschen. Mit der Magieshow im Flur hatte er ihnen vortäuschen wollen, dass er sich einen Spaß erlaubte. Aber es war bitterer Ernst. Er präsentierte sich als harmlos. Dabei war er brandgefährlich. Anna kannte das Prinzip aus der Homöopathie. Er fütterte die Angst, damit sie es als Schauspiel abtaten, um von seiner bösen Präsenz abzulenken. Er schaffte es nicht, sie zu blenden. Ihn umgab der blanke Horror. Ein finsteres Netz, das ihn zur Marionette des Teufels machte. Wer hatte sie geritten, ihn aufzusuchen?
    »Also helfen Sie uns?«, fragte Anna, um zu vermeiden, dass sie die Gedanken weiter mit Angst fütterte.
    Er schmunzelte. »Hab keine Angst vor mir, liebe Anna. Angst sollte dir das Vorhaben einjagen, das du verfolgst.«
    Kalte Fingernägel kratzten ihr Rückgrat hinab. Salims Gesicht verzog sich zu einer wölfischen Fratze. Seine widerlichen Mundwinkel hoben sich zu einem breiten Grinsen und seine blinden Augen rollten in den Höhlen. Sie zweifelte keine Sekunde, den Teufel persönlich vor sich zu haben.
    »Du willst einen Toten wecken, Anna?«, fragte er geradeaus.
    Anna tauschte einen Blick mit Marla und nickte zögerlich.
    »Schön, dann pass gut auf. Ich nenne dir meinen Preis.«

9. Kapitel
    Eine größenwahnsinnige Geheimwaffe
     
     
     
    A uf samtigen Federn trug die Freiheit seine Sorgen davon. Sebastian trieb im Meer der Schwerelosigkeit. Wo führte es hin? Wohlige Wärme hüllte ihn ein und versorgte seinen Geist mit Geborgenheit. Fühlte sich so ein Embryo? Eigentlich wollte er das gar nicht wissen und streckte schläfrig die Glieder. Er mummelte sich tiefer in die Kissen. Etwas schnitt scharf in das

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