Texas
das geschieht, werden wir von Mexiko abfallen. Dann werde ich eine starke Kirche in einem freien Texas aufbauen.«
»Was erwarten Sie von uns?« hatte Mattie gefragt, und der Pfarrer hatte geantwortet: »Etwas zu essen, wenn ich vorbeikomme. Unterstützung, wenn ich in Ihrer Gegend Erweckungsversammlungen abhalte.« Wieder hatte er auf den bewußtlosen Priester hinabgeblickt. »Hier liegt der Feind. So hilflos wie das Mexiko, das er vertritt.«
Am dritten Tag wurden die sieben Eheschließungen nach mexikanischem Gesetz feierlich vollzogen; Vater Clooney stand unsicher auf den Beinen und sprach nicht sehr artikuliert, doch nachdem die Ringe getauscht und die Brautleute in die Familie Gottes aufgenommen waren, warf er den Kopf zurück und sprach ein Gebet, das alle beeindruckte.
Sie waren schon drei Tage auf der Goliad-Straße unterwegs, da kamen sie zu einer Hütte, aus der ihnen eine schmuddelig wirkende junge Frau, die vor Schwäche kaum stehen konnte, entgegenlief und schrie: »Wir sterben! Wir haben nichts zu essen! Mein Mann hat hohes Fieber. Er kann sich nicht rühren.«
Auf der einzigen Pritsche in der Hütte lag ein Mann, vom Fieber geschüttelt, dem Tode nahe. Auf dem Boden kauerten zwei völlig abgemagerte Kinder. »Ich kann hier nicht weg und etwas jagen«, sagte die Frau, wie um sich zu entschuldigen.
Die Quimpers und der Priester reagierten sofort auf diesen Hilferuf.
Vater Clooney kümmerte sich um die Kinder und fing an, sie aus seinem Proviantbeutel zu füttern; Mattie bereitete ein Strohlager auf dem Boden und bettete die Frau darauf.
»Bring die Büchsen, mein Sohn«, sagte Jubal. Sie jagten den ganzen Morgen und schossen genug Wild, um die Familie auf Wochen zu verpflegen. Neun Tage lang blieben die Quimpers und Vater Clooney, bis die Leute wieder zu Kräften gekommen waren.
Die Siedler gaben ihnen einen Rat mit auf den Weg, der sich noch als nützlich erweisen sollte: »Auf dem Weg in Austins Land müssen Sie sich vor den Karankawa hüten«, schärften sie ihnen ein. »Das sind große Indianer, Riesenkerle. Sie leben am Golf, aber in letzter Zeit haben sie Raubzüge nach Norden unternommen. Und sie sind Menschenfresser!«
»Aber das ist doch nicht möglich«, protestierte Vater Clooney, aber die junge Frau konterte scharf: »Es mag in Ihrem Land unmöglich sein, aber nicht in Texas. Die Kronks sind Menschenfresser.«
»Jeden Tag mehr Bäume«, stellte Jubal eines Morgens fest. »Jetzt kann es nicht mehr weit zum Brazos sein.« Auch andere Zeichen deuteten darauf hin, daß sie sich dem Fluß näherten. Mattie aber wurde ominöserer Zeichen gewahr: »Da draußen ist jemand, hinter den Bäumen. Er folgt uns.«
Ihr Mann lächelte überlegen. »Da ist nichts, Mattie«, sagte er beruhigend, und sie stapften weiter.
Aber Mattie war nicht überzeugt, und so verließ sie allein den Weg, um sich die Bäume näher anzuschauen. Plötzlich stand sie vor einer Gruppe von Indianern - den größten und wildesten Indianern Nordamerikas. Es waren riesige Männer, und Mattie wußte, daß sie Menschenfleisch aßen.
Bevor die Indianer sie packen konnten, stieß sie einen gellenden Schrei aus: »Kronks!« Und während ihr Schrei noch durch die Bäume hallte, lief sie zu ihren Männern zurück.
»Hier rüber!« rief Jubal, während er und Vater Clooney auf eine kleine Gruppe von Eichen zurasten. Einen Augenblick lang stand Yancey vor Angst wie angewurzelt da; doch ein Klaps des Priesters genügte ihm, um seinen Mut wiederzufinden, und auch er lief auf die Bäume zu, die er gleichzeitig mit seiner zu Tode erschrockenen Mutter erreichte.
Klug formierte Jubal seine drei Helfer in einem Kreis rund um den Stamm einer hohen Eiche, von wo aus sie die Indianer mit sorgfältig gezielten Schüssen abwehrten.
Als die Indianer begriffen, daß die Weißen den Kampf fortsetzen würden, feuerten sie noch ein paarmal aus ihren alten Musketen und zogen sich dann, ihre verwundeten Gefährten hinter sich herschleifend, zurück.
Herrliche Tage folgten. Die Reisenden näherten sich jetzt der Grenze von Austins Kolonie, und als sie das linke Ufer des Brazos erreichten, sahen sie Land, das sich in seiner Qualität mit jedem anderen der Welt messen konnte. Kleine Bäche wanden sich durch das grüne Gras und schufen eine so liebliche Landschaft, daß Vater Clooney ausrief: »Bauen Sie Ihr Haus doch hier!« Mattie aber drängte weiter. Sie wollte ausgedehntes Weideland an einem großen Fluß, nicht ein Idyll an einem kleinen
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