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Teuflisch erwacht

Teuflisch erwacht

Titel: Teuflisch erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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allen taten. Aber am Ende siegten immer die Bösen. Die Beweise zogen sich durch die Geschichte.
    Eine Feder der Traurigkeit streifte ihr Herz, aber das Empfinden blieb schwach. Ihre Gefühle schliefen längst den Dornröschenschlaf und kein Kuss der Welt würde sie je wieder wecken. Vielleicht war der Tod ja auch die Lösung, die Chance endlich Frieden zu finden.
    Du hast ihr dein Talent vermacht. Der Satz kreuzte ihre Gedanken und die langjährige Erinnerung klang nach. Ihr Gehirn spielte den alten Film noch mal ab. Klammheimlich, als Jenny noch ein Baby gewesen war, hatten sie im Garten gespielt. Ihre Tochter hatte sich einen Splitter zugezogen und sie hatte das Kind in die Küche getragen. Während sie das Holzstück aus dem Daumen zog, fing er an zu bluten. In dieser Sekunde wurde es besiegelt. Kurz entschlossen hatte sie ihr Schicksal geschrieben und danach niemandem anvertraut – nicht einmal Frank. Inzwischen vertrat sie die Ansicht ihres verstorbenen Mannes, dass es eine schwere Bürde darstellte, eine Gabe zu besitzen. Ihr blieb keine Zeit, den Fehler von damals zu korrigieren und sie hatte es einfach vergessen. Zuviel war geschehen, ihr Kopf überfüllt mit Wünschen, Hoffnungen und Ideen, den Fingerless das Handwerk zu legen. Wenn sie starb, und sie hegte keinen Zweifel, dass es bald geschehen würde, machte ihr Tod Jenny also zur Hexe. Ein Mädchen, das keinerlei Erinnerung an ihre Herkunft oder irgendwelche magischen Fähigkeiten besaß. Doch Heather würde da sein. Sie würde erkennen, was geschehen war und ihre Tochter führen, wie sie einst auch Marla geführt hatte. Sie wollte keine Erfahrung mit der alten Freundin missen, denn selbst die schlechten hatten dazu geführt, ihren Charakter zu festigen.
    »Mrs. Cole, wie ich höre, haben Sie Lust auf ein Pläuschchen?«
    Der Gehstock verursachte ein dumpfes Klopfen auf dem Boden.
    Aldwyn lächelte sie an. Er machte sich nicht die Mühe, sich hinzusetzen, sondern schob den Stuhl mit dem Stock zur Seite und bäumte sich bedrohlich vor ihr auf.
    »Versuchen Sie Ihr Glück.« Sie sah ihm in die Augen.
    Er lachte rasselnd los und konnte sich kaum auf den Beinen halten. Während er ein Taschentuch aus der Hosentasche angelte und sich über die glänzenden Augen wischte, gewann er die Fassung zurück. »Ich habe mich umentschieden. Behalten Sie Ihre Antworten für sich.« Er holte mit dem Stock aus und schlug ihr damit grob vor den Kopf.
    Marla keuchte. Die Stirnwunde platzte auf und das Blut floss ihr in die Augen.
    Aldwyn zog die Augenbrauen zusammen. Hinter dem roten Schleier sah sie, wie sein Gesicht anspannte. Er bewegte sich, doch das verschwommene Bild ergab keinen Sinn.
    »Und jetzt bitte lächeln.«
    Ein Blitzlicht durchbrach das scheußliche Rot. Er hielt ein Handy in der Hand und hatte wohl die Kamera benutzt.
    »So ein wunderschönes Foto von Ihnen, Marla. Vielleicht möchte es sich Ihre Tochter eines Tages übers Bett hängen?« Er hielt ihr das Bild hin, doch sie schielte weg.
    »Lassen Sie Jenny aus dem Spiel.«
    »Nun, zunächst einmal werde ich das Foto an ein paar Leute senden, damit sichergestellt wird, dass Anna Graf es unter die Nase gehalten bekommt.«
    »Sie sind erbärmlich, Aldwyn. Wissen Sie das? Jedes Mal dieselbe Masche. Sie hatten die Chance, es besser als Pearson zu machen. Hätten Sie Eier in der Hose gehabt, wären Sie zu Anna und mir gekommen, hätten sich entschuldigt und um Hilfe gebeten, die Fingerless zu stürzen. Aber das können Sie nicht, was? Ihr Stolz wird dem RFBM sehr bald das Genick brechen. Sie wissen doch, wie es heißt. Hochmut kommt vor dem Fall.«
    »Wir verbünden uns nicht mit Verbrechern.« Er unterstrich die Worte, indem er mit dem Stock auf den Boden klopfte.
    Dieser elende Stock. Sollte er sie doch damit totprügeln. Marla seufzte. Am liebsten hätte sie sich die Haare gerauft. Wieso erkannte er nicht, wie engstirnig er sich verhielt?
    »Sie schnallen es immer noch nicht, oder? Anna Graf steht ebenso wenig auf der Seite der Fingerless , wie ich es tue. Sie haben meinen Mann und ihre Tante auf dem Gewissen. Aber Ihre Methoden sind nicht besser.«
    »Lügen«, brüllte er und holte erneut mit dem Stock aus. Er ließ die Hiebe auf sie niederregnen und traf nahezu jede Stelle ihres Oberkörpers. Marla biss die Zähne zusammen, als sich der Schmerz entlud und in ihren Verstand strahlte. Aber Schmerzen zu erleiden, war gut. Er galt bloß als Schwäche, die den Körper verließ. Kurz wurde ihr schwarz vor

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