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Teuflischer Sog

Teuflischer Sog

Titel: Teuflischer Sog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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hierbleiben.«
    »Haben Sie schon Ihre Vorgesetzten informiert?«, wollte Espinoza von Lee wissen.
    »Ja, gerade eben. Sie sind sehr erfreut«, sagte der Chinese strahlend. »Mein Boss meinte sogar, ich würde mit einem Orden belohnt werden und dass man unserer Firma lebenslange Regierungsaufträge garantieren werde.«
    »Verlangen Sie eine Gehaltserhöhung«, riet ihm Laretta und schenkte sich Brandy nach. »Machen Sie ihnen klar, dass Sie es verdient haben.«
    »Das werde ich vielleicht tun, ja. Oh, ich habe etwas vergessen. Das Schiff am Strand.«
    »Was ist damit?«, fragte Espinoza scharf. Das Schiff hatte sein Misstrauen geweckt, und auch wenn er erkennen konnte, dass es ein Wrack war, wurden seine Sorgen nicht zerstreut.
    »Es ist vom Strand gerutscht, und jetzt scheint es, als werde es weitertreiben.«
    »Sie haben keinen Maschinenqualm gesehen?«
    »O nein. Es hat auch schwere Schlagseite. Ich vermute, es wird bald kentern.«
    Espinoza bedauerte seinen Anflug von Barmherzigkeit. Er hätte Sergeant Lugones gestatten sollen, ein paar Sprengladungen anzubringen und es in die Luft zu jagen. Noch war es nicht zu spät dazu. Er könnte den Kapitän der Guillermo Brown bitten, die alte Schute mit einer Rakete zu versenken, aber ihm fiel kein triftiger Grund ein, weshalb die Navy wegen seiner Paranoia wertvolle Munition vergeuden sollte. Mit ein wenig Glück würde es der Sturm bald versenken oder so weit wegtreiben, dass er sich wegen seiner Präsenz unmittelbar vor seiner Nase keine Sorgen mehr zu machen brauchte.
    »Mr. Laretta, könnte ich noch ein wenig von Ihrem Brandy bekommen?«
    »Es ist mir ein Vergnügen.« Luis schüttete eine reichliche Portion in Lees Pappbecher.
    Der Major erhob sich ganz plötzlich. Irgendetwas stimmte nicht. Es war nicht einmal sein Instinkt, sondern der kalte Hauch einer düsteren Vorahnung, der seine Nerven vibrieren ließ. Die Amerikaner würden kommen. Heute noch oder morgen, wenn der Sturm losbräche. Und sie würden zerstören, worauf diese beiden Männer so selbstgefällig stolz waren.
    »Gentlemen, ich muss Sie wohl nicht daran erinnern, dass wir weiter in Gefahr sind, solange die Welt die Antarktische Halbinsel nicht als souveränes argentinisches Territorium anerkannt hat.«
    »Aber ich bitte Sie, mein lieber Major.« Laretta konnte keinen Alkohol vertragen. Er begann bereits ein wenig zu lallen. »Es ist doch nichts Schlimmes dabei, wenn wir unseren Erfolg feiern.«
    »Mag schon sein, aber ich glaube, dass Sie ein wenig voreilig sind. Sagen Sie Ihren Arbeitern Bescheid, dass die Ausgangssperre in einer Stunde beginnt und dass es keine Ausnahmen gibt. Meine Männer sind auf Patrouille und haben den Befehl, sofort zu schießen. Haben Sie verstanden?«
    Das ließ ihn schlagartig nüchtern werden. Laretta nickte. »Ausgangssperre, in einer Stunde. Jawohl, Major.«
    Espinoza machte auf dem Absatz kehrt und verließ das Büro. Er hatte seinen Soldaten seit ihrer Ankunft eine Menge abverlangt, und heute Nacht würde er sie noch mehr fordern. Wenn er und Raul sie erst einmal verteilt hätten, gäbe es innerhalb des Ölterminals keinen einzigen Quadratzentimeter nicht überwachten Bodens. Und da er die amerikanische Vorliebe, andere Leute zu retten, kannte, würde er die Wachen bei seinen Gefangenen verdoppeln.
     
    Juan nahm das gerade Rasiermesser vom Hals und tauchte es in das Kupferwaschbecken. Die starke Schlagseite der Oregon zwang ihn, sich mit der anderen Hand abzustützen. Er machte noch einen Strich, spülte die Klinge ab und trocknete sie sorgfältig mit dem Handtuch. Sein Großvater war Friseur gewesen und hatte ihn gelehrt, dass das Geheimnis, ein Rasiermesser scharf zu halten, darin bestand, es niemals nass wegzulegen.
    Er drückte den Stopfen hoch, um das Waschbecken zu leeren, und spritzte sich einige Hände voll Wasser ins Gesicht. Dann blickte er sich im Spiegel über dem Waschtisch in die Augen. Dabei war er sich nicht ganz sicher, was er sah. Er war zwar stolz auf die Entscheidung, die er getroffen hatte, und trotzdem dachte er, sie hätten ihr Unternehmen abbrechen und Kurs nach Südafrika nehmen sollen, wo ihnen für drei Wochen fünf Millionen Dollar wöchentlich garantiert wurden, für die sie nicht mehr tun mussten, als für den Chef eines Staates, der keine Feinde hatte, Babysitter zu spielen.
    Schließlich trocknete er sich das Gesicht ab und zog sich ein T-Shirt über den Kopf. Sie hatten die Heizung schon heraufgedreht, und doch bekam er auf den Armen

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