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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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Gleichgültigkeit vorzutäuschen, er sah sie bewusst nicht an
und sein einziges Auge verfolgte den unsicheren Flug eines Falters, der um die Deckenlampe des Pavillons flog.
    »Viyyan Lise hat nichts damit zu tun«, erwiderte sie aufgeregt.
    »Nein, vielleicht nicht«, erwiderte Morosilvo und vergrub die Hände in den Taschen seiner braunen Weste. »Aber ich erlaube mir trotzdem, mich zu fragen, was du dem Oberhaupt der Gilde gegeben hast, damit er dich all die Jahre nicht ins Gefängnis geworfen hat. Wo er doch stets genau wusste, wo du dich versteckst. «
    Ametista war gereizt. Sie drehte ihm den Rücken zu und lehnte sich an die Begrenzungsmauer der Terrasse. »Ich habe meine Allianzen geschlossen«, sagte sie. »Wie alle. Aber ich sehe nicht ein, warum ich dir etwas darüber erzählen sollte. Solltest du mich für eine halten, die sich an ein mächtiges Staatsoberhaupt verkauft, nur weil es ihren Zwecken dient, hast du dich geirrt, Morosilvo Dan. Ich erlaube niemandem, mich so zu beleidigen, wie du es gerade tust!«
    »Und ich soll dir also erlauben, nach deinem Belieben meine Gedanken zu beeinflussen? Da hast du dich aber auch geschnitten, Lady Ametista. Ich habe wenigstens das bisschen Anstand, es dir offen ins Gesicht zu sagen: Ja, ich glaube wirklich, dass du so eine bist, die sich verkauft, wenn es ihr nützt. Und ich bin überzeugt, dass du deinen Körper wirklich an das Oberhaupt der Gilde verkauft hast, und an ein paar seiner Wachen dazu.«
    »Wage es nicht!« Ametista hatte sich ruckartig zu ihm umgedreht und verzog den Mund so voller Zorn, dass man ihre weißen Zähne aufblitzen sah. In ihren Augen lag ein wildes Funkeln. »Ich gestatte dir nicht, so über mich zu sprechen. Nur weil du keine Ahnung von Würde hast, bedeutet das noch lange nicht, dass ich nicht sorgfältig auf meine achte. Du weißt gar nichts von mir, Morosilvo. Und nur wenig könnte mich so beleidigen wie die Vermutung, ich wäre einem wie Viyyan Lise gefällig gewesen !«
    Morosilvo presste sich noch stärker an den Türpfosten, seine
Silhouette hob sich deutlich und dunkel vom Rahmen ab. »Aber du hast mich zu deinem eigenen Vorteil verführen wollen. Nicht gerade ein Beweis dafür, dass du sehr auf deine Würde achtest.«
    Es war nur eine Frage von Sekunden. Morosilvo wusste genau, dass sie keine weitere Bemerkung mehr hinnehmen würde, und hatte auf seine Provokation eine unkontrollierte Reaktion erwartet. Doch als Ametista schließlich handelte, war er vollkommen überrascht, wie schnell und heftig sie das tat. Die Faunin zog aus den Falten ihres Gewandes ein Klappmesser, und im nächsten Augenblick fand sich Morosilvo mit dem Rücken am Türpfosten wieder, ihr Gesicht ganz nah an seinem und eine kalte Messerklinge an der Kehle.
    Ametistas Hand zitterte nicht, während sie ihn bedrohte. »Nenn mir nur einen Grund, warum ich dir jetzt nicht die Kehle durchschneiden soll«, zischte sie. Selbst so wütend war sie noch schön.
    Er lächelte sie an und bemerkte zufrieden, dass sie das noch mehr in Rage brachte. »Ich nenne dir auch mehr als einen, wenn du willst. Erstens bezweifle ich sehr, dass der Magus, der Unsterbliche und der Drache dir das durchgehen ließen, und die drei gemeinsam kannst du nicht schlagen. Und zweitens: Du glaubst doch nicht etwa, dass ich hier unbewaffnet herumlaufe?«
    Ametista fluchte. Morosilvo hatte ebenfalls ein Messer gezückt, das dem ihren sehr ähnlich war, und drückte es zwischen ihre Rippen. Sie funkelte ihn wütend an, ohne die Klinge von seiner Kehle zu nehmen. Ihr Atem ging heftig und unregelmäßig. »Ob du bei einem Duell der Schnellere wärst, wage ich zu bezweifeln. «
    »Da gibt es nichts zu bezweifeln«, erwiderte er und sein verächtlicher Tonfall überstieg jedes erträgliche Maß. »Ich bin es. Obwohl ich zugeben muss, dass du schnelle Reflexe hast. Aber es hatte doch seine Gründe, warum man mich in dem tiefsten Kerker des Höllenlochs eingesperrt hat. Du hast vielleicht deine geheimen, dunklen Künste benutzen können, um mich reinzulegen, aber wenn es um Waffen geht, kannst du dich nicht mit mir messen.«

    Er hatte das alles in ruhigem Ton gesagt, wie jemand, der von seinen Worten überzeugt war, und Ametista bezweifelte nicht, dass er recht hatte. Sie zog das Messer zurück und steckte es ein, während sie voller Verachtung einige Schritte von ihm abrückte. Nichts in ihrer Umgebung störte die Ruhe von Adamantina. Morosilvo betrachtete kurz das Messer in seiner Hand, dann ließ er

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