Teuflische Schwester
verkrampften sich ihre Finger um seinen Arm. Er
sah sie fragend an.
Sie blieb stehen. »Ich werde so ein komisches Gefühl
einfach nicht los«, erklärte sie. »Irgendwie spüre ich, daß
heute noch etwas schiefgeht.«
»Aber natürlich«, schmunzelte Charles. »Das sind aber
nur deine Nerven. Was wäre denn schon so schlimm,
wenn es eine kleine Panne gäbe. Ändern könnten wir
daran jetzt auch nichts mehr. Und so schlimm wie letztes
Jahr, als Eleanor Stevens Präsidentin war, kann es
bestimmt nicht kommen.«
Phyllis stöhnte auf. »Erinnere mich nicht daran.«
Charles brach in dröhnendes Gelächter aus. »Warum
denn nicht? Es war schon eine besondere Leistung von ihr,
daß sie den Tisch mit dem kalten Büffet umgerissen hat.
Und das Beste war: Alle hatten ihr vorher gesagt, sie soll
aufpassen. Eleanor war selbst schuld. Allein ihr
Gesichtsausdruck war das verdorbene Essen wert!«
Fast gegen ihren Willen lachte nun auch Phyllis. Sie sah
noch genau, wie Eleanor Stevens erst auf den
Trümmerhaufen gestarrt und dann in die Runde geschaut
hatte, um die Schuld vielleicht doch auf einen anderen
abzuwälzen. Aber wohin sie auch geblickt hatte, die Leute
hatten erst an ihren ruinierten Kostümen heruntergeschaut
und dann sie entsetzt angestiert. Schließlich hatte ihr
Mann die Stille mit einer knappen Bemerkung gebrochen:
»Das nenne ich eine Party schmeißen, meine Liebe.«
Wohl zum erstenmal in ihrem Leben hatte es Eleanor
Stevens die Sprache verschlagen. Und dann war sie
davongestürzt und hatte sich eine Woche nirgends blicken
lassen.
»Du hast recht«, räumte Phyllis ein. »Schlimmer kann es
wirklich nicht kommen.«
An Charles’ Seite trat sie ins Clubhaus. Nachdem sie
ihren Umhang an der Garderobe abgegeben hatte,
empfand sie neben der Spannung erstmals Vorfreude.
Beim Eintreten ließ sie zunächst die Blicke über den
Ballsaal schweifen. Die Tische waren rings um die
Tanzfläche angeordnet. Auf jedem standen mit
Seidenschleifen geschmückte Rosen zwischen drei hohen
Kerzen. An der langen Wand zu ihrer Rechten stand das
kalte Büffet. Unter ihren kritischen Blicken füllte ein
Kellner gerade behende zwei halbleere Platten mit
Krabben auf. Weiter hinten stand die Bar mit
alkoholischen Getränken. Die Soft Drinks gab es an der
Bar gegenüber, direkt neben der Tür zur Terrasse.
Der Saal war bereits zur Hälfte gefüllt. Lächelnd sah
Phyllis zu, wie die kostümierten Paare an ihr
vorbeitanzten. Engel und Teufel waren zu bewundern, drei
Hasen, mehrere Landstreicher und sogar eine
Vogelscheuche, der gerade ein Bündel Stroh vom Bein
abgegangen war. In der Mitte erblickte sie Teri mit Brett
Van Arsdale. Wieder packte sie ihren Mann am Arm.
»Siehst du sie?« flüsterte sie. »Ich hab’ dir ja gesagt, daß
keine ihr das Wasser reichen kann.«
Und in der Tat bewegte Teri sich voller Anmut im Takt
des langsamen Walzers, den die Band gerade spielte. Das
rosa Kleid, das noch vor wenigen Stunden so
ausgewaschen ausgesehen hatte, schillerte und glitzerte
jetzt in allen Regenbogenfarben. Die Kristalle fingen jedes
Licht von oben auf und brachen es vielfach wider. Wie ein
überirdisches Wesen tanzte Teri durch den Saal. Es gab
keinen, der sie nicht bewunderte.
Als sie Charles und Phyllis erblickte, eilte Teri sofort zu
ihnen hinüber. Ihre Augen funkelten fast genauso hell wie
das Kleid. »Ist das nicht aufregend, Daddy?« rief sie.
»Du bist sicher sehr stolz auf Phyllis!«
Charles lächelte sie selig an. »Nichts ist heute so
aufregend wie du. Aber sag mal, wo ist deine Schwester?
Recht viel länger kann ich die Spannung nicht aushalten.
Was hat es nun mit der großen Überraschung auf sich?«
Das Funkeln in Teris Augen wurde matter. »Sie … sie
ist noch nicht da«, stammelte sie.
Phyllis’ Lächeln erstarb. »Hat Jeff sie denn nicht
abgeholt?«
Teri überlegte fieberhaft. Wenn Phyllis nichts davon
wußte, daß Jeff Melissa hatte sitzenlassen … Sie sah
Phyllis in die Augen. »Doch, doch«, log sie. »Aber
Melissa war noch nicht fertig. Also sind wir schon mal
gefahren, und Jeff wollte sie später mit Bretts Wagen
abholen.«
»Jeff?« fragte Charles stirnrunzelnd. »Darf der
überhaupt schon Auto fahren?«
Teri setzte eine besorgte Miene auf. »Ach so? Ich dachte
… Wenn ich das gewußt hätte …«
»Das konntest du ja nicht wissen«, beschwichtigte sie
Phyllis. »Es klappt auch alles ganz bestimmt. Es ist ja nur
eine knappe Meile. Was soll da schon passieren?« Sie
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