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Texas

Texas

Titel: Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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jungen Frau rechtfertigen. Sobald der Gewinner ermittelt ist, zahlt er den entsprechenden Betrag und erkauft sich damit alle Rechte auf die junge Dame für die nächsten vierundzwanzig Stunden. Von Dienstag- bis Samstagabend geht sie ihrem Gewerbe auf die übliche Weise nach, am Sonntag wird sie neuerlich verhaftet und am Montag wieder versteigert.
    Als ich einen städtischen Beamten fragte, wie diese Vorgangsweise zu rechtfertigen sei, erhielt ich als Antwort: Wir brauchen das Geld, um die zusätzlichen Polizeikräfte bezahlen zu können.«
    Eine amüsante Geschichte. Ein anderer Aspekt des Booms gab jedoch Anlaß zur Besorgnis. Eine Stadt, die zur Ölstadt wurde, mußte einfach die wirklich kriminellen Elemente anziehen, und zu Beginn des Winters 1924 hatte Larkin eine Überfülle an Spielern, Straßenräubern, Betrügern, Dieben, flüchtigen Mördern und überhaupt jeder Art von Gesindel aufzuweisen.
    »Unsere Stadt ist unregierbar geworden!« rief Floyd Rusk entsetzt, als an einem Januarmorgen bekannt wurde, daß man in einem Gäßchen in der Nähe des Gerichtsgebäudes zwei Leichen gefunden hatte.
    »Mein Gott, Floyd! Einer davon ist Lew Tumlinson!«
    Es gab keine Hinweise, wonach er mit irgendwelchen Verbrechern Umgang gehabt hätte, und er war auch nicht beraubt worden. Sein Tod war mysteriös, aber bald vergessen.
    Die Schießereien in Larkin forderten im Schnitt alle zweieinhalb Wochen ein Menschenleben - durchaus kein Rekord für eine Ölstadt. Meist waren die Schießereien Folge eines Streits zwischen Spielern, oder es wurde um Frauen gekämpft; so gut wie niemals war Gewinnsucht das Motiv. Doch dann wurde Ed Boatright erschossen aufgefunden, und Anfang März auch der andere Tumlinson.
    Jetzt regierte plötzlich Angst die kleine Stadt. Alle Männer, die mit Öl zu tun hatten, heuerten bewaffnete Leibwächter an. Mehr als andere wurde Floyd Rusk von dieser Mordwelle in Schrecken versetzt. Seine Prominenz und das riesige neuerworbene Vermögen machten ihn zu einem wahrscheinlichen Ziel. Vor allem aber war ihm eines Abends, als er allein in seiner Küche saß und über die düstere Lage nachgrübelte, in die seine Stadt geraten war, plötzlich ein schrecklicher Gedanke gekommen: »Mein Gott! Boatright! Die Tumlinsons! Alle waren sie dabei, als Dewey Kimro ausgepeitscht wurde!«
    Er begann zu schwitzen. Verzweifelt versuchte er, sich ins Gedächtnis zurückzurufen, was Dewey damals gesagt hatte -während des Auspeitschens oder am nächsten Tag, als sie ihr Abkommen schlossen. »O Jesus! Er hat alle unsere Namen gewußt und drei von uns getötet. Der Mann ist ein eiskalter Killer!«
    Er nahm eine Feder zur Hand und schrieb einen Brief an den Gouverneur, den er bei der letzten Wahl aktiv unterstützt hatte:
    »Die Stadt Larkin in Larkin County ist unregierbar geworden.
    Bitte schicken Sie die Miliz.
    Floyd Rusk«
    Er kam zu Pferd in die Stadt, wie schon sein Großvater anno 1883. Er teilte ein Bett mit zwei Ölarbeitern und sah sich unauffällig in Saloons und Spielhöllen und im Bordell viertel um.
    Nach fünf Tagen hatte er sich ein recht gutes Bild von der Lage in Larkin gemacht.
    Er war fünfundzwanzig Jahre alt, etwa einen Meter fünfundsechzig groß und hatte blaue Augen. Er konnte gut mit dem Revolver umgehen und gebrauchte ihn schneller als sein Großvater. Er fand es nicht ungewöhnlich, daß man ihn allein in eine gesetzlose Boomstadt geschickt hatte, denn das war sein Geschäft. Und am sechsten Tag begann er seine Arbeit.
    Er ging in das Cafe, wo sich die Ölleute jeden Morgen um sechs mit führenden Persönlichkeiten der Stadt trafen, klopfte mit dem Löffel an ein Glas, um die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich zu ziehen, und verkündete: »Mein Name ist Macnab, Oscar Macnab, und ich bin ein Texas Ranger. Der Gouverneur hat mich geschickt, um in dieser Stadt für Ordnung zu sorgen.« Noch bevor sich irgend jemand dazu äußern konnte, zog er seinen Revolver und verhaftete drei Männer, von denen man wußte, daß sie mit gestohlenen Bohrgeräten handelten. Er drängte sie in eine Ecke und übergab sie dem verängstigten Sheriff mit den Worten: »Ich werde später mal bei Ihnen vorbei schauen. Dann möchte ich die drei Typen im Gefängnis sehen!«
    Er ernannte drei angesehene Bürger zu Hilfspolizisten -wozu er kein Recht hatte -, verließ mit ihnen das Lokal und durchsuchte die Stadt. Weil die ärgsten Gauner und Unruhestifter zu dieser frühen Stunde noch in den Federn lagen, fiel es ihm nicht

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