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Teuflischer Sog

Teuflischer Sog

Titel: Teuflischer Sog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Antrieb auf die Masse des Kreuzers einzuwirken begann. Die herrschenden Kräfte waren gigantisch. Zuerst noch völlig unmerklich, begann der Kreuzer sich zu bewegen, jedoch nicht so eindeutig, dass die Mannschaft diese Bewegung für etwas anderes halten konnte als eine Windböe, die gegen das Heck des Kreuzers drückte.
    Aus fünfzig Zentimetern wurde ein Meter, dann zwei, drei. Und danach wurde der Kreuzer durch seinen Anker gestoppt.
    Eric steigerte die Energie, wodurch das Heck der Oregon tief eintauchte, während Wasser durch ihre Antriebsdüsen floss. Doch der störrische Achsnagel, den Juan so sorgfältig präpariert hatte, weigerte sich, den letzten Millimeter nachzugeben.
    Einer der Schweißpunkte, der eine Öse fixierte, brach und erhöhte die Belastung der restlichen. Die Oregon steigerte den Zug, und eine zweite Öse wurde vom Rumpf des Kreuzers abgerissen, so dass nur noch sechs übrig blieben. Stahl rieb sich knirschend an Stahl, als sich der hartnäckige Ankernagel den auf ihn einwirkenden Kräften widersetzte, um seine Aufgabe zu erfüllen.
    Dann kapitulierte er und gab nach. Die während des brutalen Tauzieh-Duells im Karbonfaserseil aufgestaute Energie wurde plötzlich freigesetzt. Die Admiral Guillermo Brown wurde vom Stillstand derart abrupt auf sechs Knoten beschleunigt, dass es die Matrosen von den Füßen riss. Zufällig befand sich der Kapitän bereits um diese frühe Stunde auf der Kommandobrücke, wo er einige Berichte durchging. Er blickte auf und wusste sofort, was geschehen war, während die weniger erfahrenen Angehörigen seiner Crew sichtlich verwirrt waren.
    »Lieber Himmel, die Ankerkette ist gebrochen! Alle Maschinen gegenläufig auf ein Drittel Kraft!«
    »Aye, Sir. Maschinen ein Drittel gegenläufig.«
    Mit zwei Gasturbinen, die zusammen eine Leistung von zwanzigtausend PS entwickelten, glaubte er zuversichtlich, jedem Wind trotzen zu können, dem sein Schiff ausgesetzt war. Als er aber einen Blick auf die Geschwindigkeitsanzeige über Grund warf, musste er feststellen, dass sie schneller wurden, nicht langsamer.
    »Rudergänger, halbe Kraft gegenläufig. Schnell, Mann!« Das Dock war nur einen knappen Kilometer entfernt, und es sah aus, als steuerten sie direkt auf eine der Raffinerien zu. Gleichzeitig bemerkte er, dass der Wind Sturmstärke erreicht hatte. »Volle Kraft!«
    Die Oregon konnte die zwanzigtausend PS des Kreuzers mühelos neutralisieren. Eric hatte die Leistung auf achtzig Prozent gesteigert und nahm nun zufrieden zur Kenntnis, dass sie die Admiral Brown jetzt mit sechzehn Knoten schleppten. Über die Entfernung und das Tosen des Sturms hinweg konnte er das Heulen einer Alarmsirene hören, die vor einer unmittelbar bevorstehenden Kollision warnte.
    Der Kreuzer war so hilflos wie ein mastloser Schoner, während er Kurs auf die Gasraffinerie nahm. Sein Kapitän hatte keinerlei Erklärung für das Geschehen. Er befahl vollen Rudereinschlag nach Backbord, um sie von einem direkten Kollisionskurs wegzuscheren. Doch das Schiff reagierte, indem es lediglich herumschwang und breitseits seinen Kurs beibehielt. Schicksal oder Vorsehung bestimmten den Weg des Kreuzers, und dem Kapitän kam es so vor, als hätte alles menschliche Wollen keinerlei Bedeutung mehr. Einen kurzen Moment vor dem Zusammenprall blickte er noch einmal auf den Geschwindigkeitsmesser und fragte sich, wie es kommen konnte, dass der Wind sein Kriegsschiff mit nahezu zwanzig Knoten über Grund vor sich herschob.
     
    Für Cabrillo blieb keine Zeit für raffinierte Maßnahmen. Was auch immer in diesem Gebäude geschah und die Spuren, die davon zurückblieben, würden in Flammen aufgehen, wenn die Admiral Brown durch die vordere Wand bräche. Er schraubte einen Schalldämpfer auf seine FN Five-SeveN und wartete, bis Espinoza und der Sergeant außer Sicht waren.
    Dann nutzte er das Gewirr von Rohrleitungen als Deckung und suchte sich einen Platz – näher an der Tür. Die beiden Wächter hielten aufmerksam Ausschau und ließen die Blicke ständig hin und her schweifen, doch die riesige Halle war nur spärlich erhellt, und Juan war mehr als ausreichend geschützt. Er blickte mehrmals hinter sich, um sicherzugehen, dass ihn die anderen nicht unabsichtlich in die Zange nahmen. Er legte zu seinem ersten Schuss an, als ein Druckventil dicht hinter ihm mit lautem Zischen einen Dampfstrahl in die Halle entließ. Die Wächter sahen gleichzeitig in seine Richtung, und einer von ihnen musste ihn entdeckt haben, denn seine

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