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Teuflische Schwester

Teuflische Schwester

Titel: Teuflische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Füßen wieder an –
höher diesmal – und überschwemmte den Wagen. Jeffs
Kopf verschwand vollständig darunter. Mit angehaltenem
Atem sah Charles zu. Der Junge tat ihm leid. Er machte
sich auf einen Hustenanfall gefaßt, der zwangsläufig Jeff
am ganzen Körper schütteln mußte, sobald ihn das Wasser
wieder freigab.
    Aber als es sich zurückgezogen hatte, herrschte im
Wagen Totenstille. Charles starrte in ausdruckslose
Augen. Er merkte, daß er immer noch nicht Luft geholt
hatte.
    »Er ist tot«, sagte Tom Mallory. Er drückte dem Jungen
die Augen zu. Endlich richtete er sich auf und gab den
Befehl, die Bergungsarbeiten einzustellen. Dann ging er
langsam auf den Kletterpfad zu. Unmittelbar davor drehte
er sich nach Charles um.
»Haben Sie verstanden, was er gesagt hat?« fragte er.
Charles zögerte. Nur widerstrebend gab er die Antwort.
    »Ja. D’Arcy.«
»D’Arcy«, wiederholte Mallory. »Können Sie sich einen
Reim darauf machen?«
    Zunächst schwieg Charles wieder. Schließlich nickte er.
»Leider ja«, gab er zur Antwort. »Lieber würde ich es
nicht wissen, aber ich fürchte, ich ahne es.« Benommen
folgte er dem Polizisten zur Straße, wo seine Familie
wartete. Melissa stand noch genauso da, wie er sie
verlassen hatte. »Komm, mein Liebling«, sagte er und
legte den Arm um sie. »Ich bringe dich heim.«
    Während er Melissa durch die jäh verstummte Menge
führte, schrillte ein gellender Schrei durch die nächtliche
Stille.
    Paula Barnstable hatte soeben erfahren, daß ihr Sohn
gestorben war.
Und was seine letzten Worte gewesen waren.
»D’Arcy.«
Teri MacIver, die seit Melissas Erscheinen im Ballsaal
vor einer Stunde nur still zugesehen und gelauscht hatte,
lächelte leise vor sich hin.
Jeffs letzte Worte würden reichen, da war sie sich
absolut sicher. Schon richteten sich die ersten Blicke auf
Melissa.
Wer glaubte denn noch an D’Arcy?
Außer Melissa Holloway gab es keine Verdächtige.
Und Melissa würden sie auch für Jeff Barnstables Tod
verantwortlich machen.
Teris Lächeln wurde immer breiter, aber niemand sah es
in der Dunkelheit.
Seltsamerweise beschlich sie jedoch wieder das seltsame
Gefühl, beobachtet zu werden.
Sie drehte sich um und spähte in die Finsternis.
Niemand zu sehen.
Aber es blieb dabei. Sie meinte, unsichtbare Augen zu
spüren, die mitten in sie hineinsahen. Mit einem leichten
Schaudern wandte sie sich schließlich ab.

21
    »Er hält sie für verrückt.«
Lange hatte nach Tom Mallorys Aufbruch Schweigen im
Wohnzimmer der Holloways geherrscht, bis Phyllis es
schließlich mit spröder, fahriger Stimme durchbrach. Um
    ihr Nervenkostüm stand es nicht besser: Es war zum
Zerreißen gespannt. Bis elf Uhr hatte der Sergeant Melissa
ein ums andere Mal zu ihrer bruchstückhaften Geschichte
befragt.
    Fast die ganze Zeit hatte Phyllis schweigend
danebengesessen. Nur am Anfang hatte sie eingewandt,
Melissa solle nur im Beisein eines Anwalts aussagen.
    »Das ist wohl kaum nötig«, hatte Charles sie beschieden.
»Abgesehen davon, daß ich zufälligerweise Rechtsanwalt
bin …«
»Ein unbefangener Anwalt!« hatte Phyllis eingeworfen,
doch Charles war nicht darauf eingegangen.
    »… steht doch zweifelsfrei fest, daß Melissa nicht im
Wagen saß. Sergeant Mallory will lediglich wissen, was
sie gesehen hat.«
    Melissa hatte sich die allergrößte Mühe gegeben, doch
als sich beim besten Willen nicht mehr aus ihr herausholen
ließ, waren sie so schlau wie am Anfang. »Ich kann mich
nur an die schrecklich laute Hupe erinnern. Ich habe mich
umgedreht, und dann ist er mit Vollgas an mir
vorbeigerast und durch die Leitplanken gekracht.«
    Jetzt war Mallory gegangen, und Cora hatten sie
weggeschickt.
»Was hattest du da draußen zu suchen?« bohrte Phyllis
nach.
Melissa trug noch immer das weiße Rüschenkleid. Nur
die weiße Schminke hatte sie sich aus dem Gesicht
gewaschen. Sie rutschte ängstlich auf ihrem Stuhl hin und
her. Ihr Blick war beharrlich auf den Boden gerichtet. »Iich weiß nicht«, hauchte sie.
»Du weißt nicht?«
Melissa schüttelte verzweifelt den Kopf. »Ich war in
meinem Zimmer und habe mich für die Party
fertiggemacht. Ich habe die Perücke aufgesetzt und
dann…«
Ihre Stimme verlor sich. Über ihre Wange kullerte eine
Träne. »Es ist, als ob ich schlafen gegangen wäre. Alles
andere ist weg. Ich weiß einfach nicht, was geschehen ist,
bis Jeff mich mit der Hupe erschreckt hat.«
Phyllis stierte ihrer Tochter wütend in die

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