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Teuflische Schwester

Teuflische Schwester

Titel: Teuflische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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war Todd.
Beunruhigt fragte sie sich, wie lange er schon dort stand.
Und wieviel er gesehen hatte.

22
    Burt Andrews lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl
zurück. Sein Blick wanderte zum Terminkalender. Das
Wort ›Golf‹ unter Dienstag vormittag war
durchgestrichen. Darüber hatte er einen Namen gekritzelt:
Holloway. Als Charles Holloway ihn am Sonntag
angerufen hatte, hatte er ihm ursprünglich einen Termin
erst für die folgende Woche geben wollen, weil einer
seiner Patienten abgesagt hatte. Charles hatte jedoch nicht
lockergelassen, und so hatte er widerstrebend seine
Golfpartie geopfert.
    Jetzt ließ er sich also von Charles Melissas jüngste
Entwicklung erklären. Aus den Augenwinkeln musterte er
Melissa immer wieder. Mit gesenktem Kopf und über dem
Schoß gefalteten Händen saß sie ganz still zwischen ihren
Eltern. Bislang hatte sie kaum etwas gesagt. Und Andrews
glaubte den Grund zu kennen.
    Phyllis.
Zwar hatte sie sich nach Kräften bemüht, als allein um
das Wohlergehen ihres Kindes besorgte Mutter
    aufzutreten, doch ganz war es ihr nicht gelungen. Es ging
ihr augenscheinlich nicht so sehr um den Gemütszustand
ihrer Tochter; sie befürchtete vielmehr, ihre Freunde in
Secret Cove würden Melissa für nicht normal halten.
    »Nun gut«, sagte er und beugte sich einmal mehr nach
vorne. »Ich glaube, ich habe jetzt eine ungefähre
Vorstellung. Am besten unterhalte ich mich mal mit
Melissa allein.«
    Charles erhob sich sofort, doch dem Doktor entging ein
argwöhnisches Aufflackern in Phyllis’ Augen nicht. Er
nahm sich vor, mehr von Melissa darüber herauszufinden,
was sich wirklich zwischen Mutter und Tochter abspielte.
So schnell der verstohlene Ausdruck über Phyllis’ Züge
gehuscht war, so schnell hatte sie sich auch wieder unter
Kontrolle. Sie stand ebenfalls auf. »Wir gehen so lange ins
Wartezimmer, meine Liebe«, sagte sie und küßte Melissa
auf die Wange.
    Andrews Gesicht verriet keine Regung, obwohl er genau
sah, wie Melissa unwillkürlich vor den Lippen ihrer
Mutter zurückwich. Sobald die Tür wieder zu war, lehnte
er sich mit einem aufmunternden Lächeln zurück. »Was
ich so höre, klingt ja nicht gerade nach einem
berauschenden Sommer. Zwischen dir und deiner Mutter
steht es wohl auch nicht zum Besten?«
    Nach einigem Zögern nickte Melissa. »Ir-irgendwie ist
sie mir die ganze Zeit böse. Was ich auch mache, es ist
immer das Falsche.« Tränen glänzten in ihren Augen. Sie
wischte sie weg. Diesmal wollte sie ihnen nicht
nachgeben.
    Andrews lächelte sie verständnisvoll an. »Würdest du
nicht manchmal am liebsten verschwinden?«
Schniefend sah Melissa zu ihm auf. Woher wußte
Doktor Andrews das denn? Aber dann fiel ihr der letzte
Besuch von vor zwei Jahren ein. Anfangs hatte sie ihn
überhaupt nicht gemocht. Sein Gesicht war vollständig
hinter einem Bart verborgen gewesen. Sie hatte ständig
das Gefühl gehabt, mit einem Unsichtbaren zu sprechen.
Aber mit der Zeit hatte sie begriffen, daß er sie nicht
auslachen würde, egal, was sie sagte, und hatte ihn
allmählich in ihr Herz geschlossen. Und in diesem
Augenblick wurde ihr sogar klar, daß sie mit ihm reden
wollte. Außer D’Arcy war er der einzige Mensch, zu dem
sie Vertrauen hatte.
»Am liebsten würde ich im Sommer gar nicht
wegfahren«, sagte sie nickend. »In der Stadt gefällt es mir
tausendmal besser.«
»Hast du dort viele Freunde?«
»Jedenfalls mehr als hier draußen.«
»Und D’Arcy?«
Melissa rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her.
Ein Schatten fiel über ihre Augen. »W-was soll mit ihr
sein?« fragte sie.
»Na ja, war sie da draußen nicht deine beste Freundin?«
Bei dieser Fragte neigte Andrews den Kopf.
Melissa zögerte, dann nickte sie. »A-aber es gibt sie
nicht wirklich. Ich habe sie erfunden.«
»Und wenn du sie nicht erfunden hättest?« meinte
Andrews und zog die Brauen fast unmerklich hoch. »Was
wäre, wenn es sie wirklich gäbe?«
Der Schatten über Melissas Augen wurde finsterer.
»Aber das ist doch nicht möglich … Ich meine, es ist ja
nur eine Gruselgeschichte, aber …« Ihre Stimme verlor
sich. Die Erscheinung auf der Speichertreppe Samstag
nacht war ihr wieder eingefallen.
»Ich rede jetzt nicht von der Gruselgeschichte«, erklärte
Andrews und beugte sich weit über den Tisch.
»Ich habe das Gefühl, daß D’Arcy vielleicht mehr ist als
nur eine Erfindung von dir. Vielleicht hilft sie dir, wenn
alles so schlimm für dich wird, daß du

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