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Teuflischer Sog

Teuflischer Sog

Titel: Teuflischer Sog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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käme es direkt aus einem futuristischen Skizzenbuch. Es stand nicht weit von einer tiefen Bucht am Ufer der Bellingshausen-See in der Mitte der Halbinsel, die wie ein gefrorener Finger auf Südamerika deutete. Bei Sonnenschein hätte man lediglich ein Fernglas gebraucht, um von den Bergspitzen hinter der Basis den südlichen Ozean sehen zu können.
    Fünf Rundbauten waren um ein zentrales Gebäude herum angeordnet worden, das die Kantine und den Gemeinschaftsraum enthielt. Die Rundbauten waren durch hoch gelegene Laufgänge untereinander verbunden, die dergestalt konstruiert waren, dass sie dem Druck des Windes elastisch nachgaben und zu schaukeln begannen. An Tagen mit besonders schlechtem Wetter bewegten sich die Leute mit den schwächsten Mägen nur kriechend durch die Laufgänge. Die Rundbauten enthielten Laboreinrichtungen, Materiallager und schlafsaalähnliche Räume, in deren Zellen während des Sommers jeweils vier Personen schliefen. Alle Gebäude waren in der Sicherheitsfarbe Rot gehalten. Mit ihren dunklen Platten in den gewölbten Decken und zahlreichen Wandflächen erinnerte die gesamte Anlage an eine Gruppe von Schachbrett-Silos.
    Ein gutes Stück entfernt und über einen sorgfältig mit Seilen gesicherten Pfad zu erreichen, stand ein Wellblechgebäude, das als Garage für ihre Schneemobile und die Schneekatzen diente. Wegen des schlechten Wetters im Winter hatten sie die arktischen Fahrzeuge nur selten benutzen können. Das Gebäude wurde mit Restwärme aus der Basis beheizt, damit die Temperatur nicht unter zehn Grad minus sank und die Motoren nicht beschädigt wurden.
    Der größte Teil ihrer meteorologischen Messgeräte konnte aus der Ferne überwacht und abgelesen werden, so dass es für die Mannschaft während der sonnenlosen Tage nur wenig zu tun gab. Bill Harris hatte sein NASA-Studium, zwei von ihnen nutzten die Zeit, um ihre Doktorarbeiten abzuschließen, und einer arbeitete an einem Roman.
    Nur Andy Gangle schien nichts zu haben, um seine Freizeit damit auszufüllen. Als er auf die Station gekommen war, hatte der achtundzwanzigjährige Post-Doc von der Penn State University den Start von Wetterballons stets aufmerksam überwacht und die Wetterentwicklung gewissenhaft beobachtet. Aber es dauerte gar nicht lange, bis sein Interesse am örtlichen Temperaturverlauf erlahmte. Er nahm immer noch seine Pflichten wahr, verbrachte jedoch sehr viel Zeit draußen in der Garage oder unternahm, wenn das Wetter es erlaubte, lange einsame Märsche hinunter zum Strand, um Proben zu sammeln, wobei niemand wusste, wovon eigentlich.
    Und auf Grund der strengen Wahrung der Privatsphäre, die nötig war, um zu verhindern, dass die Angehörigen einer in strenger Isolation lebenden Gruppe einander auf die Nerven gingen, wurde er von allen in Ruhe gelassen. Bei den wenigen Gelegenheiten, da über ihn gesprochen wurde, äußerte niemand den Verdacht, dass er gerade im Begriff schien zu entwickeln, was die Gehirnschlosser als Isolationssyndrom beschrieben, vom Team jedoch scherzhaft Glotzaugen-Trip genannt wurde. In seiner schlimmsten Form konnte jemand in Verbindung mit einem psychotischen Schub unter Wahnvorstellungen leiden. Ein paar Jahre zuvor hatte ein dänischer Wissenschaftler seine Zehen verloren, als er seine Forschungsstation in nacktem Zustand verlassen und auf der Nordseite der Halbinsel umhergeirrt war. Angeblich befand er sich noch immer in Kopenhagen in einer Nervenheilanstalt.
    Nein, man kam darin überein, dass Andy nicht auf dem Glotzaugen-Trip war. Er war lediglich ein unfreundlicher Einzelgänger, dem die anderen nur zu gerne aus dem Weg gingen.
    »’n Morgen«, murmelte Andy Gangle, als er den Gemeinschaftsraum betrat. Der Duft von gebratenem Speck aus der Küche – die im Cafeteria-Stil gehalten war – lag verlockend in der Luft.
    Die Neonbeleuchtung an der Decke verlieh ihm eine besondere Blässe. Wie die meisten Männer verzichtete er schon seit längerer Zeit darauf, sich zu rasieren, und sein dunkler Bart bildete einen scharfen Kontrast zu seiner weißen Haut.
    Zwei Frauen, die an einem der Resopaltische saßen, unterbrachen ihr Frühstück, um ihn zu begrüßen, und aßen dann weiter. Greg Lamont, der nominelle Chef der Station, begrüßte Andy sogar mit Namen. »Die Wetterfrösche haben mir gesagt, dass dies wahrscheinlich der letzte Tag sein wird, an dem du zur Küste runtergehen kannst, falls du das vorhast.«
    »Warum?«, fragte Gangle vorsichtig. Es gefiel ihm nicht, wenn andere

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