Thai Juwelen
etwa zehn Meter breit und doppelt so lang. Sie standen etwa zwanzig Zentimeter unter Wasser. Bis hin zum Wald in der Ferne lagen Hunderte dieser kleinen Felder nebeneinander. Sie waren durch kleine Erdwälle getrennt, auf denen man sich trockenen Fußes bewegen konnte. Zu dieser Jahreszeit wurde der Reis gerade frisch angepflanzt. Kleine, etwa dreißig Zentimeter hohe Reispflanzen standen im Wasser.
»Sind hier bestimmt keine Schlangen?«, fragte Judith unsicher.
»Doch, sehr viele sogar. Hunderte von Schlangen sehen dich jetzt, aber du siehst keine einzige.«
Grod hockte sich hin und beobachtete konzentriert das Wasser im neben ihm liegenden Feld. Dann zeigte er auf eine Stelle.
»Sieh, dort ist eine Kobra.«
Judith klammerte sich erschrocken an Grod, war jedoch interessiert.
»Ich sehe nichts. Wo ist sie?«
»Grod riss einen Halm aus der Erde. Mit diesem zeigte er auf eine Stelle im Wasser. Der Halm berührte die Wasseroberfläche.
»Dort, siehst du sie nicht?«
»Das Ding? Das ist eine Kobra? Die sieht ja aus, wie ein etwas längerer Wurm. Sie ist wohl noch sehr klein und ungefährlich.«
»Du hast nur halb recht. Sie ist sehr klein, ein junges Tier. Sie jedoch als ungefährlich zu bezeichnen, ist ein Irrtum. Sie ist tödlich giftig.«
»Das hätte ich dem kleinen Tierchen nicht zugetraut.« »Viele Menschen glauben, eine kleine Kobra sei weniger giftig als ein ausgewachsenes Exemplar. Die Gefährlichkeit einer Kobra hängt aber nicht von ihrer Größe, sondern von der Menge des Giftes ab, welches sie in ihren Giftdrüsen gespeichert hat«, erklärte Grod.
»Aber eine große Kobra hat doch sicher größere Giftdrüsen und daher mehr Gift, oder?«
»Das ist schon richtig. Das Gift eines solch kleinen Tieres reicht jedoch vollständig aus, einen Menschen zu töten. Trotzdem überleben viele den Biss einer Kobra.« »Sind sie immun?«
»Nein. Bei jedem Biss verliert die Kobra etwas von ihrem Gift. Dieses wird zwar von ihrem Körper neu produziert, aber das dauert lange. Die Kobra muss also mit ihrem Gift haushalten. Hat sie ein paar Mäuse oder Ratten gejagt, so hat sie sehr viel Gift verloren. Würde sie nun einen Menschen beißen, reicht ihr verbliebenes Gift nicht mehr aus, den Menschen zu töten. Der Mensch wird den Biss überleben.«
Judith hatte sich jetzt ebenfalls hingehockt und betrachtete die kleine Schlange im Wasser.
»Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass diese kleine Schlange so giftig ist. Leben diese Schlangen stets im Wasser?«
»Im Wasser und auf dem Lande. Kobras können sehr gut schwimmen. Jetzt sind wohl die meisten im Wasser und jagen Frösche. Heute Abend gehen sie an Land. Dann wird es hier etwas unangenehmer.«
»Dann sollten wir auf jeden Fall hier weg sein.« Judith war es wohl ein wenig unbehaglich zu Mute.
»Au! Grod mich hat etwas gebissen!« Judith schlug auf ihr Bein.
»Komm weg da.«
Grod griff ihre Hand und zog sie ein paar Schritte weiter. »Ameisen. Das brennt ganz schön, nicht wahr?«, fragte er, während er weitere Ameisen von ihrem Bein strich. »Das brennt wie Feuer. Was sind das hier für schlimme Ameisen?« Judith rieb sich die Bissstelle.
»Du hast neben einem kleinen Ameisennest gestanden. Das mögen die Tierchen nicht. Es brennt noch ein bisschen, hört aber bald auf. Es ist nicht gefährlich.« Gemeinsam, wieder Hand in Hand, wanderten sie weiter durch die Felder. Sie kamen zu einer kleinen Baumgruppe. Ein Baum stand in einem braunen Erdhügel. »Sieh mal!«, Grod deutete auf den etwa einen Meter hohen Erdhaufen, der um den Baum aufgeschichtet schien. »Was ist das?«
»Ein Termitenbau. Die Erde ist sehr hart. Millionen dieser Tiere, die Termiten, leben hier. Sie haben diesen Haufen angelegt.«
Judith wollte nähertreten, um sich den Bau anzusehen, wurde jedoch von Grod zurückgehalten.
»Bleib hier!«, Grod schien besorgt. »Bei diesen Termitenbauten habe ich oft ein ungutes Gefühl. Sieh die großen Löcher in dem Bau. Das werden wohl Höhlen von Schlangen sein. Große Kobras oder sogar Königskobras könnten darin leben.«
»Die sind gefährlich?«, fragte Judith.
»Die Königskobra ist die größte Giftschlange hier. Sie ernährt sich unter anderem von Kobras. Sie kann bis zu fünf Meter lang werden. Ihr Körper hat dann den Durchmesser eines Männerarms. Die Königskobra ist äußerst giftig. Soweit ich weiß, gibt es gegen ihren Biss kein Gegenmittel. Glücklicherweise ist die Königskobra sehr selten.«
»Lass uns gehen, Grod. Du
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