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Teuflischer Sog

Teuflischer Sog

Titel: Teuflischer Sog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Augenblick auf, ehe ihr bewusst wurde, dass sie ihr Gegenüber gerade entgeistert anstarrte. Sie trank einen Schluck von ihrem Weißwein, um sich zu sammeln. Hanley und Cabrillo sahen nicht so aus, als wollten sie sich einen Schabernack mit ihr erlauben. Sie waren todernst.
    »Ist das wirklich wahr?« Ihre Stimme war zu einem andächtigen Flüstern herabgesunken.
    »Ja«, sagte Max und grinste vor Freude, dass er ihr eine Information auftischen konnte, die sie offensichtlich begeisterte.
    »Warten Sie«, sagte sie plötzlich. »Ist Pine Island nicht ein Ort, wo angeblich irgendein Kaperer seine Beute versteckt haben soll?«
    »Die Realität ist in diesem Fall sogar noch aufregender als die Legende«, erklärte Juan. Er hatte bereits entschieden, so viel wie möglich aus ihr herauszuholen, ehe er ihr von der drohenden Gefahr durch die Argentinier erzählen wollte. Er mochte nicht das Risiko eingehen, dass sie sich unkooperativ zeigte. »Bitte, was können Sie uns über Admiral Tsai erzählen?«
    »Dass so wenig über ihn bekannt ist, liegt daran, dass, als er nach China zurückkehrte, ein neuer Kaiser auf dem Thron saß, der die Meinung vertrat, seine Untertanen sollten das Mittlere Königreich nicht verlassen. Er ließ Tsai und seine Mannschaft töten, damit sie die Menschen nicht mit Geschichten von der Welt jenseits der Grenzen des Kaiserreichs infizierten. Einer seiner Männer konnte aber entkommen, und von ihm wissen wir von der Reise.« Sie äußerte sich voller Leidenschaft zu diesem Thema. Und obwohl Juan die Frage gestellt hatte, schenkte sie Max die meiste Aufmerksamkeit.
    »Erzählen Sie uns von dem Schiff, das sie zurücklassen mussten. Tsai schrieb, dass seine Männer von einem Übel heimgesucht wurden, aber er ließ nichts darüber verlauten, was wirklich geschah.«
    »Ja, das war die Silent Sea. Tsai war gezwungen, sie zu versenken und ihre Mannschaft zu töten, weil sie wahnsinnig geworden war.«
    »Wo ist das geschehen?«, wollte Max wissen.
    »Der Überlebende war ein einfacher Seemann und kein Navigator. Er sagte nur, dass das Ganze in einem Land aus Eis stattfand.«
    »Seltsam«, sagte Juan. »Wie kommt es, dass …«
    »… eine dunkelhäutige Frau Expertin für chinesische Schifffahrtsgeschichte wird?«
    »Nein, ich wollte fragen, wie es kommt, dass die Geschichte so lange erhalten blieb … aber da Sie das Thema selbst angeschnitten haben …«
    »Mein Vater war Elektronikingenieur, der die meiste Zeit in Taiwan gearbeitet hat. Ich selbst bin in Taipei aufgewachsen. Dort absolvierte ich auch mein Grundstudium. Erst danach kehrten wir in die Staaten zurück. Was aber Ihre Frage betrifft, weshalb die Geschichte so lange Zeit überdauert hat: Der Überlebende, Zedong Cho, hat sie aufgeschrieben, als er ein alter Mann war. Er lebte damals in Taiwan, als es noch eine Provinz war. Das Manuskript wurde in der Familie weitergegeben, doch nachdem es von einigen Generationen weitergereicht worden war, wurde es mehr und mehr als Fiktion betrachtet: als das geistige Produkt eines alten Vorfahren mit ausgeprägter Fantasie. Ich erfuhr davon, weil meine Zimmergenossin während meiner vier Jahre an der Universität Susan Zedong war, Chos Enkelin neunten Grades.
    Natürlich gab es keine Möglichkeit zu beweisen, dass Admiral Tsai je existiert hat. Der Kaiser hatte nämlich seine und die Spuren seiner Männer beseitigt, daher war es am Ende nur noch irgendeine Geschichte.«
    »Bis jetzt«, erinnerte Max.
    »Bis jetzt«, bestätigte sie und lächelte ihn an.
    Cabrillo konnte deutlich spüren, dass es hier funkte, und so gern er ihnen auch ein wenig gemeinsame Zeit gegönnt hätte, war Zeit doch ein Luxus, den sie jetzt nicht hatten.
    »Äußert er sich denn darüber, was den Wahnsinn ausgelöst hat?« Er dachte an Linda Ross’ Bericht. Zufall war etwas, das bei ihrer speziellen Tätigkeit keinen Platz hatte.
    »Die Silent Sea war während ihrer Fahrt nach Südamerika für einen Monat von den anderen beiden Schiffen getrennt. Sie legten an einer abgelegenen Insel an – fragen Sie mich nicht, an welcher –, und sie beschafften sich per Tauschhandel frische Nahrung von den Eingeborenen. Das war der einzige Unterschied zu dem, was die anderen Schiffe erlebt hatten, daher habe ich stets angenommen, dass die Lebensmittel irgendwie verunreinigt sein mussten.«
    »Würden Sie mich für einen Augenblick entschuldigen?«, fragte Juan und entfernte sich ein Stück. Er konnte Max keinen besseren Gefallen tun.
    Juan

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