Teuflische Versprechen
vor Nervosität abgepult hatte, und sah Verena an. »Willst du dich wirklich mit dieser Polizistin treffen? Was ist, wenn sie mich gleich wieder zurückschickt?«
»Maria, hör mir jetzt gut zu«, sagte Verena und fasste sie mit beiden Händen an den Schultern. »Wir haben keine andere Wahl. Ich werde genau aufpassen, ob diese Kommissarin alleine ist. Falls nicht, werde ich die Bar einfach wieder verlassen, denn sie kennt mich ja nicht. Hier bist du im Augenblick jedenfalls noch in Sicherheit …«
»Kann ich nicht mitkommen?«
»Das wäre zu gefährlich. Dieses Haus kennt keiner, nicht einmal Rita war jemals hier, sie kannte auch nicht die Adresse. Es gilt, jetzt einen klaren Kopf zu behalten, und ich weiß, dass unsere einzige Chance im Moment diese Polizistin ist. Vertrau mir, bitte!«
»Ich habe furchtbare Angst …«
»Maria, das hatte Rita vorhin auch, und jetzt ist sie tot. Meine beste Freundin ist tot, hörst du. Ich will, dass dieses verfluchte Dreckschwein für den Rest seines Lebens hinter Gittern verschwindet, hast du mich verstanden?«
Maria schluckte schwer und nickte. »Es tut mir leid.«
»Braucht es nicht. Aber wie besprochen, du rührst dich nicht von der Stelle, das heißt, du gehst nicht vors Haus, die Rollläden bleiben unten, tu einfach so, als ob niemand hier wäre. Am besten legst du dich hin und versuchst ein wenig zu schlafen. Oder mach den Fernseher an, aber nicht zu laut. Ich hoffe, dass ich in spätestens zwei Stunden wieder zurück bin.«
»Du bringst sie aber nicht mit, oder?«
»Nein, keine Sorge. Doch ich muss ihr trotzdem einiges erzählen, ich kann sie nicht anlügen. Versprichst du mir, keine Dummheiten zu machen?«
»Hm.«
»Ich habe mindestens genauso viel Angst wie du, aber wir müssen da beide durch. So, und jetzt mach ich mich auf den Weg, und bitte tu mir einen Gefallen, lauf nicht weg. Wir haben es bis hierher durchgestanden, und wir stehen es auch weiter durch. Okay?«
»Okay«, sagte Maria, setzte sich und drückte das Kissen fest an sich, als böte es ihr Schutz vor dem unsichtbaren, nicht greifbaren Bösen.
Mittwoch, 22.21 Uhr
Verena brauchte neun Minuten, bis sie an der Bar ankam. Sie ging hinein und nahm an einem Tisch in einer eher schummrigen Ecke Platz. Von hier hatte sie einen guten Blick auf den Eingang. Sie bestellte sich einen Tequila Sunrise, der hoffentlich ihre strapazierten Nerven ein wenig beruhigen würde, obwohl sie schon drei Gläser Rotwein und einen Cognac getrunken hatte, aber seltsamerweise war die erwünschte Wirkung nicht eingetreten. Um zweiundzwanzig Uhr einundzwanzig betrat eine Frau die Bar. Sie hielt eine Zigarette in der rechten Hand, begab sich zum Tresen und bestellte einen Caipirinha. Verena stand auf und setzte sich auf einen freien Hocker neben Julia Durant.
»Kein besonders schöner Abend, nicht?«, sagte Verena und sah Durant von der Seite an.
»Nein, wirklich kein schöner Abend. Und die Nächte werden immer kälter. Darf ich Ihnen einen ausgeben?«
»Nein, danke, ich habe bereits bestellt.«
»Wollen wir uns irgendwo hinsetzen, wo wir ungestört sind?«
»Ich sitze dort hinten in der Ecke. Kommen Sie.«
Nachdem sie Platz genommen hatten, sagte Durant: »Also, Sie sehen, ich habe mein Versprechen gehalten und bin allein. Jetzt sind Sie an der Reihe.«
»Was wollen Sie wissen?«
»Das fragen Sie?! Sie haben mit angehört, wie Ihre Freundin – ich gehe zumindest davon aus, dass es Ihre Freundin war – umgebracht wurde. Was genau haben Sie gehört?«
Verena hatte Tränen in den Augen, sie hatte Mühe zu sprechen. Durant ließ ihr Zeit. Schließlich, als Verena sich einigermaßen gefangen hatte, sagte sie mit schleppender, leiser Stimme: »Es war furchtbar. Mein Telefon hat geklingelt, ich habe ihre Handynummer auf dem Display gesehen, weil wir uns für den Abend verabredet hatten, aber alles, was ich gehört habe, war ein … es klang wie … na ja, wie ein ersticktes Hilfe. Danach habe ich fast immer nur dieses verfluchte Schwein gehört, wie er Rita gequält und umgebracht hat, und natürlich auch diese Schreie. Und immer wieder hat er gefragt, wo Maria ist, aber Rita hat es ihm nicht verraten. Das ist Rita, stolz bis zum Gehtnichtmehr … Irgendwann kurz vor ihrem Tod hat sie gesagt: ›Fahr zur Hölle, Arschloch.‹ Und danach hat er sie … Es war einfach schrecklich, das war schlimmer als im schlimmsten Horrorfilm. Und ich konnte nichts tun, ich konnte ihr nicht helfen. Das war ein einziger Alptraum.« Sie
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