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Teuflische Schwester

Teuflische Schwester

Titel: Teuflische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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ineinandergesteckten Verlängerungskabeln war er mit der
nächsten Steckdose verbunden. Die mächtige
Halogenbirne tauchte den Strand in ein grelles, weißes
Licht. Sieben Männer arbeiteten dort unten verzweifelt mit
Schweißgeräten. Anders ließ Jeff sich nicht aus dem
zertrümmerten schwarzen Porsche befreien.
    »Ich muß runter«, erklärte Charles.
»Nein! Laß mich nicht allein!« schluchte Melissa. Aber
er hatte sich schon von ihr gelöst. »Du bist ja nicht allein«,
rief er ihr im Klettern zu. »Deine Mutter und Teri sind ja
auch da. Du brauchst keine Angst zu haben.«
Charles wählte denselben Weg, den Minuten vor ihm die
Polizisten und Sanitäter hinabgeklettert waren. Am Fuß
der Klippe mußte er kleine Umwege vorbei an einem
Labyrinth aus von der Flut hinterlassenen Tümpeln
    machen. Als er neben dem Wrack eintraf, nickte ihm einer
der Polizisten kurz zu. Im Scheinwerferlicht erkannte er
Tom Mallory. Sie waren gemeinsam in Secret Cove
aufgewachsen. Unmittelbar nach der Schule war Tom zur
Polizei gegangen. »Wie sieht’s aus?« fragte Charles.
»Wird er es schaffen?«
    Mallory schüttelte den Kopf. »Sie arbeiten noch,
Mr. Holloway, aber er hat wenig Chancen. Der Brustkorb
ist eingedrückt, und das Rückgrat ist wahrscheinlich
gebrochen.«
    Charles’ Blick blieb auf der Fahrertür haften. Ein Mann
bearbeitete fieberhaft mit einem Schweißbrenner das
zerdrückte Metall. Die Flut stieg rapide an. Eine Welle
brach sich am Fels, und im nächsten Augenblick stürzte
eine Kaskade auf ihn zu. Das schäumende Wasser
umspülte für einen Moment das Wagendach.
    Das Herz wollte ihm stehenbleiben. Aus dem
Wageninnern drang ein gedämpftes Stöhnen an sein Ohr.
»O Gott«, murmelte er. »Er bekommt das alles ja mit.«
    »Wir sind uns nicht sicher«, antwortete Mallory. »Bei
vollem Bewußtsein ist er wohl nicht. Er hat ein paarmal
gestöhnt, aber wir wissen nicht, ob er uns verstanden hat.«
Sein Tonfall wurde bitter. »Wenn sie ihn in den nächsten
Minuten nicht befreien, ist alles umsonst gewesen. Die
Flut kommt zu schnell.«
    »Kann man den Wagen nicht wegschaffen?«
»Ein Lastwagen ist bereits unterwegs, Mr. Holloway.
Aber ob er etwas nützen wird, steht in den Sternen. Um
den Wagen hochzuheben, brauchten wir einen Kran.«
»Dann schaffen Sie einen heran!« Unbewußt verfiel
Charles in einen Befehlston, als wäre er der Vorgesetzte.
»Meinen Sie, wir hätten das nicht versucht?« schnaubte
der Sergeant ungehalten. »Aber der nächste ist fünfzig
    Meilen weit weg. Auch er ist auf dem Weg hierher, aber
bis er eintrifft, ist es zu spät. Entweder sie befreien ihn in
den nächsten zehn Minuten, oder …« Er sprach nicht
weiter. Ein resigniertes Kopfschütteln verriet, was er
dachte.
    Ein Sanitäter meldete sich aufgeregt. »Sarge? Er ist jetzt
eindeutig bei Bewußtsein. Ich glaube, er versucht uns
etwas zu sagen.«
    Mallory sprang sofort zur Fahrerseite und bückte sich so
tief wie möglich, um durch das Fenster sehen zu können.
Ohne auf das um seine Füße wirbelnde Wasser zu achten,
kauerte Charles sich hinter ihm nieder. »Jeff?« rief er.
»Ich bin’s …«
    Ein Blick von Mallory ließ ihn verstummen. »Alles wird
gut, mein Junge«, sagte der Polizist mit leiser, ruhiger
Stimme. Die Anspannung von vorhin war restlos aus ihr
gewichen. »Wir schneiden dich da raus, Jeff. Bleib ganz
ruhig. In zwei Minuten haben wir es geschafft.«
    Jeffs Augen flackerten, dann blieben sie offen. Obwohl
das Gesicht des Jungen im Schatten lag, hatte Charles das
untrügliche Gefühl, daß er wußte, wie es um ihn stand.
Jeffs Augen bewegten sich, richteten sich kurz auf ihn,
dann wieder auf den Polizisten.
    Die nächste große Welle wälzte sich heran und brandete
gegen den Felsen. In ohnmächtiger Wut mußte Charles
mit ansehen, wie das Wasser in den Wagen eindrang,
bedrohlich hochstieg, bis es Jeff an Mund und Nase leckte
und dann plötzlich wieder verebbte. Mit einem
Taschentuch wischte Tom dem Jungen das Gesicht ab.
    Noch einmal öffneten sich seine Augen. Und der Mund
begann, sich mühsam zu bewegen. Mallory und Charles
beugten sich weit vor.
Eine Sekunde lang herrschte Schweigen.
     
Und dann, während sich wieder eine Welle brach,
bildeten Jeffs Lippen ein Wort.
     
»D’Arcy …«
     
Er hauchte es mehr, als daß er es sagte. Charles glaubte,
– oder war es Einbildung? – ein leichtes Schaudern an Jeff
bemerkt zu haben.
    Plötzlich stieg das Wasser zu seinen

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