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Teuflisch erwacht

Teuflisch erwacht

Titel: Teuflisch erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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Menschlichkeit über Bord werfen würde. Sie liebte ihn. Unwiderruflich. Es gab nichts auf der Welt, was das ändern konnte.
    »Aber bei euch ist es anders. Er liebt dich wirklich, wobei ich mir bei deinen Gefühlen nicht sicher bin.«
    Ihr entfuhr ein Zischen. »Du denkst, ich liebe deinen Bruder nicht?«
    Er zuckte die Schultern. »Du kennst ihn ja nicht mal richtig. Du siehst den melancholischen, depressiven Kerl, der versucht, die Welt zu verbessern. Du liebst den Schmerz, der ihm innewohnt, aber du siehst nicht das Gesamtpaket. Sebastian ist ein Magier. Er kann aufbrausend sein, absolut kalt werden und er hat Menschen getötet. Er ist nicht das liebe Herzchen mit dem schicken Aussehen, für das du ihn hältst. Du wirst dich noch umgucken, falls du mitbekommst, wenn er wieder bei Sinnen ist. Erinnere dich an meine Worte.«
    Wie oft hatte sie sich schon Gedanken darüber gemacht, eine Illusion zu lieben. Aber Josh lag total daneben. Sie hatte ihn bereits erlebt, wenn die Dunkelheit ihn führte, und auf die Abgründe seiner Seele gesehen. Es änderte nichts.
    »Das stimmt nicht. Ich weiß, dass er mir alles bedeutet und deshalb kenne ich die Angst, die du empfindest.«
    Joshs Augen leuchteten auf. Er spähte auf seinen Arm, auf dem nach wie vor ihre Hand ruhte. »Ich brauche dein Mitgefühl nicht«, knirschte er.
    Himmel, da sollte noch mal einer sagen, Frauen wären die größeren Zicken.
    »Ich hab nie abgestritten, eine Zicke zu sein«, sagte er besänftigt.
    »Stimmt, hast du wohl nicht. Aber es fällt schwer, diese Seite von dir gern zu haben. Nervt es nicht, immer einsam zu sein und keine Freunde zu haben? Du könntest so ein netter Kerl sein.«
    Er prustete los. »Ein netter Kerl, na sicher. Außerdem bedeutet allein zu sein nicht automatisch, dass man einsam ist.«
    Anna lächelte. Sie erkannte etwas, das von unendlicher Bedeutung war. Es gab etwas, das mindestens so stark war wie das Gefühl Liebe und ihr verdammt ähnlich. Es spielte keine Rolle, ob er es abstritt oder sie weiterhin versuchte, sich vom Gegenteil zu überzeugen, denn der Himmel hatte es längst besiegelt. Die Weichen waren gestellt für das, was während der Fahrt passiert war. Es blieb eben nicht ohne Folgen, wenn man einander das Leben rettete. Er behauptete, dass sie nicht das Gesamtbild sah, aber sie sah es – sogar bei ihm.
    »Es gibt einen Ausdruck, für das, was wir hier tun«, griff sie seine Worte auf.
    »Was? Wovon redest du?« Er zog seinen Arm weg, als ein Wort ihre Gedanken kreuzte. Anfreunden. Josh lachte los. Ihm schossen Tränen in die Augen und seine Schultern bebten.
    »Lach ruhig.« Sollte er es ruhig ins Lächerliche ziehen. Sie wusste nicht, wann der liebe Gott beschlossen hatte, dass Gefahr und Dunkelheit sie anzogen wie der Nordpol die Kompassnadel. Möglicherweise war das schon immer so gewesen, bloß dass sie es nicht bemerkt hatte. An einer Sache gab es nämlich nichts zu rütteln. Sie und Josh Fingerless verband die zarte Schleife der Freundschaft und sie wusste, dass er es nicht übers Herz bringen würde, an ihrem Ende zu ziehen.

26. Kapitel
    Ein nachträgliches Weihnachtsgeschenk
     
     
     
    A ldwyn trat von einem Bein aufs andere und bemerkte, dass er sich nicht auf seinen Gehstock stützte. Sein linkes Knie würde sich später dafür rächen, aber das Kribbeln in seinen Gliedern ließ sich nicht abstellen.
    Das Flugzeug war endlich gelandet und Marla Cole in London. Er brauchte sich keine Sorgen zu machen, dass sie nicht durch den Zoll kamen, denn für den RFBM galten keine menschlichen Gesetze. Dafür hatten sie bereits vor langer Zeit gesorgt. Am Heathrow Airport wimmelte es von Leuten. Ganze Massen mussten die Weihnachtstage in London verbracht haben. Schwer bepackt lasen sie die riesigen Anzeigetafeln und strömten in verschiedene Richtungen davon. Er hatte Ewigkeiten auf das Fest der Liebe verzichtet, aber in diesem Jahr bekam er tatsächlich ein verspätetes Weihnachtsgeschenk. Vielleicht sollte er in Zukunft doch mehr auf Gottes Bräuche achtgeben. Aldwyn ließ seinen Blick durch die hektische Menge schweifen. Er fiel nicht weiter auf. Ein magisches Wesen, engelsblütig, stand mitten unter ihnen und war ihnen nicht mal einen Blick wert. Was sie wohl in ihm sahen? Einen alten Mann, der allein am Flughafen stand? Sie waren alle blind, erkannten ein Wunder auch dann nicht, wenn es vor ihrer Nase stand.
    Durch das riesige, gläserne Gebäude fiel Licht. Die Sonne hing als blasser, orangefarbener Ball

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