Thai Juwelen
ausgiebig, saß lange am kleinen Tisch in Grods Wohnraum und feilte und lackierte ihre Fingernägel. Auch die Fußnägel erhielten eine entsprechende Behandlung. Danach stand Schminken an. Wenn sie schon auf die Pirsch gehen sollte, wollte sie wenigstens hübsch sein. Grod lag auf dem Bett und beobachtete Porn bei ihrer Tätigkeit.
»Wie heißt die Frau eigentlich, die ich für dich finden soll?«, fragte Porn.
»Samrak.«
»Ein hübscher Name, es bedeutet in etwa ›viel Liebe‹. Was willst du von ihr.«
»Schwer zu sagen. In Deutschland ist ein junger Mann ermordet worden. Samrak kannte diesen Mann offensichtlich recht gut. Ich möchte sie lediglich fragen, ob sie etwas weiß, was bei den Ermittlungen helfen kann.« Grod sagte ihr nicht, dass Samrak bereits tot war und er versuchen wollte, durch Ermittlungen an die Hintermänner oder gar an den Mörder von Fred zu gelangen. »Und du glaubst, dass sie dir etwas erzählen wird?«, fragte Porn skeptisch.
»Wenn sie etwas mit der Sache zu tun hat, dann fürchtet sie um ihr eigenes Leben. Wenn sie nichts damit zu tun hat, wird sie dir auch wohl nichts sagen können.« »Lass es uns einfach versuchen«, antwortete Grod. »Ich soll also versuchen, diese Samrak ausfindig zu machen. Gut, das kann ich vielleicht hinbekommen. Der Rest ist dann deine Sache.«
Ein Taxi brachte sie in den Nachbarort Patong. Patong ist der am meisten mit Touristen bevölkerte Ort Phukets. Binnen fünfzehn Jahren hat sich Patong vom einfachen Fischerdorf zum Touristen-Mekka entwickelt. Hunderte von Bierbars reihen sich hier aneinander. Tausende von willigen Thaifrauen verkaufen sich dort an zahlungskräftige Touristen. Zu diesen Bargirls gesellen sich zahlreiche ›Gathois‹ - Transvestiten. Uneingeweihte Touristen sind meist nicht in der Lage, diese von ›echten‹ Frauen zu unterscheiden.
Es gibt Hunderte von internationalen Restaurants und Hotels, dazu zahllose Geschäfte. Nach Einbruch der Dunkelheit gleicht Patong einem riesigen, aber lauten Jahrmarkt.
Porn führte Grod in eine der zahlreichen Bierbars. »Warte hier auf mich«, sagte sie zu Grod. »Ich sehe mich erst einmal allein um. Wenn ich etwas Näheres weiß, komme ich zurück. Du kannst ja inzwischen mit den Barmädchen hier flirten, aber vergiss nicht: Heute Nacht schlafe ich bei dir - ich allein!«
Mit diesen Worten verließ sie ihn.
Es war schon eine eigentümliche Situation. Grod saß an einer Bierbar in Patong. Zahlreiche der Bargirls bemühten sich rege um ihn. Jede wollte seine Gefährtin für diese Nacht werden. So sehr ihn die hübschen Thai auch reizten, er würde keine von ihnen mit sich nehmen können.
»Wie heißt du?«, fragte eine kleine Thailänderin, die sich neben ihn gesetzt hatte.
»Süüa, und du?«
»Tiap. Bist du das erste Mal in Thailand?«, fragte sie auf Englisch.
Grod kannte die alte Touristenregel: Je besser ein Barmädchen Englisch spricht, desto kaputter ist sie. Die Mädchen erwerben ihre Englischkenntnisse üblicherweise nicht an einer Schule, sondern an den Bars. Wenn sie also gut Englisch sprechen können, heißt das, dass sie schon lange dort tätig sind.
»Ich war früher schon einmal hier. So einiges kenne ich bereits«, antworte Grod ebenfalls auf Englisch.
»Ich habe Hunger, gibst du mir ein Essen aus?« Grod hatte keinen Hunger. Trotzdem erschien ihm diese Idee besser, als stundenlang an dieser Bar auf Porn zu warten. Essen in Thailand ist meist recht preiswert. Es sprach also nichts dagegen.
»O.k., komm. Wir gehen essen«, griff er ihren Vorschlag auf.
»Lass uns zum Essensmarkt gehen, dort gibt es gute Speisen. Ich esse gern dort.«
Tiap fasste ihn, wie hier so üblich, an der Hand und zog ihn auf die Straße.
Gemeinsam schoben sie sich durch das Gewühl der zahlreichen Touristen. Grell geschminkte Gathois, Transvestiten griffen nach Grod. Er fand sie lästig. Mehrmals musste er sich geradezu freikämpfen.
Sie gingen die Straße hinauf bis zur ›Pat-Uthit-Road‹. Hier bogen sie links ab und erreichten bald den Essensmarkt. Grod war nicht das erste Mal hier. Er kannte diesen Markt.
An zahlreichen Ständen und kleinen Restaurants konnte man ganz vorzüglich essen. Auf großen Tischen lagen Krebse, Fische, Langusten, Gemüse und Fleisch. Hier suchte man sich seine Speisen aus. Erst dann wurde die frische Ware, oft nach Angaben des Kunden, zubereitet. Gegessen wurde auf wackligen Plastikhockern an ebenso wackligen Tischen, bei gutem Wetter unter freiem Himmel, bei Regen
Weitere Kostenlose Bücher