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Teuflische Schwester

Teuflische Schwester

Titel: Teuflische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Augen. »Du
bist wieder schlafgewandelt, gib’s zu.« Da ihre Tochter
keine Antwort gab, wurde Phyllis lauter: »Gib’s zu!«
Melissa schüttelte den Kopf. Hilfesuchend sah sie zu
ihrem Vater hinüber.
»Lassen wir sie für heute in Ruhe, Phyllis«, sagte
Charles mit einem Blick auf seine Armbanduhr. »Nach
allem, was sie heute durchgemacht hat, kannst du …«
»Was sie durchgemacht hat?« kreischte Phyllis. »Und
was ist mit Jeff Barnstable? Meine Tochter zieht sich
diese…« – einen Augenblick lang starrte sie auf das
Kostüm und rang nach dem richtigen Wort – »… diese
Lumpen an und erschreckt ihn damit zu Tode.« Plötzlich
beugte sie sich dicht vor Melissa. »Warum?« fauchte sie
ihr ins Gesicht. »Was ist in dich gefahren? Wie konntest
du mir das antun?«
»Ich … ich«, stammelte Melissa. Vor Angst und
Verwirrung konnte sie keinen Gedanken mehr fassen.
Schluchzend verbarg sie das Gesicht in den Händen.
»Jetzt reicht’s, Phyllis!« schnappte Charles. »Hör sofort
auf, sie zu quälen! Kannst du nicht ein einziges Mal nicht
nur an dich denken? Was meinst du, was in Melissa
vorgeht? Und in Paula Barnstable erst? Ihr Sohn ist tot!«
Phyllis wirbelte herum. »Richtig!« schrie sie
aufgebracht. »Und unsere Tochter hat ihn womöglich
umgebracht! Kapierst du die einfachsten Zusammenhänge
nicht? Was geschehen ist, ist doch vollkommen egal. Es
geht nur darum, was die Leute glauben. Und was sie
glauben, kann ich dir genau sagen.« Sie senkte plötzlich
die Stimme und fing an, mit überbetonter Deutlichkeit ihre
Argumente aufzuzählen, als spräche sie mit einem
Kleinkind. »Jeff glaubte, er hätte D’Arcy gesehen. Das hat
ihn so sehr erschreckt, daß er von der Straße abgekommen
ist. Und Melissa – unsere Melissa – war als Gespenst
verkleidet! Verstehst du das? Geht dir jetzt ein Licht auf?
Wir können von Glück reden, wenn uns nicht alle Leute
hier schneiden!«
Charles’ Stirnadern traten dunkel über der bleichen Haut
hervor. Er hielt beide Hände hoch. »Hör auf damit!«
brüllte er. »Merkst du nicht, daß es Melissa schon schlecht
genug geht? Du machst alles nur schlimmer mit deinen
Anschuldigungen, sie …« Er biß sich auf die Zunge. Als
er seine Wut unter Kontrolle hatte, sagte er knapp: »Wir
gehen ins Bett. Heute verlieren wir kein Wort mehr
darüber.« Er sah seine Frau scharf an. »Ist das klar?«
Phyllis machte den Mund auf. Nach einer Sekunde
schloß sie ihn wieder und preßte die Lippen aufeinander.
Ihre Nasenflügel blähten sich in kaum verhohlener Wut.
Sie nahm Melissa bei der Hand und zog sie von ihrem
Stuhl hoch.
»Was hast du vor?« fragte Charles.
Ihr Griff um Melissas Handgelenk wurde fester. »Was
soll ich schon vorhaben?« sagte sie kalt. »Ich bringe sie
ins Bett. Das wolltest du doch.« Ohne seine Reaktion
abzuwarten, wandte sie sich an Teri, die die ganze Zeit
über schweigend zugehört hatte. »Ich werde wohl etwas
Hilfe brauchen.« Unverzüglich erhob sich Teri und folgte
ihrer Stiefmutter aus dem Zimmer.
Zehn Minuten später kämpfte Melissa unter den Blicken
ihrer Mutter und ihrer Halbschwester mit den Ärmeln
ihres Kostüms. Teri bot ihr ihre Hilfe an, doch Phyllis ließ
es nicht zu.
»Sie muß es allein schaffen. Sie kann nicht erwarten, daß
die anderen ihr bis an ihr Lebensende helfen. Sie ist jetzt
dreizehn. Da sollte man erwarten können, daß sie sich
selbst auszieht.«
Nach langem Fummeln an den winzigen
Perlmuttknöpfen an den Manschetten zwängte Melissa
sich zu guter Letzt aus dem Kleid, und es fiel zu Boden.
Phyllis beäugte es angewidert. Mit einem Blick auf Teri
meinte sie dann: »Könntest du es wegschaffen, mein
Schatz?«
Teri nahm das Kleid in die Hand. »Was soll ich damit
machen?«
»Das ist mir vollkommen egal, solange es mir nur nicht
wieder unter die Augen kommt. Wirf es in den Abfall.
Cora kann es morgen verbrennen.«
Teri zögerte. Es schien, als wollte sie etwas sagen, doch
sie überlegte es sich offensichtlich anders. Mit dem Kleid
über dem Arm verließ sie das Zimmer.
Kaum war sie mit Melissa allein, wurde Phyllis’ Ton
schärfer. »Zieh dir den Schlafanzug an und leg dich ins
Bett. Ich bin in einer Minute wieder da.«
Melissas Augen weiteten sich. Im Magen spürte sie
schon wieder einen Knoten. »W-wohin gehst du?«
Phyllis verzog den Mund zu einem kalten Lächeln.
»Ich hole die Riemen, was denn sonst?«
»Aber …«
»Hast du etwa nicht zugegeben, daß du schlafgewandelt

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