Teuflische Lust
einen Schutzwall aufgebaut, doch Kendrael wusste, wie er ihn umgehen und dahinterblicken, die wahre Alexia und ihre geheimen Wünsche sehen konnte. Ganz langsam schloss er ihre Hand fester in seine und bemühte sich, ihr ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln.
»Sei einfach du selbst«, flüsterte er.
Sie atmete tief durch, ließ die Schultern entspannt hängen, doch es gelang ihr nicht, sich gänzlich fallen zu lassen. Zumindest erlaubte sie ihm einen kurzen Blick hinter den Vorhang.
Erempfing schwache Signale, die für ihn jedoch leicht zu deuten waren. Sinnlichkeit. Wärme. Vertrauen. Leidenschaft. Sie träumte davon, sich einem Mann ganz und gar hinzugeben und von ihm aufgefangen zu werden, ihm die Kontrolle zu überlassen. Kendrael war von diesen Bildern, wenn sie auch nur sehr schwach waren, entzückt. Diese Frau war viel leidenschaftlicher, als er gedacht hatte, und er wollte mehr über sie erfahren. Aber in dem Moment fiel der Vorhang wieder zu.
Alexia öffnete die Augen und blickte ihn neugierig an. »Und was sind meine Wünsche?«
»Ich bin nicht ganz sicher. Hättest du etwas dagegen, wenn wir das Experiment wiederholen?«
Sie zuckte die Schultern: »Bei Gelegenheit.« Dann nahm sie einen kräftigen Schluck ihres Cocktails.
Lucas beobachtete sie dabei und blickte in ihre Augen. Sein durchdringender Blick machte sie auf eine angenehme Weise nervös.
»Ich glaube, du bist eine sehr emotionale Frau«, sagte er und seine Lippen kräuselten sich leicht, ehe sie sich in ein süffisantes Lächeln verwandelten.
Alexia stellte ihr Glas ab, wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und lachte leise. »Meinst du?«
»Ich bin mir sicher.«
»Und bist du auch ein emotionaler Mann?«
Er wog den Kopf hin und her. »Vielleicht. Das kommt auf die Frau an und ob ich sie gern habe.«
»Eine diplomatische Antwort. Entschuldige mich einen Moment«, sagte sie und stieg von ihrem Barhocker.
Kendrael beobachtete, wie sie in Richtung Toilette ging. Er machte sie nervös. Das sah er in ihren Augen. Das Spiel wurdeimmer interessanter, immer anregender. Dieses Mädchen sprudelte vor leidenschaftlicher Energie. Dieser kurze Blick hinter die Kulissen hatte seine Neugierde geweckt. Nun wollte er alles über sie wissen. Er wollte derjenige sein, der ihre Lust entfachte, sie freisetzte. Die Lebensenergie einer Jungfrau schmeckte rein und war von solch exquisiter Süße, dass sie unter Inkubi als Delikatesse galt. Für ein Wesen seiner Art gab es keine begehrtere Beute, und kein Jäger würde sich einen solchen Fang entgehen lassen.
Aber eine Beute wie sie zog auch andere Jäger an. Seine Sinne erfassten eine vertraute Präsenz. Sie war stark, aktiv und nicht menschlich. Und sie war hier, in diesem Raum, in dieser Zeit. Kendrael blickte sich in der Bar um, ob er irgendwo ein vertrautes Gesicht ausmachte, aber die waren allesamt ausdruckslos und unbekannt.
In einer dunklen Nische saß ein Mann in einem schwarzen Mantel, der scheinbar gelangweilt an seinem Bier nippte. Den breitkrempigen Hut hatte er tief ins Gesicht gezogen, so dass Kendrael seine Augen nicht erkennen konnte, doch ihn umgab eine feurige Aura, die dämonischen Ursprungs war. Kendraels Augen sahen mehr als die der Menschen in der Bar. Er erkannte den Fremden. Ein Inkubus, der es auf dieselbe Beute abgesehen hatte wie er.
Unaufgefordert setzte sich Kendrael neben den Fremden. Dieser schob seinen Hut ein Stück hoch und blickte ihn herausfordernd an. »Du wilderst in meinem Revier, Kumpel. Darauf steh ich gar nicht.«
Kendrael zuckte gelassen die Schultern. »Dein Revier, aber meine Beute.« Seit seiner Befreiung hatte er nicht die Muße gehabt, sich über die Revierverteilung der Stadt zu informieren. Er hatte auch kein sonderliches Interesse an einemeigenen Revier. Im Moment genügten ihm die Leute aus dem Lazarusweg 23.
»Jedes Mädchen, das sich in mein Revier verirrt, gehört mir. Das gilt ganz besonders für deine kleine Begleiterin. Die riecht köstlich und unverbraucht.«
Kendrael unterdrückte ein Lachen. Wie durchschaubar der Kerl war. Natürlich ging es ihm vor allem um Alexias Reinheit. Aber er würde sie nicht bekommen. Das würde Kendrael zu verhindern wissen.
»Vorsicht, Freund, du hast keine Ahnung, mit wem du dich anlegst.«
»Ach ja, wer bist du denn, Bürschchen? Hab dich noch nie hier in der Gegend gesehen. Wenn du auch nur halb so viele Jahre auf dem Buckel hast wie ich, sollte mich das wundern. Und jetzt verzieh dich aus
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