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Texas

Texas

Titel: Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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wilder Wut erfüllt raste Floyd Rusk durch die Stadt zum Sheriff und fuhr mit ihm nach Norden, um Paul Yeager zu verhaften. Er stand immer noch am Tor seiner Ranch, immer noch mit einem Gewehr in der Hand.
    »Kommen Sie ja nicht hier rein!« warnte er.
    »Paul, das Gesetz.«
    »Bleib zurück, Fettwanst! Ich dulde deine Laster nicht mehr auf meinem Land!«
    »Yeager!« schrie der Sheriff. »Werfen Sie Ihre Waffe weg und.«
    Yeager feuerte, nicht auf den Sheriff, sondern auf Rusk, der sich mit überraschender Behendigkeit zu Boden fallen ließ, einen Colt zog und seinem Schwager eine Kugel durch den Kopf schoß.
    Siebzehn Zeugen bekundeten später, daß Paul Yeager den Sheriff mit einem Gewehr bedroht, Floyd Rusk beinahe getötet, und dieser aus Notwehr geschossen habe. Die Sache kam nie vor Gericht. Nach der Beerdigung bat Rusk den Sheriff, zur Yeager-Ranch hinauszufahren und Mrs. Yeager einen guten Preis für ihr Land zu bieten, ohne zu sagen, wer der Käufer sei. Noch vor Ablauf des Monats hatte Rusk das Land wieder in Besitz genommen, das, wenn es nach ihm gegangen wäre, sein Vater nie hätte verschenken dürfen.
    Innerhalb von vier Monaten wuchs die Bevölkerung Larkins sprunghaft von 2329 auf über 19 700 an, und diese Entwicklung führte zu tiefgreifenden Veränderungen. Die kleine Stadt konnte einen so gewaltigen Zustrom nicht aufnehmen, man mußte nach ungewöhnlichen Lösungen suchen. Alteingesessene Bewohner rissen die Augen auf, als sie einen Zug von sechzig Maultieren sahen, die von Jacksboro die Straße heraufkamen; je vier zogen auf einem Flachwagen ein ganzes Haus, das man weiter im Osten von seinen Fundamenten gehoben hatte. Zelte standen hoch im Kurs, und jeder Haus- oder Wohnungsinhaber konnte ein freies Zimmer an vier Gäste zu je drei Dollar pro Kopf und Tag vermieten. Viele Betten wurden dreimal am Tag benutzt, jeweils für acht Stunden, und die Leute, die den Bohrmannschaften verkauften, was diese brauchten, waren bis zum Jahresende schwerreich geworden.
    Der plötzliche Geldstrom veränderte auch das gesellschaftliche Leben, denn gerade die Männer, die eine wichtige Rolle im reaktionären Ku Klux Klan gespielt hatten, sahen sich jetzt in der Lage, den größten Gewinn aus dem rasant aufblühenden Handel zu ziehen. Frühere Klanführer wie die Tumlinson-Zwillinge oder Boatright waren mit ihren sich ständig ausweitenden Geschäften so beansprucht, daß sie keine Zeit mehr hatten, ihr Augenmerk auf die Moral der Gemeinde zu haben. Nicht daß der Klan die Absicht gehabt hätte, den Laden dichtzumachen - dafür waren seine Motive zu kräftig und wurzelten zu tief; aber seine Mitglieder waren durchaus bereit, ein paar Dollar zu verdienen, solange die Möglichkeit dazu bestand.
    Nora, die der Klan einst bestraft hatte, betrieb jetzt ein Etablissement, das elf junge Frauen beherbergte, die von weit her gekommen waren - eine sogar aus Denver -, und niemandem war verborgen geblieben, welchem Gewerbe die Damen nachgingen. Auch Dewey Kimbro, der Mann, dem die Stadt ihr Glück zu verdanken hatte, lebte mit Esther in diesem Haus, aber das mußte man ihm nachsehen: Schließlich war er auf dem besten Weg, Millionär zu werden, und das entschuldigte vieles.
    Eines Tages tauchte ein Reporter der New York Times auf und begann dem in ganz Texas kursierenden Gerücht nachzugehen, Larkin sei »die sündigste Kleinstadt Amerikas«. Neun oder zehn Tage später erschien ein haarsträubender Bericht darüber, wie die Stadtväter vom Boom profitierten:
    »Jeden Sonntagmorgen, kurz nach Tagesanbruch, durchstreifen der Sheriff und seine begeisterten Helfer Spelunken und Spielhöllen, verhaften alle Nachtschwärmerinnen, die sie dort finden, und stecken sie ins Gefängnis. Das geht in allen Grenzlandstädten so vor sich und ist an sich nicht bemerkenswert. Bemerkenswert jedoch ist, daß man diese Damen - einige von ihnen echte
    Schönheiten - am Montagmorgen auf dem Balkon des Gerichtsgebäudes aufstellt, und nachdem sich Ölarbeiter und die jungen Herren der Stadt unten versammelt haben, betritt ein sogenannter Richter den Balkon, hebt den linken Arm eines der Mädchen und verkündet die Geldstrafe, zu der sie verurteilt wurde.
    Jetzt fangen die Männer auf dem Platz an, lebhaft auf das Recht zu bieten, die Strafe bezahlen zu dürfen, aber das erste Gebot muß die Strafe selbst sein. Wenn also Mary Belle drei Dollar Strafe zahlen muß, beginnt das Bieten bei drei Dollar, kann aber so hoch steigen, wie das die Reize der

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