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Thanatos

Thanatos

Titel: Thanatos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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zeremonielle Schale und noch einige andere Objekte standen, die Regan nicht kannte. Ein anderer Assistent brachte einen Käfig, in dem ein lebendes Kaninchen saß.
    »Blutmagie?« Gleich würde sie sich sicher übergeben. »Ihr wollt ihn mit einem bösen Zauber neutralisieren? Aber ihr wisst doch gar nicht, ob das funktioniert. Ihr könntet ihn töten!« Augenblicklich wurde ihr klar, wie dumm ihre Worte waren, angesichts der Tatsache, dass genau das ihr Ziel war.
    Sie mussten besessen sein. Das war die einzige Erklärung. Ihre Kollegen, die Menschen, die sie als ihre Familie angesehen hatte, die Seite an Seite mit ihr gekämpft hatten, ihre Aegis-Ideologie teilten und ihr ein Heim gegeben hatten, mussten unter dem Einfluss des Bösen stehen. Irgendwie hatte Pestilence, dieser verdammte Scheißkerl, sie in die Finger gekriegt.
    Scheiß drauf.
Sie wirbelte herum und rammte Lance ihre Faust ins Gesicht. Eine mächtige Kraft sang in ihrem Körper, und schon flog er durch die Luft, prallte mit voller Wucht gegen ein Schott und glitt zu Boden, wo er regungslos liegen blieb. Von hinten griffen Hände nach ihr, doch wieder explodierte die Energie des Babys in ihr, und sie drehte sich gerade noch rechtzeitig um, um zu sehen, wie Omar Hals über Kopf gegen einen Türrahmen flog und schlapp zu Boden sank.
    »Bleibt zurück«, knurrte sie. »Ihr habt es gesehen. Der Nächste, der versucht, mich anzufassen, erhält eine Kostprobe meines Talents, euch die Seele herauszusaugen.« Ein weiterer Bluff, da sie diese Gabe nicht einmal mehr schwach in sich spürte.
    Ohne einen von ihnen aus den Augen zu lassen, griff sie hinter sich und öffnete die Tür. Sobald sie im Gang war, rannte sie, so schnell sie konnte, auf das Deck zu, in der Hoffnung, sie könnte den Helikopterpiloten dazu zwingen, sie vom Schiff wegzubringen. Aber als sie die schwere Tür aufhievte, legte sich Enttäuschung wie eine klatschnasse Decke um sie.
    So ein verdammter Mist – der Vogel war weg.
    Sie hörte rasche Schritte hinter sich. Keine Panik. Mit so viel Gelassenheit, wie sie nur aufbringen konnte, schlug sie die Tür zum Gang zu und drehte den Verschlussmechanismus. Ein Mopp, der neben ihr an der Wand lehnte, war schnell geschnappt und der Griff durch das Rad der Tür geschoben. So konnte es nicht mehr geöffnet werden. Es würde sie nicht lange aufhalten, aber sie brauchte vermutlich auch nur ein paar Minuten. Sie eilte zu der Kiste mit den Aegis-Waffen und griff nach einer Armbrust. Unter der Waffe befand sich ein hölzerner Kasten. Darin lagen auf Mulden aus Schaumstoff Phiolen mit einer milchigen Flüssigkeit.
    Qeres
.
    Sie schnappte sich eine der Phiolen und raste mit einer Geschwindigkeit, die sie nur dem Adrenalin verdankte, zu dem motorisierten Rettungsboot, das sich an der Steuerbordseite des Schiffs befand. Sie konnte das Ufer sehen, und Gott sei Dank war die See nicht rau. Das war zu schaffen.
    Umständlich kletterte sie in das Rettungsfloß aus Kunststoff, packte den Steuerkasten und legte den Hebel um. Das Getriebe setzte sich mit einem Ruck in Bewegung, der ihr den Atem raubte, und das Boot schwebte an der Seite des Schiffs nach unten.
    Über ihr waren Schreie zu hören, und als das kleine Floß auf dem Wasser aufsetzte, verwandelten sich die Schreie in Flüche.
    »Mist! Ran an die Winsch, holt sie wieder rauf!« Die leicht vernuschelte Stimme gehörte Lance, und bei dem Gedanken daran, dass ihr Schlag ihn ein paar Zähne gekostet haben musste, hätte sie beinahe gelacht.
    »Zu spät.« Mit einer knappen Handbewegung löste sie die Klammern, die das Floß mit dem Tauwerk verbanden, und ihr kleines Boot war frei. Als Lance über die Bordwand spähte, zielte sie mit der Armbrust auf seinen Kopf. »Fahrt zur Hölle, Arschlöcher.«
    Mit einer Hand hielt sie die Waffe fest, während sie mit der anderen den Anlasserknopf drückte, sodass der kleine Dieselmotor aufröhrte.
    Innerhalb von Minuten war sie weit genug von dem Aegis-Schiff entfernt, dass sie endlich tief Luft holen und sich entspannen konnte. Dann sah sie zum Pier, der ins Wasser ragte. Auf ihm befand sich eine Gestalt, die nach und nach immer deutlicher zu erkennen war, je näher sie ihr kam.
    Ein großer Mann in Rüstung stand dort wie eine Statue. Sein Haar flatterte im Wind, peitschte ihm ins Gesicht. Thanatos. Mit einem Mal fiel ihr das Atmen schwer. Oh Gott, sie konnte schon aus der Entfernung seine kalte Wut spüren. Sie glaubte nicht, dass er ihr etwas antun würde, nicht einmal

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