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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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von wem auch immer gefangen nehmen zu lassen, gefiel ihm ganz und gar nicht, selbst wenn es nur für kurze Zeit war. Er unterdrückte einen Fluch, als sie eine enge Stelle erreichten, wo sie noch tiefer durchs Wasser waten mussten, um weiterzukommen. Morosilvo war froh, dass seine Stiefel
kein Wasser durchließen, die sich als ausgezeichneter Ersatz für seine Galoschen herausgestellt hatten. Am schwierigsten war es für Arinth, der jetzt für seine geringe Körpergröße büßen musste und dessen Hosen nass wurden. Morosilvo sah, wie er mühsam hinter Ametista ging und sich vorwärtsschleppte, auf alle Zwölf Götter fluchte und dabei versuchte, seinen Umhang hochzuhalten. Da kam ihm eine Idee.
    »He, Arinth!«, rief er ihn und alle drehten sich erstaunt um, denn die allgemeine Stimmung war nicht gerade heiter und sie waren bis eben beinahe schweigend vorwärtsgegangen. »Soll ich dich auf den Rücken nehmen?«
    Es hatte ein Scherz sein sollen und er erwartete, dass der Gnom ihn mit Beschimpfungen überschütten würde, was wenigstens eine Möglichkeit wäre, die Anspannung abzubauen. Doch zu seiner Überraschung ließ Arinth den Saum seines Umhangs los, der leicht auf der Wasseroberfläche aufklatschte, und senkte einmal kurz seinen Kopf mit den aschblonden Haaren. »Einverstanden«, stimmte er zu. »Aber wenn du auch nur einmal versuchst, mich fallen zu lassen, wirst du mich kennenlernen!«
    Morosilvo blieb also stehen, lud sich den Gnom rittlings auf den Rücken, und als er loslief, kam ihm der Gedanke, dass sie ein ziemlich lächerliches Bild abgeben mussten; und doch war ihm etwas Besseres gelungen, als nur die Anspannung zu entladen, er hatte es geschafft, ihrer Lage die Dramatik zu nehmen. Pelcus machte eine witzige Bemerkung über Leute mit zu kurzen Beinen und wurde sofort von Ametista zurechtgestutzt, die ihn darauf hinwies, dass seine ja auch nicht gerade ungeheuer lang waren. Arinth zappelte auf Morosilvos Rücken herum und forderte beide auf, sie sollten still sein. Und Morosilvo sagte ihm, er solle mit dem Strampeln aufhören, sonst würde er ihn runterwerfen. Alle sahen einander an, als bemerkten sie jetzt, wie abgerissen und übel zugerichtet sie eigentlich wirkten. Einen kurzen Moment später platzte Pelcus mit seinem dröhnenden Zwergenlachen los und die anderen stimmten ein.

    Ein wenig überrascht stellte Morosilvo fest, dass sie zum ersten Mal gemeinsam lachten. Und wenn ihm jemand erzählt hätte, wie und unter welchen Umständen, hätte er ihn für einen Lügner gehalten. Vielleicht hatte gerade in diesem Moment ihre offensichtliche Verzweiflung sämtliche Schranken des gegenseitigen Misstrauens niedergerissen, das selbst ihren langen Aufenthalt in Adamantina überdauert hatte. Morosilvo dehnte dieses Lachen so lange wie möglich aus, um es ganz zu genießen. Sie passierten gerade eine enge Stelle zwischen zwei Hügeln, der Fluss war hier wieder flacher, jetzt musste er Arinth bestimmt nicht mehr tragen, und doch er hatte keine Eile, ihn abzusetzen, sondern lachte immer noch.
    »Dürfen wir auch erfahren, was es zu lachen gibt?«.
    Bei dieser Frage blieb Morosilvo und den anderen das Lachen in der Kehle stecken, das war nicht die dröhnende Stimme des Magus, ja sie ähnelte ihr nicht einmal. Zunächst einmal kam sie von oben, und obwohl der Magus sie alle überragte, war er doch nicht so groß, um diese Wirkung zu erzielen. Und außerdem klang sie anders. Es war eine Frauenstimme und zunächst hatte Morosilvo gedacht, es wäre Ametista, aber die Faunin ging genau vor ihm und war ganz gewiss nicht irgendwo über ihm und gesagt hatte sie auch nichts. Arinth schaute als Erster auf und trat Morosilvo mit der Ferse in die Seite, um ihn auf sich aufmerksam zu machen. Morosilvo folgte mit dem Blick seinem ausgestreckten Arm und sah auf den beiden Hügelkämmen zwei Reihen schwarz gekleideter Gestalten, deren Gesichter hinter Tüchern verborgen waren und die mit zahlreichen Bogen auf sie zielten.
    »Ich glaube, wir haben die Shardari gefunden«, erklärte Arinth.
    »Das stimmt so nicht«, verbesserte ihn Morosilvo. »Sie haben uns gefunden.«
    Obwohl sie keine Antwort erhielten, schossen die Krieger nicht auf sie, wofür Morosilvo sehr dankbar war. Vielleicht hatte der Magus sie aufgehalten, der wie üblich allen voranging und nun vor den schwarzen Gestalten stand, als wolle er verhandeln.
Womöglich hatte man sie auch einfach als zu abgerissen eingestuft, um eine echte Bedrohung zu sein. Morosilvo

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