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Thanatos

Thanatos

Titel: Thanatos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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gar nicht in Ordnung. Sie hatte weder eine Familie noch Freunde, wenn er das richtig sah. Und eine niemals endende Liste? Hatte die Aegis denn sonst niemanden, der die Authentizität der Texte in ihrer Bibliothek überprüfen konnte?
    »Wie darf ich mir das vorstellen? Schließen sie dich im Hauptquartier ein und zwingen dich, zu tun, was sie wollen?«
    Regan zuckte zusammen, als hätte er sie mit einer Nadel gestochen. »Selbstverständlich nicht. Das mache ich freiwillig. Ich habe Glück, überhaupt dort leben zu dürfen. Normalerweise tötet die Aegis Menschen wie mich.«
    »Menschen wie dich?« Als sie mit offensichtlichem Unbehagen auf ihren Teller hinabschaute, mäßigte er seine Stimme. »Regan? Du kannst es mir sagen. Es gibt nichts, was ich nicht schon mal gehört hätte.«
    Eine ganze Weile saß sie nur so da. Ihr Körper war angespannt, und er wusste, dass sie bereit war, beim kleinsten Anlass aufzuspringen und davonzulaufen. Ganz langsam streckte er die Hand aus und legte sie auf ihre, streichelte sie mit denselben Bewegungen, mit denen er immer Styx beruhigte. Traurig, dass das Einzige, worauf er zurückgreifen konnte, seine Fähigkeit war, sein Pferd zu beruhigen, aber Frauen waren ihm einfach fremd. Er kannte nur Limos näher, und sie war nicht gerade eine typische Frau, ganz egal, wie sehr sie das auch sein wollte. Außerdem hatte sie sich meistens an Reseph gewandt, wenn sie Trost brauchte.
    Nach und nach entspannte sich Regan wieder. »Meine Eltern waren Wächter. Aber mein Vater war von einem Dämon besessen, und er schwängerte meine Mutter, als er unter dem Einfluss des Dämons stand. Ich bin aber kein Dämon«, fügte sie rasch hinzu, und er lächelte.
    »Das weiß ich. Du bist ein
Kamborian

    Ihr Kopf schnellte hoch. »Ich bin kein Kambion.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ein Kambion ist ein Kind, das einer Union von Mensch und Dämon entspringt. Du hingegen bist ein
Kamborian
. Im Grunde ist es so: Das überaus menschliche Sperma deines Vaters war von dämonischer Energie durchdrungen. Du bist also kein Dämon, aber du besitzt einige der Eigenschaften und Fähigkeiten des Dämons. Und vermutlich auch einige Anfälligkeiten.«
    Sie runzelte die Stirn. »Ich vertrage die meisten Medikamente nicht.«
    »Wie ich gehört habe, vertragen viele Dämonen keine menschlichen Medikamente. Es ergibt also durchaus Sinn, dass du unter ein paar abnormalen Allergien leidest.«
    »Ich finde es nur komisch, dass die Aegis den Begriff für das, was ich bin, nicht kannte.«
    Er stieß ein Schnauben aus. »Der Aegis ist das vollkommen egal. Wenn sie Babys töten, die von einem besessenen Elternteil abstammen, brauchen sie dann wirkliche einen Namen für sie?«
    Ihr wütender Blick verriet ihm, dass sie für Kritik an ihren Leuten noch nicht bereit war. Vor allem nicht, wenn sie von ihm kam. »Wir haben schon einen Namen für sie. Nur nicht den, den ihr benutzt.«
    »Ach ja? Und wie nennen die Wächter Menschen wie dich?«
    Sie wandte den Blick ab. Augenblicklich überkam ihn eine Wut, die so stark war, dass er fühlte, wie sich die Seelen in ihm zu regen begannen, obwohl er seine Rüstung gar nicht trug.
    »Dämonenscheiße.«
    Er vermochte das rasselnde Knurren, das in seiner Brust aufstieg, nicht zurückzuhalten. »Sie nennen dich
Dämonenscheiße

    »Nein.« Sie schüttelte heftig den Kopf – ein viel zu vehementes Dementi. »Ich meine, nicht … es ist schon eine Weile her.«
    »Vielleicht sagen sie es dir nicht ins Gesicht, aber der Begriff existiert. Du hörst es, aber dann sehen sie dich an und sagen: ›Oh, aber ich hab doch nicht dich gemeint.‹ Stimmt’s?«
    Wieder leugnete sie mit einem Kopfschütteln. »Du weißt doch gar nicht –«
    »Oh doch«, unterbrach er sie. »Ich weiß es. Niemand hat mich je derartig angegriffen und es lange genug überlebt, um es zu bedauern, aber ich habe es schon eine Million Mal in meinem Leben gesehen.«
    »Thanatos?
Thanatos

    »Was?«, blaffte er.
    »Deine Augen leuchten, und der ganze Tisch wackelt.«
    Er hätte am liebsten jeden Wächter in Stücke gerissen, der ihr je wehgetan hatte. Das ergab keinen Sinn, da er ihr ja eigentlich selbst hatte wehtun wollen, aber in letzter Zeit ergab so vieles von dem, was er fühlte, keinen Sinn.
    Gott, kein Wunder, dass sie immer nur arbeitete, statt unter Leute zu gehen. Ihre Freizeit mit ihren Kollegen zu verbringen wäre ungefähr genauso amüsant, wie eine verstopfte Toilette mit einem Teelöffel freizumachen.
    An

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