Teuflische Freunde: Roman (German Edition)
einen Kaffee? Du siehst übrigens sehr hübsch aus.«
»Danke.« Sie betrat das Wohnzimmer der Deckers. »Du sagst immer das Richtige. Wie kann ein einziger Junge so charmant sein? Übst du vor dem Spiegel?«
»Jeden Tag am Klavier. Und manchmal kombinier ich beides und spiel Klavier vor dem Spiegel.«
Auf Yasmines superernstem Gesicht breitete sich ein schwaches Lächeln aus.
»Um ehrlich zu sein«, sagte Gabe, »hab ich gerade frischen Kaffee gekocht. Die Deckers benutzen die Kaffeemaschine samstags nicht, sondern trinken Fertigkaffee. Echt eklig.«
»Danke, ich brauch nichts.« Sie setzte sich stocksteif auf die äußerste Kante der Couch.
»Mach’s dir bequem.« Er stand auf und ging in die Küche.
Sie redete lauter, damit er sie verstehen konnte. »Ich muss echt bald wieder los, Gabe. Der Weg zu Fuß zur Schul dauert zwanzig Minuten.«
»Ja, ja.« Gabe kam mit zwei Kaffeebechern in der Hand zurück. »Zweimal Süßstoff und einen Tropfen fettfreier Milch, stimmt’s?«
»Was fang ich ohne dich nur an?«, seufzte Yasmine. »Du bist perfekt.«
»Danke. Möchtest du rummachen?« Als sie kalkweiß wurde, sagte er: »Das war ein Scherz.« Nicht wirklich. »Wir reden einfach. Oder besser gesagt, du redest, und ich bewundere deine Schönheit.«
Ihre Wangen liefen zartrosa an. Sie nahm ihren Kaffeebecher und nippte daran. Sie trug immer noch ihre Jacke. Auf ihrem Gesicht versammelten sich schon die ersten Schweißperlen.
»Warum ziehst du deine Jacke nicht aus?«, fragte Gabe.
»Weil ich nicht lange bleiben kann.«
»Ich weiß, Yasmine. Trotzdem musst du dich ja nicht unwohl fühlen, während du hier bist.«
Sie stellte den Kaffeebecher wieder ab. Er half ihr, die Jacke auszuziehen, und dann zog er sie aufs Sofa und nahm sie fest in den Arm. »Entspann dich, okay? Ich werd dich schon nicht bespringen.«
»Ich bin ganz entspannt.«
»Nein, bist du nicht.« Er küsste sie mit Schmackes auf den Mund und bekam eine fette Dosis roten Lippenstift ab. »Eine entspannte Yasmine sieht anders aus. Was ist passiert, Liebes?«
»Ich glaub, meine Mom schöpft Verdacht.«
»Überrascht mich nicht, wo du doch jeden Morgen um sechs ohne Erklärung das Haus verlässt.«
»Du nimmst das Ganze als einen einzigen Witz.« Sie war empört. »Wenn sie’s rausfindet, sagt sie’s meinem Dad. Er wird mich umbringen .«
»Er wird nicht dich umbringen, sondern mich , was vollkommen in Ordnung geht. Ich würde lieber sterben, als ohne dich zu leben.« Er küsste sie noch mal. »Können wir rumknutschen? Deinen Lippenstift hab ich doch schon ruiniert.«
»Gibst du jemals auf?«
»Nicht, wenn du in der Nähe bist.« Gabe setzte sich ordentlich hin und seufzte. »Also gut. Ich lass dich in Frieden deinen Kaffee trinken.« Er reichte ihr den Becher. »Oh, übrigens, ich hab was für dich. Na ja, genau genommen ist es nicht für dich, sondern irgendwie für uns beide. Schließ die Augen.«
Sie sah ihn misstrauisch an.
»Nein, ehrlich, nicht das, was du denkst. Schließ die Augen.«
Zögernd gehorchte sie. »Das ist jetzt besser kein Trick. Und du bist besser nicht nackt oder so, wenn ich die Augen wieder aufmache.«
»Na, das wäre ja mal eine gute Idee.«
Sie öffnete die Augen. »Ga…be.«
Sie hatte seinen Namen zu zwei Silben langgezogen. Definitiv kam er hier und heute nicht auf seine Kosten. »Augen zu, Yasmine. Spiel einfach mit, okay?«
Sie stieß einen gekünstelten Seufzer aus und tat wie geheißen. Er entledigte sich in Windeseile seines T-Shirts. »Okay, mach sie auf.«
Sie sah seinen nackten Oberkörper und war sichtlich irritiert. »Gabe, ich hab keine Zeit –« Sie hörte auf zu sprechen und bekam große Augen. Dann schlug sie sich die Hand vor den Mund.
Gabe grinste. »Gefällt’s dir?«
Wortlos berührte sie die blaue Tinte auf seinem rechten Arm unterhalb der Wölbung seiner Schulter. Er hatte sich ein Tattoo aus zwei Armreifen stechen lassen: Der erste waren ineinandergeflochtene Blüten, die ihren Namen umrankten. Der zweite Armreif bestand aus Violinschlüsseln und Noten. Ihr fehlten die Worte.
»Ist dir aufgefallen, dass es eine Ranke aus Jasminblüten ist?«, erklärte Gabe ihr. »Ein bisschen prosaisch, aber ich find das Resultat schön.« Sie brachte immer noch kein Wort heraus. »Gefällt dir der Armreif darunter?«
Sie blieb stumm.
»Lies die Noten, verrücktes Huhn.«
Es war die Koloratur aus »Der Hölle Rache«. Tränen schossen ihr in die Augen. »Warum … hast du das
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