Teuflischer Pakt - Thriller
Stadtparks. Er machte sich frühzeitig auf den Weg und genoss den Spaziergang über die weitläufigen, trockenen Wiesen, mit den dichten Waldflächen und dem Gebüsch. Um die Hauptstraßen zu meiden, wählte er einen Weg mitten durch den Park, auf dem für diese Tageszeit überraschend viel Betrieb war, da es sich um eine beliebte Strecke für Jogger und Hundebesitzer handelte. Das Gras zu beiden Seiten stand hoch und war mangels Regen braun geworden. Es war erst kurz nach neun, aber die Sonne brannte bereits heiß, und er spürte Schweißtropfen im Nacken.
Für viele seiner Kollegen war die psychologische Fallanalyse, das Profiling, eine obskure Wissenschaft, und Profiler wurden entweder bewundert oder ausgelacht, je nachdem, ob sie erfolgreich waren oder versagten. Seine Einstellung war eine andere. Er war ganz allgemein skeptisch: Es hing einzig und allein von der Qualität der Beteiligten ab. Wenn die Vorarbeit nicht stimmte, konnte das Ergebnis auch nicht stimmen, und jeder Profiler war anders. Wie in jedem Beruf gab es eine weite Spanne an Eignung und Erfahrung, und seiner Meinung nach waren nur wenige talentiert. In vielerlei Hinsicht war es ebenso sehr eine Kunst wie eine Wissenschaft, und die wirklich Begabten hatten einen besonderen Einblick oder ein instinktives Verständnis, das man nicht lernen konnte. Harper war eine dieser wenigen. Er hatte schon früher mit ihr gearbeitet, offiziell und inoffiziell, und jedes Mal war es ihr gelungen, eine Perspektive hinzuzufügen, die sowohl neu als auch von unschätzbarem Wert war. Außerdem mochte er sie. Psychologische Fallanalyse war keine höhere Wissenschaft, und jeder erfahrene Kriminalbeamte konnte zu denselben, allgemeinen Schlussfolgerungen kommen, doch keiner konnte sich so in diese kranken Gehirne hineinversetzen wie jemand mit Harpers Wissen und Erfahrung.
Als er vor ihrer Tür stand, klebte sein Hemd am Rücken.
»Kommen Sie rein, Mark«, sagte sie und gab ihm ein schnelles Küsschen auf jede Wange. »Ich habe gerade Wasser aufgesetzt. Möchten Sie eine Tasse Tee?« Obwohl sie schon seit Jahren in London lebte, verriet ihr angenehmer Akzent, dass sie aus dem Norden kam. Sie trug eine Jeans und eine lockere, ärmellose Leinenbluse und hielt ein Paar schmutziger Gummihandschuhe in der Hand; sie hatte offensichtlich im Garten gearbeitet. Seit seinem letzten Besuch bei ihr hatte sie ihre früh ergrauten Haare jungenhaft kurz schneiden lassen. Er fand, dass es gut zu ihrem breiten, grobknochigen Gesicht passte, ebenso wie der dunkelrote Lippenstift, den sie für gewöhnlich Tag und Nacht auflegte.
»Lieber ein Glas Wasser mit Eis, wenn es keine Umstände macht«, antwortete er und folgte ihr in den kleinen, mit Bücherregalen bestückten Wohnraum im vorderen Teil des Hauses. Er hatte noch nie verstanden, wie man bei so einer Hitze Tee trinken konnte, aber vielleicht kam da sein italienisches Blut durch. »Ich brauchte den Spaziergang, aber da draußen herrscht eine Gluthitze.« Er wischte sich mit der Hand über die Stirn und setzte sich auf das Sofa neben eine große getigerte Katze, die zusammengerollt auf einem Kissen schlief.
»Schmeißen Sie Tiger runter, wenn er sie stört. Er ist die beste Wärmflasche, wenn es kalt ist, aber nicht das, was man an einem Tag wie heute braucht.«
Er schüttelte den Kopf. »Er stört mich nicht und mag es wahrscheinlich gar nicht, geweckt zu werden.«
»Sie sind ja richtig braun. Wo waren Sie?«
»Auf Sizilien. Dort waren über vierzig Grad, aber die meiste Zeit war ich im Wasser. Sie haben auch Sonne abbekommen.«
»Leider nur im Garten. Zum Verreisen hatte ich keine Zeit. Ich bin gleich wieder da.«
Er hatte gerade festgestellt, dass der Raum eine exakte Kopie des Wohnzimmers im alten Haus war, bis hin zu den leuchtend
gelb gestrichenen Wänden und den Schalen, die Harper in ihrer Freizeit gerne töpferte, als sie mit einem Becher starkem Tee für sich und einem Glas Wasser für ihn zurückkam.
»Also, was kann ich diesmal für Sie tun?«, fragte sie, während sie sich auf einen großen Sessel ihm gegenüber setzte und die Füße auf einen Hocker legte.
Er berichtete von den beiden Morden, zeigte ihr Kopien von den E-Mails und Fotos von Logans und Khans Leichen am Fundort und fasste den Obduktionsbericht über Logan zusammen. Dann zählte er die wichtigsten Punkte auf, die sich in der vergangenen Nacht aus Khans Obduktion ergeben hatten. Als er geendet hatte, war ihr Becher leer, und sie stellte ihn neben
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