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Teuflische Schwester

Teuflische Schwester

Titel: Teuflische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Sie steht unter einer gewaltigen Anspannung, und
das wirkt sich nachteilig auf sie aus.« Er sah Phyllis in die
Augen. »Lassen Sie sie einfach sie selbst sein. Versuchen
Sie, sie nicht unter Druck zu setzen.«
Phyllis’ Augen verengten sich. »Das tue ich auch nicht«,
betonte sie. »Ich gebe ihr Anleitungen, aber das ist ja
meine Aufgabe. Zufälligerweise bin ich nämlich ihre
Mutter. Mir geht es nur darum, daß sie nicht bei ihren
Freunden aneckt. Aber so, wie sie sich in der letzten Zeit
benimmt und sich alles mögliche einbildet …«
»Auch darüber werden Melissa und ich sprechen«, sagte
Doktor Andrews und erhob sich. Auf dem Weg zur Tür
fügte er hinzu: »Bringen Sie bitte Geduld auf. Das ist das
Beste, was Sie im Augenblick für sie tun können. Sie
befindet sich in einer schwierigen Phase der
Entwicklung.«
Phyllis’ Gesicht nahm einen harten Zug an. »Sie können
so etwas ja leicht sagen, Doktor Andrews. Aber wie
stellen Sie es sich für die vor, die täglich damit
konfrontiert sind? Wie sollen Teri und ich das anstellen?
Vielleicht … na ja, sollten wir Melissa nicht am besten für
eine Weile … fortschicken?«
Charles riß entsetzt die Augen auf. Bevor er seiner
Empörung Luft machen konnte, gab Doktor Andrews
bereits die Antwort:
»Das können wir zu einem späteren Zeitpunkt immer
noch in Betracht ziehen. Im Augenblick würden wir damit
überhaupt nichts erreichen. Es würde sie nur zusätzlich
verunsichern. Zeigen Sie ihr Ihre Liebe, Mrs. Holloway.
Das ist das Beste, was Sie für sie tun können. Geben Sie
ihr das Gefühl, daß Sie sie so, wie sie ist, akzeptieren.
Wenn sie Sie durch irgend etwas irritiert, lassen Sie es
sich nicht anmerken. Sie ist sehr verschüchtert;
insbesondere vor Ihnen hat Sie Angst. Sie brauchte Ihre
Bestätigung, weiß aber nicht, wie sie sie bekommen kann.
Geben Sie ihr deshalb einfach zu verstehen, daß Sie sie
lieben. Sehen Sie sich dazu in der Lage?«
Phyllis bedachte den Doktor mit einem verkniffenen
Lächeln. »Sie weiß ja, daß ich sie liebe. Und sie versteht
auch, daß ich nur ihr Bestes will. Aber meiner Meinung
nach darf man Kinder nicht an der langen Leine lassen.
Sie brauchen vielmehr eine starke Hand. Ich werde
weiterhin alles Nötige für Melissa tun.« Ohne eine
Antwort abzuwarten, stolzierte sie aus der Praxis.
Charles blieb zögernd in der Tür stehen. »Ich werde
mich mit ihr unterhalten«, versprach er. »Sie neigt dazu,
Melissa überhart anzufassen, aber damit werde ich schon
fertig. Wenn es nötig ist, nehme ich mir diesen Sommer
ein paar Tage frei.«
»Das ist eine sehr gute Idee«, meinte Andrews nickend.
»Die Frage ist aber nicht, ob Sie mit der Haltung Ihrer
Frau Melissa gegenüber fertig werden. Ich frage mich, ob
Melissa das schafft.«
    Teri trat einen Schritt zurück, um sich im Spiegel zu
bewundern. Zu Jeff Barnstables Beerdigung hatte sie ein
marineblaues Kleid mit einem für den Anlaß nicht zu
knallig roten Gürtel ausgesucht. Dazu würden zwei
Ohrringe in genau demselben Rot passen, aber die würde
sie wohl erst in ein, zwei Monaten tragen können, wenn
sie wieder in der Stadt waren. Dann freilich würde sie
umwerfend aussehen. Wenn sie nur eine dazu passende
Perlenkette finden könnte …
    Gedämpfte Stimmen rissen sie aus ihren Gedanken. Sie
warf noch einen letzten befriedigten Blick auf ihr
Spiegelbild und lief auf den Flur. Die Stimmen wurden
deutlicher. Sie konnten nur aus einem Zimmer kommen;
    Aus dem großen Schlafzimmer, wo ihr Vater und ihre
Stiefmutter sich ebenfalls für die Beerdigung
fertigmachten.
    Da Melissas Tür geschlossen war, huschte sie hastig zur
Haupttreppe. Dort hielt sie kurz an, um die hochhackigen
Schuhe auszuziehen. Die Absätze hätten auf dem
Holzboden zu laut geklappert. Sie nahm die Schuhe in die
Hand und schlich lautlos weiter. Obwohl die Tür zu war,
bekam sie den Streit laut und deutlich mit.
    Drinnen funkelte Charles wütend in den Spiegel. Davor
saß mit dem Rücken zu ihm, seine Frau und brachte die
letzten Verbesserungen an ihrem Make-up an. »Verlangst
du das etwa von mir?« wetterte Charles. »Daß ich sie
einfach irgendwo einsperre?«
    »Natürlich nicht!« schnappte Phyllis zurück und lehnte
sich gleichzeitig nach vorne, um die Wimperntusche
aufzutragen. »Es hat überhaupt nichts mit ›Einsperren‹ zu
tun, wie du es zu bezeichnen beliebst. Aber da sie nun mal
etwas Erholung braucht, finde ich überhaupt nichts dabei,
wenn wir sie

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