Teuflische Versprechen
Gefahr.«
»Aber nur, wenn unsere geheimnisvolle Unbekannte nicht vorher aufgelegt hat«, bemerkte Hellmer. »In dem Moment, wo ein Festnetzhörer aufgelegt wird, geht auch automatisch das Handy aus.«
Berger griff wortlos zum Hörer, rief in der Einsatzzentrale an und gab die Anweisung, unverzüglich zu ermitteln, mit wem Rita Hendriks zuletzt telefoniert hat. »Und ich brauche sämtliche Nummern der Unbekannten«, fügte er noch hinzu. »Zufrieden?«, fragte er und blickte in die Runde.
»Nein, erst wenn ich weiß, wer diese andere Frau ist. Sie hat vermutlich panische Angst, traut sich aber aus irgendwelchen Gründen nicht, uns noch einmal zu kontaktieren. Wir müssen sie finden, sonst ist sie das nächste Opfer.«
»Ein klein bisschen Geduld, in ein paar Minuten haben wir die Informationen«, versuchte Berger sie zu beschwichtigen.
»Was ist mit dem Toten in der Taunusanlage? Weiß man schon, wer er ist?«, fragte Durant.
»Nein, er hatte keine Papiere bei sich, oder sie wurden ihm abgenommen, um die Identifizierung zu erschweren.«
»Seit wann nimmt ein Junkie seinem Opfer die Papiere weg? So einer will Geld oder Wertsachen, sonst nichts. Kann ich die Fotos sehen, oder sind die noch nicht fertig?«
»Hier.« Berger schob sie über den Tisch. »Das Gesicht wird Ihnen aber auch nicht viel sagen.«
Durant nahm die gestochen scharfen Fotos in die Hand, atmete einmal tief durch und schüttelte entgeistert den Kopf. »Das darf nicht wahr sein.« Sie setzte sich langsam hin, den Blick unverwandt auf ein ganz bestimmtes Foto gerichtet, das deutlich das Gesicht des Toten zeigte.
»Sag bloß, du kennst den Mann.« Kullmer sah sie mit gekräuselter Stirn an. Durant nickte nur. »Woher?«
»Der Mann heißt Dietmar Zaubel, Journalist, ihr kennt ihn mit Sicherheit alle, auch wenn euch sein Gesicht vielleicht nichts sagt, weil er eben nicht so medienpräsent war wie ein Scholl-Latour oder Kronzucker. Aber er war seriös. Zaubel hat sich nicht mit Kleinkram zufriedengegeben, der war immer an den großen Storys interessiert. Wir sind uns vor ein paar Jahren mehr zufällig über den Weg gelaufen, ich habe ihm ein paar Informationen für eine Reportage gegeben, danach haben wir uns einige Male zum Essen getroffen. Der hat fürs Fernsehen und die Presse gearbeitet und reichlich Preise eingeheimst, und trotzdem würde ihn kaum einer auf der Straße erkennen.«
»Jetzt weiß ich, woher er mir bekannt vorkam«, sagte Seidel.
»Und, steht die Theorie mit dem Junkie immer noch?«, fragte Durant mit einem leicht spöttischen Unterton in die Runde.
Seidel schüttelte den Kopf. »Eigentlich nicht. Das war für meine Begriffe ein inszenierter Tatort. Sollte wohl so aussehen,als wäre er ein Penner und würde seinen Rausch ausschlafen …«
»Inszeniert wie bei der Hendriks. Das …«
Durant hob die Hand und unterbrach den Redefluss ihres Kollegen: »Ich hab Zaubels Adresse in meinem Computer gespeichert. Wir müssen da hin …«
»Sie müssen heute nirgendwo mehr hin«, sagte Berger und deutete auf Durants Büro. »Ihr Vater ist extra aus München gekommen und sitzt dort drüben und wartet auf Sie. Herr Kullmer und Frau Seidel bearbeiten den Fall, Sie sind weiter für Hendriks zuständig, und zwar morgen. Aber …«
»Nichts aber. Ich werde hier nicht weggehen, bevor ich nicht weiß, mit wem die Hendriks telefoniert hat. Es gibt keine andere Möglichkeit, denn als wir im Haus waren, war niemand sonst dort. Also kann auch keiner der andern Bewohner etwas gehört haben. Ich hol mal schnell die Adresse von Zaubel.«
Als sie die Tür öffnete, musste sie automatisch schmunzeln. Ein bekannter Duft erfüllte den Raum. Ihr Vater stand am Fenster, eine Hand in der Hosentasche, die Pfeife in der rechten.
»Tut mir leid, aber es dauert noch einen Augenblick. Ich muss nur schnell was raussuchen.«
»Ich habe Zeit.«
»Aber dass dieser Mist ausgerechnet heute passieren musste«, sagte sie bedauernd und notierte die Adresse von Zaubel auf einem Zettel. Sie warf einen kurzen Blick auf das Display ihres Telefons, zwei Anrufe in Abwesenheit. Sie würde sich morgen drum kümmern.
»Man kann sich im Leben nie aussuchen, wann genau etwas passiert«, entgegnete er mit vielsagendem Lächeln.
»Bis gleich.« Zurück in Bergers Büro, reichte sie Doris Seideldie Anschrift. »Würde mich nicht wundern, wenn schon jemand vor euch da war.«
»Mich auch nicht«, erwiderte Kullmer. »Heute würde mich sowieso gar nichts mehr
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